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Messi

Messi

Titel: Messi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Caioli
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Dieser dringt in den Strafraum ein, hebt den Kopf, sieht den Torwart und lupft den Ball mit unglaublicher Anmut durch die Luft. Die Flugbahn ist perfekt und der Heber unerreichbar für Schlussmann Oswaldo Sánchez, der seine Hand zwar nach dem Ball streckt, aber nicht einmal mehr einen Finger an das sich unter die Querlatte drehende Leder bekommt. Leo schaut dem Ball nach, bis sich das Netz wölbt. Dann läuft er in die Kurve, um mit den argentinischen Fans zu feiern. Sein Mentor Verón erreicht ihn als Erster. Der Junge springt ihm um den Hals, während Coco auf der Bank die Arme in die Luft reißt, Beifall klatscht und überglücklich lacht.
    „Hattest du auch das Gefühl, dass man nach deinem Meisterstück hätte packen und nach Hause fahren müssen?“ „Nein, hört auf, hört doch auf. Es war ein wunderschönes Tor, mehr aber auch nicht. Wichtig ist doch nur, dass es Argentinien geholfen hat, ins Finale zu kommen.“ So lautet Messis Antwort auf die am folgenden Tag von La Nación gestellte Frage. Aber man bedrängt ihn weiter. „Meinst du, dass es das schönste Tor deiner Karriere war?“ „Kann sein, keine Ahnung, ich habe schon ein paar gute hinbekommen, so wie das gegen Getafe. Tatsache ist, dass ich es noch nicht einmal wirklich im Fernsehen gesehen habe. Alle sagen, dass es wirklich gut war: Ich erkannte, dass sich der Torwart von der Linie löste und habe es probiert. Hat prima geklappt, nicht wahr?“
    Der gute, alte Messi, unerschütterlich in seiner Bescheidenheit, auch wenn er sich das Recht auf seinen Traum vorbehält, Brasilien im Finale zu schlagen. Von Anfang an hat Leo gesagt, dass er gegen Brasilien antreten möchte, will er doch endlich das 0:3 aus einem Freundschaftsspiel zwischen beiden Ländern abhaken, das im vorangegangenen September im Londoner Wembley-Stadion stattfand. Sein Wunsch geht in Erfüllung.
    Sein Freund Ronaldinho wird nicht dabei sein, was Leo achselzuckend hinnimmt. Das Gleiche gilt für Kaká. Doch trotz dieser Personalprobleme und obwohl Brasilien das Eröffnungsspiel gegen Mexiko verloren und im Halbfinale erst im Elfmeterschießen gegen Uruguay siegreich war, ist die Seleção nach wie vor ein nur schwer zu schlagender Rivale. Darüber hinaus sind Endspiele immer eine Sache für sich. Man kann sich nie sicher sein, was passieren wird. Umso schmerzhafter dann die 0:3-Klatsche, die alle Träume und Hoffnungen Argentiniens zunichte macht. Torschützen: die Bestie Júlio Baptista, Albiceleste-Kapitän Ayala, der ein Eigentor verschuldete, und Dani Alves. Brasilien trieb die eleganten Argentinier ganz ausgezeichnet in die Enge. Im Stadion José Romero zu Maracaibo fehlte ihnen jegliche Durchschlagskraft, als wenn sie gar nicht stattfinden würden. Und Messi? „Er konnte am Spielverlauf wenig ändern“, meint Clarín . „Leo wurde von seinem brasilianischen Gegenspieler eingepfercht und blieb in seinem Labyrinth gefangen.“ Die Bilder verraten mehr als alle Kommentare: Auf dem Rasen sitzend schaut Messi ins Leere. Physiotherapeut Dady nickt ihm anteilnehmend zu. FIFA-Präsident Joseph Blatter überreicht ihm seine Medaille, die Leo beim Verlassen der Tribüne bereits abnimmt und in seiner Faust behält. Man hat ihn zum besten Nachwuchsspieler der Copa América gewählt. Aber wozu soll so etwas schon gut sein – angesichts dieser erneuten Enttäuschung bleiben nur Trauer und Wut.

31 Ein Junge unter Strom
    Gespräch mit Alfio „Coco“ Basile, ehemaliger argentinischer Nationaltrainer
    Coco sitzt an seinem Stammtisch in der hinteren Ecke des Restaurants La Raya in Buenos Aires und plaudert mit einer Gruppe von Freunden. Unter ihnen befinden sich Spieler, Journalisten und alte Bekannte – sie treffen sich regelmäßig. Deutlich ist die unverkennbar tiefe und raue Stimme des argentinischen Trainers über all dem Hintergrundrauschen und den Geräuschen klirrender Gläser und klimpernden Bestecks zu vernehmen. Der Wirt des Restaurants, Claudio Codina, der für Basile wie ein Sohn ist, unterbricht höflich die Versammlung und klinkt sich in das Gespräch über Messi ein. Basile, früher einmal Verteidiger bei Bella Vista de Bahía Blanca, hält zwischen den Fingern eine Zigarette und in der Hand ein Glas, und die Worte kommen breit und schnell aus seinem Mund.
    „Ich liebe Leo sehr, weil er ein toller Kerl ist. Er ist bescheiden, er hält sich selbst nicht für etwas Besseres, er hält sich nicht für einen Star, und der Ruhm ist ihm noch nicht zu Kopfe gestiegen. Er ist

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