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Messertänzerin

Messertänzerin

Titel: Messertänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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zusammengearbeitet, damit Maita gezwungen war, eine Wache zu dulden. Und dafür habt ihr Seluria umgebracht? Um es echter aussehen zu lassen?«
    Tajan wich ihrem Blick aus und schritt langsam den Kreis des Turms ab. »Er war kein Sujim, nicht beherrscht genug für den Auftrag. Warkan hat ihn mir zugewiesen, weil er ihm vertraute. Aber er hat die Nerven verloren.«
    Seine heisere Stimme zeigte Divya, wie schwer ihm seine Worte fielen. »Was er getan hat, tut mir leid. Ein Mord war nicht geplant, und ich wünschte, ich hätte ihn verhindern können.«
    »War er die Person auf dem Dach, mit der du dich manchmal nachts getroffen hast?«, fragte Divya leise, und sie begann zu begreifen.
    »Nein«, sagte Tajan, der seine Runde durch den Rauminzwischen beendet hatte. Auf der anderen Seite des Lochs, neben Divya, lehnte er sich gegen die abgebrochenen Ziegel und sah in die Ferne. »Der Mann auf dem Dach war ein befreundeter Sujim, der meine Beobachtungen an Warkan weitergeben sollte. Ein Freund aus meiner Kindheit, schon unsere Väter waren Freunde.«
    Er seufzte schwer und rang offenbar nach Worten. »Hast du dich deshalb für einen Mord anwerben lassen? Weil du erfahren hast, dass ich … mitverantwortlich war für den Tod Selurias?«
    Divya schwieg. So einfach war es nicht. Aber wie sollte sie Worte dafür finden?
    »Du hast mich fallen gelassen, weil ich eine Tassari bin«, sagte sie mit Bitterkeit in der Stimme. »Tassari – das Volk, das Warkan vernichten will. Vielleicht habe ich geglaubt, dass du von seinem Plan weißt und ihn gutheißt. Vielleicht hatte ich genügend Gründe, um zur Mörderin zu werden.« Divya sah Tajan ernst an. »Du weißt am besten, dass ich das Ziel treffe, wenn ich es treffen will. Warum konntest du mir dann nicht einfach vertrauen?«
    Tajans Stimme war leise, beschwörend. »Du hast meine Lanze an deinen Hals gesetzt, als könnte ich ihn sonst verfehlen. Glaubst du, ich hätte ihn verfehlt, wenn ich dir nicht vertraut hätte?«
    Seine rechte Hand löste sich von den Steinen und berührte ganz leicht ihre linke, aber Divya wich ihm aus. Langsam glitt sie mit der Schulter an der Wand entlang nach unten und setzte sich, das Gesicht dem Sonnenaufgang zugewandt.
    Ohne Tajan noch einmal anzusehen, begann sie zu erzählen. Von Maitas Auftrag und den Zweifeln hinter derBühne. Von ihrer Flucht mit Roc, dem Gespräch mit Keiroan und der schrecklichen Erkenntnis, was Warkan mit den Tassari vorhatte. Tajan versuchte, sie mit einem Laut des Unglaubens zu unterbrechen, aber Divya fuhr einfach fort. Sie redete von den Rebellen, dem Einbruch ins Laboratorium und dem Buch der Erfindungen. Und in aller Ausführlichkeit von dem Magier, der mit einer Unzahl von Lichtern und ein paar Silberplatten Menschen beeinflussen konnte. Als Divya geendet hatte, war es lange still. Sie beide ließen ihren Blick über die Dächer wandern, wie früher. Nur diesmal war es nicht mehr Nacht, sondern das Licht kroch langsam, Stein um Stein, vorwärts und erreichte schließlich auch den Turm. Divya schloss die Augen, als das tiefe Orange über ihre Wangen strich und sie wärmte. Und doch fror ein Teil von ihr.
    Tajans Schweigen war es, das ihr das Gefühl von Einsamkeit zurückbrachte. Vielleicht war einfach zu viel geschehen, sodass Worte ihn nicht mehr überzeugen konnten? Vielleicht war auch die Freundschaft zwischen ihnen Einbildung gewesen? Selbst der Kuss mochte ein Ausrutscher gewesen sein. Nichts, was man bei Tageslicht noch einmal erwähnen musste.
    Tajan sah sie noch immer nicht an.
    »Mein Leben lang habe ich davon geträumt, ein Sujim zu sein, und ich habe alles dafür getan, einer zu werden. Mein Vater wollte, dass ich eines Tages den Befehl über die Palastwache übernehme. Beides habe ich erreicht, mit gerade mal zweiundzwanzig Jahren. Und heute habe ich beides weggeworfen.«
    Divya musterte ihn traurig. Seine muskulösen Arme, sein markantes Kinn, sein hellbraunes, leicht lockiges Haarund seine dunklen Augen, in denen sich jetzt das Feuer der Sonne spiegelte. Ihn anzusehen tat weh, vor allem weil sie sicher war, dass der endgültige Abschied kurz bevorstand.
    »Ich kann dich verstehen«, sagte Divya sanft. »Danke für das, was du heute getan hast. Und es tut mir unendlich leid, dass es so weit kommen musste.« Sie stand zögernd auf. »Vielleicht hättest du mich einfach verhaften sollen. Wer weiß, wie oft ich mich noch vor den Wachen verstecken kann?«
    Tajan schnellte herum. »Wie kannst du so etwas sagen?«

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