Messi
Torhüter Jean-Jacques Tizié mit der ersten Ballberührung überwindet. Messi sieht ferner, wie die ivorischen „Elefanten“ sich wehren, sich erfolglos Chancen herauszuspielen versuchen und es erst gegen Ende wie gewöhnlich durch Didier Drogba schaffen, die vom tadellosen Roberto Ayala organisierte argentinische Verteidigung zu durchbrechen. Am Ende steht ein 2:1. Die Albiceleste scheint auch ohne Leo auf einem guten Weg zu sein. In seinen Kommentaren zum Spiel erklärt Pekerman: „Für mich funktioniert Fußball immer auf die gleiche Weise. Ich stelle meine Erwartungen an die Mannschaft aus einer analytischen Position heraus, und nicht einfach nur aufgrund von Hoffnungen. In der Defensive haben wir in unserem ersten Spiel eine großartige Leistung abgeliefert und die gefährlichen Spieler der Elfenbeinküste ferngehalten. Es stimmt, dass uns die Präsenz gefehlt hat. Doch das Gute ist, dass wir zu keinem Zeitpunkt die Nerven verloren haben.“ Man muss nicht groß zwischen den Zeilen lesen, um zu dem Schluss zu kommen, dass er mit dem Spielverlauf zufrieden ist. Das wird auch daran deutlich, dass er gegen Serbien-Montenegro wieder die gleiche Mannschaft aufstellt – auch wenn ihm dieses Spiel trotz der Niederlage Serbien-Montenegros gegen die Niederländer einiges Kopfzerbrechen bereitet. Die einzige Ausnahme bildet Luis „Lucho“ Gonzáles, der an die Stelle Esteban Cambiassos rückt. Am 16. Juni in Gelsenkirchen muss Messi also wiederum auf der Bank Platz nehmen. Immerhin befindet er sich dort in Gesellschaft von Carlos Tévez, wird in den ersten 65 Minuten Zeuge dreier Tore und kann sich überlegen, wie viele er wohl erzielen würde. Dann aber darf er sich in seiner leuchtfarbenen Kleidung hinter der Grundlinie aufwärmen. Das ist ein vielversprechendes Zeichen. Er kehrt zur Bank zurück, wo er den Gesten und Anweisungen Pekermans folgt, bevor ihn Co-Trainer Hugo Tocalli das blaue Trikot mit der Nummer 19 überstreifen lässt. In der 74. Minute kommt er dann zu seinem WM-Debüt. Messi ersetzt Maxi Rodríguez und wird gemeinsam mit Carlos Tévez, dem anderen Youngster der Mannschaft, aufs Feld geschickt.
Auf der Tribüne wirft Maradona die Arme in die Luft und brüllt und jubelt gemeinsam mit den Tausenden argentinischer Fans. Sie singen: „Olé, olé, olé, olé, Messiiiii, Me-sssiiiii!“ Jemand hält ein Plakat hoch, auf dem das Gesicht des Flohs und daneben der WM-Pokal abgebildet sind. Darunter steht: „Dies ist mein Traum.“ Andere schwenken ein Schild mit der Aufschrift: „Er ist ein Argentinier, und er ist der Messias.“ Die Forderung eines kleinen Mädchens, das ein Plakat mit der Aufschrift „José, lass Messi spielen (bitte)“ schwenkt, wird schließlich erhört.
Bis zu diesem Zeitpunkt hat die Albiceleste ordentlich agiert und keinen Grund zur Klage geboten. Mit der Einwechslung des Flohs mit der Nummer 19 erhält die Mannschaft, die sich bereits auf ihren Lorbeeren auszuruhen beginnt, aber nochmals einen Energieschub. Messi bringt sie wieder in Bewegung und lässt sie immer stärker beschleunigen. Sie spielen ihn an, und er zieht wie ein Pfeil davon, getrieben einzig von dem Ziel, vor das gegnerische Tor zu kommen. Mit seinen tänzelnden Bewegungen veranstaltet er ein ordentliches Spektakel. Nach einem schnell ausgeführten Freistoß ist Leo am Ball und düst links vom Strafraum bis zur Grundlinie. Dort hebt er den Kopf und schiebt den Ball perfekt platziert vor das Tor, wo Crespo der serbischen Verteidigung zuvorkommt und die argentinische Torausbeute auf vier erhöht. In der 87. Minute passt Tévez zu Crespo, der den Ball zu Tévez zurückgibt. Da er bereits den fünften Treffer markiert hat, zeigt er sich großzügig und spielt Messi die Kugel in den Lauf. Dieser donnert den rechten Flügel entlang, überwindet den Verteidiger und erzielt das sechste Tor, indem er das Leder zwischen dem Pfosten und der Hand des Torhüters hindurchmogelt. Danach hält er kurz inne und zeigt auf den Spieler, der ihm den Treffer geschenkt hat. Crespo kommt angestürmt, um ihn zu umarmen, und auch die Zuschauer sind völlig aus dem Häuschen.
Messis WM-Debüt lief also großartig, auch wenn der den Ball lieber flach hält: „Ich habe nicht an mein Debüt gedacht. Ich habe mir lediglich Gedanken gemacht, wie wir ein Spiel gewinnen können, bei dem ich wirklich gerne dabei sein wollte. Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich mir auch noch keinen Kopf darüber gemacht, dass ich nun WM-Spieler geworden bin
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