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Messertänzerin

Messertänzerin

Titel: Messertänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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nur Platz für zwei ist«, erwiderte Divya. »Es wird ein bisschen eng, aber … du solltest Roc zuhören, wenn ihr Zeit habt zu reden. Geh mit ihm! Bitte!« Sie warf Roc noch einen verzweifelten Blick zu. »Du musst auf sie aufpassen!«
    Dann wandte sie sich um und wollte loslaufen. Als Roc sie am Arm festhielt, stöhnte sie auf. »Ich kann klettern. Ich kann mich verstecken. Mir passiert schon nichts.«
    »Du willst in den Westturm, nicht wahr?«
    Divya bemühte sich um ein zuversichtliches Lächeln. »Ich bin doch nicht verrückt. Das planen wir beim nächsten Mal zusammen.«
    Damit riss sie sich los und lief beinahe lautlos über die Agida zurück bis zu einer Leiter, auf der sie nach oben kletterte.

Magie
    Der Westturm war praktisch uneinnehmbar! Divya hatte ihn schnell gefunden, sie gab sich auf der Agida als Dienerin des Goldschmieds aus, dem sie dringend eine Nachricht überbringen sollte, und man wies ihr mit skeptischer Miene, aber höflich den Weg.
    Nun jedoch blickte sie auf den Holzsteg, der hier abrupt im Nichts endete. Ein paar Schritte weiter befand sich der einzige Zugang zum Turm: eine breite, geschlossene Holztür, vor der zwei Wachen postiert waren. Und die sahen nicht so aus, als würden sie auf die Geschichte mit dem Goldschmied hereinfallen.
    Deprimiert suchte sich Divya einen Ort, an dem sie sich verstecken konnte. Aber das war schwieriger, als in Bewegung zu bleiben, denn ständig tauchten Diener auf, und es fiel Divya nicht leicht, ihnen immer wieder ungesehen auszuweichen. Die Räume des Palastes kannte sie hingegen nicht, und sie wagte nicht, die Türen einfach durchzuprobieren. Schließlich kam sie auf die am nächsten liegende Idee: Als zwei junge Dienerinnen mit Putzlappen und Eimern auf der Agida des ersten Stockwerks auftauchten, sprach Divya sie an.
    »Seid gegrüßt. Gora hat mir gesagt, ich soll euch helfen, damit ich von euch lernen kann. In meinem letzten Haushalt war ich fast nur in der Wäscherei.«
    Die Kleinere der beiden warf einen Blick auf Divyas Hände und nickte. »Sehe ich schon. Aber glaub mir, leichterist das Putzen auch nicht, Voljana sieht jedes Staubkörnchen, das übrig ist.«
    Divya vermutete, dass das der alte Drachen war, den sie mit Roc getroffen hatte.
    »Hilfe können wir brauchen, aber hat Gora dir keinen Lappen mitgegeben?«
    Divya schüttelte den Kopf.
    »Na ja, die denkt eigentlich nie an etwas. Komm einfach mit.«
    Divya half den beiden den ganzen Nachmittag lang, die Schlafräume im ersten Stock des Westflügels zu putzen, und die Mädchen waren äußerst zufrieden mit ihr.
    »So flink, wie du bist, wird Voljana dir demnächst den ganzen Flügel allein geben«, sagte die Kleinere mit übertriebener Bewunderung. »Vielleicht kannst du ja allein weitermachen, während wir frisches Wasser holen.«
    Aus dem Kichern der beiden, als sie den Raum verließen, schloss Divya, dass sie sich sehr viel Zeit mit ihrer Rückkehr lassen würden. Auf diese Gelegenheit hatte sie gewartet.
    Inzwischen waren ihr die Anordnung der Schlafräume und ihre Belegung bekannt. Und vorhin hatte sie einen Raum für einen Gast bereit gemacht, der erst morgen erwartet wurde. Kurz entschlossen ließ sie ihr Putzzeug stehen, ging zu jenem Schlafraum zurück und schloss ihn von innen ab – das Zeichen für die Dienerschaft, dass ein Gast nicht gestört werden wollte. Dann öffnete sie ein Fenster und blickte an der Außenfassade nach oben. Der Turm befand sich ein Stück links von hier, aber dieses Zimmer war ein guter Ausgangspunkt für das, was sie vorhatte. Nun musste sie nur noch auf die Dunkelheit warten, die ihr Deckung geben würde.Die Nacht kam für Divyas Geschmack viel zu zögerlich. Alles in ihr drängte sie, das Geheimnis des Turms zu lüften, damit sie endlich zu Jolissa gehen und offen über alles mit ihr reden konnte. Ohne Heimlichkeiten und ohne Angst vor Maita oder Warkan. Aber noch wichtiger war es, den selbstherrlichen Fürsten endlich zu stürzen, und diese Möglichkeit lag heute Nacht in so greifbarer Nähe wie noch nie.
    Divya legte ihre Kletterausrüstung an und schwang sich aus dem Fenster. Die Mauer hatte genügend Vorsprünge, um ihr Halt zu bieten, allerdings war es eindeutig die höchste Wand, an der sie je geklettert war. Nach etwa der Hälfte beging sie den Fehler, sich umzudrehen und in die Tiefe zu sehen. Ihre Finger und Füße verkrampften sich, und sie war überzeugt davon, niemals mehr weiterzukommen.
    »Wenn du die Angebote der Wand annimmst, ist

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