MetaGame: Science-Fiction Thriller (German Edition)
steht.«
»Dann müssen wir ihm persönlich einen Besuch abstatten?«, fragte Lyra.
Djoser nickte. »Ja, für Außenseiter wie uns wäre das wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, ihn zu treffen.« Er runzelte die Stirn. »Ich habe meine Mutter deswegen angeblinkt. Sie will nicht mal versuchen, ein Treffen zu arrangieren.«
»Dasselbe gilt für mich«, sagte Lyra. »Ich habe versucht, an ein paar Fäden zu ziehen, ein paar Gefallen einzufordern, aber – nada.« Grinsend fügte sie hinzu: »Ich glaube, dass sich alle, die ihn kennen, vor diesem Typen fürchten. Sich davor fürchten, ihn zu verärgern oder so was.«
»Zweifellos«, warf D_Light ein. »Er hat sich in seinem Haupthaus eingeschlossen, das ist nicht weit von hier. Und mit eingeschlossen meine ich, er sitzt tief drin, in einem Teil des Hauses, der inneres Heiligtum genannt wird.« Er kicherte. »Klingt einschüchternd, was? Dort stellt er seine Forschungen an. Anscheinend gibt’s da drin so was wie eine darwinsche Freakshow, und nur die wahrhaft Entschlossenen wollen eintreten – ins Heiligtum.« D_Light tat so, als würde ihn ein angsterfüllter Schauer überlaufen.
»Na ja, ich bin entschlossen«, sagte Djoser zuversichtlich. »Hast du vor Kurzem die Action bei diesem MetaGame gesehen? Eine ganze Bande von Leuten möchte ein Stück vom Kuchen abbekommen. Die Punktestreuung sieht gut aus, und im Pot sind inzwischen dreißig Riesen.« Nachdrücklich tätschelte Djoser Amanda den Rumpf.
Dreißig Riesen!
, dachte D_Light. Der Ausdruck »Riese« bedeutete nicht mehr eintausend, wie in den alten Tagen; inzwischen bedeuteteer Million. Wenn sie gewannen, wäre selbst sein Zehntel Anteil am Pot mehr als das wert, was er durch das Fraggen von Fael gewonnen hatte.
Meine Seele, das wäre meine Woche!
»He, übrigens, als ich meine Leute kontaktiert habe, musste ich unsere Situation niemandem erklären«, sagte Lyra. »Anscheinend steht keiner von uns in der öffentlichen Dämonendatei.«
»Ja, aber hast du deinen eigenen Privatstatus überprüft?«, fragte D_Light.
»Das ist es ja«, erwiderte Lyra. »Ich bin ›unter Dämonenverdacht‹ verzeichnet.«
»Wenigstens bist du nur unter Verdacht«, brummelte D_Light.
»Dennoch merkwürdig, findest du nicht?«, fragte Lyra. »Wenn die GA uns wirklich erwischen will, warum macht sie unseren Status dann nicht öffentlich?«
»Mir gefällt der Gedanke nicht, sie würden uns
nicht
jagen«, knurrte Djoser. »Das würde bedeuten, dass ich grundlos durch diesen schleimigen See geschwommen bin.« Er warf Lily einen harten Blick zu, der neckisch sein sollte, aber sie missverstand ihn anscheinend, und da tätschelte er ihr die Schulter. Lily hob bloß die Brauen.
»Na ja, ich zum Beispiel bin noch nie zuvor von der Göttlichen Autorität gejagt worden, also weiß ich nicht so genau, was mich erwartet«, bemerkte Lyra. »Ich sage daher, wir machen weiter, wie wenn wir auf der heißen Liste stehen würden. Besser in Sicherheit als betäubt und neu formatiert.«
Als sie sich dem Haus Monsa näherten, war es Nacht geworden. Sie überquerten gerade eine gewaltige Hängebrücke, deren Geländer und Seile von Licht aussendenden Ranken überwuchert waren. Das Licht verschmolz zu einem schimmernden Glanz, einem Glanz, der sich über die kilometerlange Brücke vor und hinter ihnen erstreckte.
Lily hatte mit ihren papierenen Banknoten, die nach wie vor feucht und zerknüllt vom See waren, mehrere Fahrräder von Spielernabgestaubt. Jetzt fuhren sie alle auf eigenen Rädern, von den Leibwächtern einmal abgesehen, die sich eines teilen mussten. Mit ihrem ausgezeichneten Gleichgewichtssinn saß Amanda auf dem Lenkrad. Brian hatte anscheinend nichts gegen die Aussicht einzuwenden.
Die einzigen automatisierten Transportmittel auf der Straße waren die kommerziellen Bots, schwer beladen mit Waren. Das Team hatte mit der Überlegung gespielt, per Anhalter auf einem von denen zu fahren, aber die KI-kontrollierten Fahrzeuge ließen sich nicht bestechen und bewegten sich zu schnell, um so aufzuspringen, wie ein Landstreicher auf einen Güterwaggon aufspringen mochte. Andere Pendler des Hauses Monsa schlenderten auf dem Bürgersteig der Brücke entlang, verloren in ihren eigenen virtuellen Welten, oder zischten rasch in Flugautos über ihnen dahin. Ein Flugauto zu mieten stand außer Frage, also trat das Team wild in die Pedale und erreichte schließlich das Haus Monsa, das wie ein Berg am Ende der großen Hängebrücke in die Höhe
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