Metabolic Balance - Das Stoffwechselprogramm
einen Stuhldrang verspürt, wie es bei den Säuglingen ja noch der Fall ist. Immer, wenn sie etwas zu essen bekommen haben, ist eine halbe Stunde bis eine ganze Stunde später die Windel voll. So wäre auch unser normales Verdauungsverhalten. Und das liegt am Gastrin, weil es den Muskeltonus im Dickdarm erhöht und dadurch den Stuhldrang auslöst, der uns Erleichterung verschafft.
▶ Des Weiteren regt das Magenhormon Gastrin die Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse an, das blutzuckersenkende Hormon Insulin zu produzieren. Dieser Effekt, der auch durch weitere Hormone wie Sekretin, GLP-1 (Glukagon-like Peptid-1) und GIP (Glukoseabhängiges Insulinotropes Peptid, was früher als »gastroinhibitorisches Peptid« bezeichnet wurde!), hervorgerufen wird, ist neben einem niedrigen Blutzuckerwert für den Großteil der Insulinausschüttung bereits in der kephalen Phase der Verdauung verantwortlich.
Serotonin
Ein weiteres Hormon, das in der Magenschleimhaut gebildet wird und ebenfalls den Muskeltonus erhöht, ist das Serotonin. Serotonin - wir kennen es als Glückshormon (siehe Seite 292) - wird in sehr vielen Zellen und unter anderem auch in der Magenschleimhaut produziert.
Histamin
Histamin ist dem Hormon Gastrin in seiner Wirkung sehr ähnlich. Histamin wird auch im Antrum, in der Magenhöhle, produziert, und zwar in den sogenannten H-Zellen. Es aktiviert ebenfalls die Belegzellen, Salzsäure zu produzieren und sorgt dafür, dass der Muskeltonus erhöht wird. Histamin bindet sich an die sogenannten Histaminrezeptoren in den Belegzellen, und dadurch wird die Salzsäureproduktion sehr stark stimuliert. Die Medikamente Cimetidin und Ranitidin, die diese Histaminrezeptoren blockieren, waren ein großer Durchbruch in der Behandlung von Magengeschwüren in den 1970er Jahren. Durch die Blockierung der Histaminrezeptoren bildet der Magen praktisch kaum mehr Salzsäure, und die Magengeschwüre der Betroffenen heilten aus.
Somatostatin
Im Magen, in den D-Zellen des Antrums, und auch im Zwölffingerdarm wird das Wachstumshormon Somatostatin hergestellt und zwar, wenn der pH-Wert auf Werte unter pH 3 absinkt. Das Somatostatin bewirkt im Verdauungsprozess genau das Gegenteil: Es senkt die Salzsäure-, Gastrin- und die Histaminproduktion und erhöht dann in der Bauchspeicheldrüse
die Bikarbonat-Produktion. So sorgt Somatostatin dafür, dass basische Substanzen in den Magen hineinkommen, wenn der Magen zu sauer wird. Es ist ganz ähnlich wie beim Autofahren: Man kann Gas geben, doch wenn es zu schnell wird, muss man auch eine Bremse haben. Gastrin und Histamin geben Gas für die Verdauung, und wenn es zu schnell geht oder zu viel Säure da ist, dann kommt das Somatostatin und bremst wieder etwas aus - so wird immer die richtige Balance gehalten. In der Bauchspeicheldrüse veranlasst das Wachstumshormon Somatostatin eine Vermehrung der Pankreassekretion, und im Dünndarm drosselt es etwas die Blutzufuhr, so dass die Absorption von Nahrungsmitteln eher etwas unterbleibt. In der Gallenblase unterdrückt es deren Kontraktion und das Freisetzen von Gallenflüssigkeit. Das bedeutet, das Somatostatin ist eher ein Hormon, das dafür sorgt, dass die Speise etwas länger im Magen und im Zwölffingerdarm verbleibt.
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Beschwerden wie Magenschmerzen und Blähungen sind Warnsignale des Körpers. Da empfiehlt es sich, die eigene Ernährung zu hinterfragen.
Prostaglandin E2
Die Bedeutung des Hormons Prostaglandin E2 ist sehr groß, weil es in seiner Produktion sehr stark durch das Enzym Zyklooxygenase aktiviert wird. Zyklooxygenase fördert also die Produktion von Prostaglandin E2. Genau wie Somatostatin weist das Hormon eine senkende Wirkung auf die Salzsäureproduktion auf, es erhöht die Bikarbonat-Produktion und verbessert die Schleimbildung und die Durchblutung des Magens. Das Enzym Zyklooxygenase wird allerdings durch Acetylsalicylsäure, also durch Aspirin, gehemmt. Wenn wir also eine Schmerz tablette einnehmen, die Acetylsalicylsäure enthält, wird das Enzym, das die Prostaglandin-Synthese anregt, gehemmt. So kann es passieren, dass im Falle einer zu hohen Aufnahme dieser schmerzstillenden Substanz zu wenig Prostaglandin E2 gebildet wird. Dadurch kann eine überschießende Magensalzsäure-Produktion nicht mehr gehemmt werden. So kann durch die häufige Einnahme von Acetylsalicylsäure ein Magengeschwür ausgelöst werden, weil die Zyklooxygenase gehemmt wurde.
Exkurs: Verdauungssubstanzen im Überblick
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