Metabolic Balance - Das Stoffwechselprogramm
und diese zu zerstören. Das geschieht auf folgende Weise: Wird ein Eindringling als fremd erkannt, produzieren die Immunzellen Antikörper, die genau zu ihm passen. Man nennt das »Schlüssel-Schloss-Prinzip«. Unsere B-Lymphozyten sind in der Lage, bis zu 100 Milliarden verschiedene Antikörper zu produzieren. Diese Antikörper verbinden sich mit dem Fremdling und bilden einen Antigen-Antikörper-Komplex, der zur Zerstörung des Eindringlings führen kann. Eine andere Reaktion, bei der der Feind nur markiert wird, nimmt ihm die Möglichkeit, sich vor anderen Immunzellen zu verstecken. Durch diese Markierung werden die Eindringlinge von den Fresszellen der unspezifischen Abwehr sofort erkannt und zerstört.
T-Lymphozyten
T-Lymphozyten haben die Aufgabe, Körperzellen abzutöten, die bereits Opfer eines Virus geworden sind oder andere Krankheitszeichen zeigen. Sie werden durch das im Thymus produzierte Hormon Thymosin in ihre ausgereifte aktive Form überführt. Die Thymusdrüse befindet sich hinter dem Brustbein, ist bei Kindern noch groß und schrumpft ab der Pubertät und ist beim Erwachsenen nur noch als kleiner Haufen Fettgewebe auffindbar, weil das Immunsystem weitgehend ausgereift ist. Ihre Funktion der Thymosinproduktion hat sie jedoch beibehalten. Die T-Lymphozyten können sich zu drei unterschiedlichen Gruppen weiterentwickeln:
▶ T-Helferzellen. Sie dienen als Kommandozentrale, die über eindringende Erreger informieren und B-Lymphozyten anregen, Antikörper zu bilden.
▶ T-Suppressorzellen. Damit die Abwehrzellen nicht im Eifer des Gefechtes überreagieren und den eigenen Körper gefährden, sorgen sie dafür, dass die Abwehrsoldaten im Zaum gehalten werden. Wenn das nicht geschieht, wird das Gemetzel zu groß, und wir haben eine überschießende Reaktion im Körper: Ein Geschehen, das wir als »Allergie« mit entsprechenden Symptomen wahrnehmen.
▶ T-Killerzellen. Sie greifen sofort jedes körperfremde Antigen an und zerstören es. Dies betrifft vorwiegend von Viren befallene Zellen und Krebszellen.
Die Milz als Filter und Depot
Eindringlinge, die es geschafft haben, auch diese zweite Barriere der Lymphknoten zu überstehen, gelangen über das große Sammelgefäß für die Lymphe im Thorax (Ductus thoracicus) in die obere Hohlvene und somit ins Blutgefäßsystem. Hier dient die Milz als Filter für das Blut, in dem ebenfalls die Lymphozyten für die Vernichtung der Eindringlinge sorgen. Die Milz dient aber auch als Depot für weiße und rote Blutkörperchen, die dann bei Bedarf schnell in den Blutkreislauf abgegeben werden können. Die gesamte Blutmenge befindet sich nicht ständig im Umlauf, nur bei starker körperlicher Anstrengung, z. B. beim Dauerlauf, werden zusätzliche Erythrozyten zur Verfügung gestellt. Dies kann, wenn die zusätzliche Versorgung zu schnell geschehen muss, zu Seitenstechen in der Milz führen, wenn diese sich, um das Blut auszustoßen, krampfartig zusammenzieht.
Gedächtniszellen
Das spezifische Abwehrsystem ist zwar langsamer am Einsatzort, hat aber den großen Vorteil, dass es sich die Art des Angreifers merken kann: Es hat ein Gedächtnis. Schon während der Abwehrschlacht bilden die T- und B-Lymphozyten Gedächtniszellen aus, in denen die wichtigsten Informationen über den Feind gespeichert werden. Kommt ein erneuter Angriff desselben Gegners, können jetzt innerhalb von Sekunden hochwirksame Antikörper gebildet werden. So kann sich unser Körper Erreger, mit denen er einmal zu tun hatte, jahrzehntelang merken.
Bild 31
Seitenstechen kann ein Warnzeichen der Milz sein, des größten Organs unseres Immunsystems. Dabei zieht sich die Milz zusammen, um das in ihr gespeicherte Blut auszupressen. Das tut weh.
Fehlfunktionen des Immunsystems
▶ Zur Allergie kommt es, wenn die T-Suppressorzellen das System nicht im Zaum halten können und eine Überreaktion auslösen.
▶ Autoimmunkrankheiten können entstehen, wenn das Immunsystem Antikörper gegen eigenes Gewebe bildet. Es gibt Viren- und Bakterienarten, die die Zelloberfläche von Fresszellen so verändern, dass die T-Lymphozyten nicht die Mikrobenantigene, sondern Oberflächenantigene der eigenen Zellen angreifen. Manchmal erkennen T-Killerzellen nicht, dass es sich um körpereigene Zellen handelt, und zerstören sie. Solche Krankheiten sind z. B. die rheumatoide Arthritis, bei der Antikörper gegen die Gelenkschleimhaut gebildet werden. Bei Hashimoto Thyreoiditis bildet unser Körper Antikörper gegen
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