Messi
Nationalmannschaft. Und wie üblich genießt er es, in seiner gewohnt offenen und ironischen Art über Fußball zu sinnieren.
Möglicherweise sind Sie der Trainer, der Maradona am besten kennt. Er war in Ihrer Nationalmannschaft, die 1986 in Mexiko die WM gewann, Sie hatten ihn 1990 in Italien beim Finaleinzug dabei und trainierten ihn außerdem in Sevilla. Jetzt stehen Sie ihm als Nationaltrainer der Albiceleste zur Seite. Kurz: Sie kennen Diego sehr gut, verfolgen aber auch Messis Entwicklung, was uns zu der Frage führt: „Ist Leo der neue Diego?“
„In Argentinien, und nicht nur in Argentinien, werden immer Vergleiche mit Maradona angestellt, sobald ein neuer Spieler auftaucht. Viele Leute wurden schon als Nachfolger Maradonas gehandelt … das Problem dabei ist, dass man immer wieder unter Beweis stellen muss, dass man sich auch auf seinem Niveau bewegt. In seinen Tagen lieferte Diego den Beleg, dass er der Beste der Welt ist. Messi ist sehr gut und befindet sich auf dem richtigen Weg, aber wenn er nicht als Führungsspieler der Mannschaft eine WM gewinnt, wird er niemals Maradonas Level erreichen. Genau wie das anderen Fußballspielern passiert ist, die nie zu Weltmeistern gekrönt worden sind. Ich denke da an Ruud Gullit, Johan Cruyff oder Michel Platini.“
Und kann Messi die WM gewinnen?
„Ich bin kein Orakel. Ich kann dazu nur sagen, dass es bis zur Weltmeisterschaft in Südafrika noch ein paar Monate hin ist und Messi sich in jeder Hinsicht noch stark verbessern kann, sowohl technisch wie von seiner Reife her.“
Unterhalten wir uns über Messis Tor gegen Getafe und Maradonas Tor gegen England, das Sie von der Bank aus miterleben konnten …
„Es sind zwei ähnliche Tore, die aber unter unterschiedlichen Umständen geschossen wurden: eines auf internationaler Ebene im Viertelfinale einer Weltmeisterschaft, das andere auf Vereinsebene im Halbfinale der Copa del Rey.“
Nun gut … aber hat Sie das erstaunt?
„Mich hat erstaunt, wie alle in Spanien wegen Messi ausgerastet sind. Die konnten über nichts anderes mehr reden. Und hier war es das Gleiche: Die haben es immer und immer wieder im Fernsehen gezeigt.“
Und in technischer Hinsicht?
„Hat mich erstaunt, wie Messi von dem Moment der Ballannahme bis zum Abschluss eine konstant fließende Kraft gezeigt hat. Maradona änderte den Rhythmus, während sich Messi immer gleich bewegt. Er macht das Gleiche wie alle Linksfüßer, wenn sie den Ball auf dem rechten Flügel bekommen: Sie ziehen dann nach innen, so haben sie für ihren Treffer die ganze Breite des Tores vor sich.“
Welches von beiden Toren mögen Sie lieber?
„Ich bleibe bei Maradonas Tor. Maradona zog die ganze Zeit Leute auf sich, und die Innenverteidiger griffen nacheinander an: erst Terry Butcher und dann Terry Fenwick. Messi dagegen lief 30 Meter, ohne getackelt zu werden. Deshalb hat er auch mehr Berührungen mit seinem schwächeren rechten Fuß. Damit führt er den Ball und macht dann mit dem linken die Seitwärtsbewegungen. Für die Verteidiger ist es sehr schwer, ihn zu kriegen, weil er geradezu tänzelnd ankommt und sich sehr schnell bewegt. Am Ende warten die Verteidiger dann in der Kette auf ihn, und das macht es ihm leichter.“
Messi und Maradona – wägen wir doch einmal ihre Qualitäten ab.
„Beide Spieler können ein Spiel entscheiden. Beide machen kurze, schnelle Schritte, sie sind schwer vom Ball zu trennen und haben einen guten Schuss.“
Können Sie sie auch in anderer Hinsicht vergleichen?
„Vergleiche sind ein ewiger Bestandteil des Fußballs. Wie oft hat man Maradona mit Pelé, Platini oder Cruyff verglichen, um herauszufinden, wer besser war? Aber die Zeiten ändern sich, wie in der Medizin ja auch. Das Wissen eines Arztes von heute ist nicht das gleiche wie vor 20 Jahren.“
Sonst noch etwas?
„Ich kenne Messi immer noch nicht besonders gut. Was Diego angeht, kann ich sagen, dass er ein Mann ist, der taktisch und technisch etwas von seinem Spiel versteht.“
30 Enttäuschung
15. Juli 2007
Trauer und Wut. Diese Gefühle bestimmen Mitte Juni Messis Gedanken und Worte. Der Grund ist ganz einfach: Barcelona hat keinen der Titel gewonnen, die man holen wollte. Von acht möglichen Titeln mussten sie sich mit dem spanischen Supercup zufriedengeben – sonst nichts. Eine wirklich miese Bilanz. Jemand wie der Floh, der immer nur gewinnen will, kann sich da nur schlecht fühlen. In einem Interview mit France Football sinniert er: „Wir erwischten
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