Messi
einen guten Start. Dann flogen wir zu früh aus der Champions League. Als wir dann dachten, dass wir den schwierigsten Teil hinter uns hätten, verabschiedeten wir uns aus der Copa del Rey. Wenn man das zusammennimmt, tut es weh.“ Von der nicht gewonnenen Meisterschaft, die sicherlich am härtesten zu verdauen war, spricht er erst gar nicht. Im Februar schien Barça die Meisterschaft quasi schon in der Tasche zu haben, während die Verfolgungsjagd von Capellos Real Madrid lediglich dazu diente, die Meisterschaft ein wenig spannend zu halten und den Medien ein Gesprächsthema zu liefern. Doch es sollte anders kommen. In den entscheidenden Momenten, vor allem gegen Betis Sevilla und gegen Espanyol, ließ Barcelona Punkte liegen und schenkte so den Titel am Ende doch noch den Königlichen. Warum hätte man Madrids letztem Punktspielgegner RCD Mallorca, der am 17. Juni im Bernabéu antrat, also keinen finanziellen Anreiz bieten sollen? (In Spanien ist es eine verbreitete Praxis, andere Mannschaften zu belohnen, wenn sie den Rivalen besiegen.) Messi sieht darin nichts Falsches, wenn es ihnen zu einem Sieg verhilft. Doch trotz aller guten Absichten und Erwartungen sollte sich das Wunder, das in der 65. Minute mit der Führung Mallorcas bei Real noch möglich schien, am Ende nicht mehr erfüllen. Und so löste sich auch die letzte Gelegenheit, die Saison zu retten, in Luft auf. Was bleibt, ist nichts als Enttäuschung. „Der Held steht ohne Belohnung da“, so die Schlagzeile in El País , denn für Messi selbst war die Saison durchaus gut gelaufen. In vielen großen Spielen spielte der Argentinier die Hauptrolle – er war es ja auch, der Real Madrids mangelnde Konsequenz zunächst mit seinem berühmten Dreierpack bestrafte. Hinzu kamen der Fuß Maradonas und die Hand Gottes II, brotlose Wunder und Tricksereien. Seine Tore und die Auszeichnung als bester ausländischer Spieler der Liga sind nichts weiter als ein mickriger Trostpreis.
Doch zum Glück geht es im Fußball ja immer weiter. Ihn erwarten noch die Nationalmannschaft und die Copa América, die Südamerikameisterschaft. Dort hat er die Chance, sich von all den Rückschlägen zu erholen, die er einstecken musste – und die Möglichkeit, bei einem bedeutenden Turnier in der Startformation zu stehen und nicht wie bei der WM in Deutschland lediglich Teil des Kaders zu sein.
Alfio „Coco“ Basile, der Nachfolger auf José Pekermans Posten, baut auf ihn. Er weiß, wie viel der Floh der Nationalmannschaft geben kann. Messi spielt eine zentrale Rolle in seinen Plänen, Basile will die Fehler seiner Vorgänger nicht wiederholen. Zur Vorbereitung auf die Kontinentalmeisterschaft in Venezuela beruft er ihn für eine Kurztournee nach Europa, wo man in Bern und Barcelona auf die Schweiz und Algerien trifft. Die ganze Welt ist sich sicher, dass Messi bei der Südamerikameisterschaft eine Führungsrolle übernehmen wird. In einer entsprechenden Umfrage auf der offiziellen Website des Turniers gewinnt Leo mit deutlichem Vorsprung (33 Prozent der Stimmen) und verweist den Chilenen Matías Fernández und den Venezolaner Juan Arango auf die Plätze. Der Brasilianer Robinho von Real Madrid, der am Ende zum besten Spieler gewählt und mit sechs Treffern als bester Torschütze ausgezeichnet wird, landet mit nur acht Prozent ganz unten auf der Liste.
Vier Tage vor Argentiniens erstem Spiel gegen die USA feiert Messi in Maracaibo seinen 20. Geburtstag, und die Medien schwatzen ihm einen recht offensichtlichen Wunsch ab: „Die Copa América zu gewinnen und der beste Torschütze zu werden.“ Argentinien hat seit 1993 nicht mehr gewonnen, und der Druck und die Erwartungen sind dementsprechend hoch. Das gilt insbesondere für Messi, um den jetzt, anders als 2006 in Deutschland, selbst der Kader und der Trainer einen ziemlichen Wirbel machen. Coco stellt ihm sogar einen Mentor zur Seite: Juan Sebastián „Brujita“ Verón, die „kleine Hexe“ (in Anspielung auf seinen „Bruja“, „Hexe“, genannten Vater Juan Ramón Verón). Der 32-jährige Spieler, der bereits für Boca, Sampdoria Genua, den AC Parma, Inter Mailand, Lazio Rom, Manchester United und den FC Chelsea aktiv gewesen ist und nun bei seiner ersten Liebe Estudiantes de La Plata in Argentinien wieder an alte Erfolge anknüpfen kann, gibt dem 20-jährigen Messi auf und neben dem Platz seinen Rat. Er verteidigt Leo auch gegen Anschuldigungen, dass er ein arroganter Solist sei. „Messi ist scheu. Er hängt nicht mit
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