Messi
durch Südkorea, Japan und China im Juli 2004 gedulden müssen, bis er sich wieder das Leibchen der Profimannschaft überstreifen darf.
In der Zwischenzeit hat es beim Futbol Club Barcelona eine Reihe von Veränderungen gegeben. Am 15. Juni 2003 wurde Joan Laporta zum neuen Vereinspräsidenten gewählt. Frank Rijkaard ist nun Trainer der Profimannschaft, und am 21. Juli präsentierte man Ronaldinho vor 30.000 Menschen im Camp Nou als den neue Messias.
Nach dem annus horribilis der Saison 2002/03 (Viertelfinal-Aus gegen Juventus Turin in der Champions League, Niederlage gegen den damaligen Drittligisten FC Novelda in der Copa del Rey, sechster Platz in der Liga mit 22 Punkten Rückstand auf Meister Real Madrid, dazu mit Louis van Gaal und Radomir Antić zwei Trainer sowie mit Joan Gaspart und Interimspräsident Enric Reyna zwei Präsidenten) hoffen die Vereinsmitglieder nun darauf, dass sich die Lage bessern wird und man gegenüber dem Rivalen Real Madrid wieder Boden gutmachen kann. Ein Richtungswechsel muss her. Und der Wechsel kommt: nicht nur in der Profimannschaft, sondern auch in der Jugendabteilung. Joaquím Rifé wird als deren Leiter entlassen, und an seine Stelle tritt Josep Colomer. Er ernennt im Laufe seiner Amtszeit Ángel Guillermo Hoyos zum Trainer der Juvenil B mit ihrem 87er Jahrgang. Hoyos ist Argentinier und war einst Flügelspieler bei Talleres Córdoba, Gimnasia y Esgrima la Plata, den Boca Juniors, den Chacarita Juniors Buenos Aires, dem chilenischen Klub Everton de Viña del Mar, dem venezolanischen Verein Deportivo Táchira und in Spanien bei Real Madrid Castilla, der zweiten Mannschaft Real Madrids. Hoyos und Messi verstehen sich auf Anhieb. Sie unterhalten sich über Fußball und natürlich über Leos Leidenschaft für Newell’s. Einen ersten Eindruck von seinen fußballerischen Qualitäten gewinnt der Trainer Anfang August 2003 auf japanischem Boden. Dort nimmt die Juvenil B an der Toyota International Youth Under 17 Football Championship teil, einem international besetzten Jugendturnier. „Als wir ankamen, machten wir zur Auflockerung ein leichtes Training“, erzählt Hoyos. „Nichts besonders Hartes, und nichts, was tief blicken ließ. Aber nach fünf Minuten traute ich meinen Augen kaum. Natürlich hatte man mir von ihm erzählt. Trotzdem war ich überrascht, mit welcher Leidenschaft Leo dabei war.“
Während des ersten Spiels gegen Feyenoord Rotterdam in Aichi sollte sich dieser erste Eindruck bestätigen. 15 Minuten nach dem Anstoß liegt Barcelona bereits mit einem Tor hinten. Leo fordert den Ball, tanzt vier Verteidiger und den Torhüter aus und legt Songo’o den Ball zum Einschuss vor. Hoyes kann es kaum fassen: Zum einen überrascht ihn die Großzügigkeit des Jungen, dem der Egoismus vieler anderer in seinem Alter (und darüber hinaus) fremd ist, zum anderen staunt er über dessen Klasse.
Am Ende wird man Leo zum Spieler des Turniers wählen. Diese Auszeichnung soll er noch viele Male erhalten, so beim 23. Jaume-Serra-Gedächtnisturnier in Sitges, nahe Barcelona, beim dritten Salvador-Rivas-Miró-Gedächtnisturnier in Sant Vicenç de Montalt, ebenfalls in der Nähe von Barcelona, sowie beim Torneo dell‘Amicizia, das Ende August in San Giorgio della Richinvelda in der italienischen Provinz Pordenone ausgespielt wird. Dort besiegt Barcelonas Juvenil B den AC Parma, eine Auswahl der gastgebenden Region Friaul-Julisch Venetien, Hansa Rostock, Eintracht Frankfurt und den FBC Treviso und schlägt im Finale Juventus Turin mit 4:0. Insgesamt schießt die Truppe 35 Tore. Trotzdem kann sich Leo einen verschossenen Strafstoß nicht verzeihen. Zunächst versucht Hoyes ihn mit den Worten zu trösten, dass der Torwart irgendwann seinen Kindern und Enkelkindern erzählen könne, dass er einmal einen Strafstoß des größten Spielers der Welt gehalten habe. Dann lässt er ihn täglich Strafstöße üben und erklärt ihm, dass er im Lauf einer Saison fünf- oder sechsmal vom Elfmeterpunkt antreten müsse und es jedes Mal um alles gehen könne, etwa bei einem Meisterschaftsspiel oder einem wichtigen Turnier. Diese Worte werden Leo wieder in den Kopf kommen, als Argentinien dank zweier von ihm verwandelter Strafstöße die U20-WM gewinnt.
Nichtsdestotrotz wird die erfolgreiche Partnerschaft von Hoyos und Messi – mit nur einer einzigen Niederlage gegen Real Madrid beim José-Luis-Ruiz-Casado-Sant-Gedächtnisturnier – nicht lange währen. Nach der Saisonvorbereitung ist Schluss. Denn
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