MetaGame: Science-Fiction Thriller (German Edition)
Drohung. Sein Blick schoss von den Bildschirmen weg zu D_Light hinüber und dann wieder zu den Schirmen. »Um das Spiel zu beenden, musst du es entweder gewinnen oder verlieren«, antwortete der Analytiker.
Hal zog in Betracht, die Wächter anzupingen. Sie waren jedoch zusammen mit sämtlichen anderen sogenannten »intelligenten Lebewesen« aus dem inneren Heiligtum entfernt worden. Solche Evakuierungen waren Routine im inneren Heiligtum. Abgesehen von echten Notfällen wie gefährlichen Mikroben und dergleichen, gab der Doktor gelegentlich Übungsalarm. Aber diese außerplanmäßige Quarantäne hatte zu lang gedauert, und der vorübergehende Schlupfwinkel, den man Hal gegeben hatte, reichte für seine Arbeit nicht aus. Deswegen hatte der Analytiker eine Gelegenheit beim Schopf gepackt und war ins innere Heiligtum zurückgeflohen, dorthin, wo die echte Maloche erledigt werden konnte. Bis jetzt hatte die Flucht nach Hause zurück wie ein optimaler Zug ausgesehen, trotz der Zeit, die es ihn gekostet hatte, sich aus der Netzwerkquarantäne hinauszuhacken, um Zugriff auf die Cloud zu erhalten. Jetzt war sich Hal nicht mehr so sicher.
Nein, die Wächter würden zu spät kommen, um noch von Nutzen zu sein, wenn sie überhaupt kämen. Noch schlimmer war, dass ihn sein Vater erneut evakuieren ließe. Es wäre ein schrecklicher Schlag für die Produktivität des Analytikers.
»Ich möchte nicht gewinnen oder verlieren«, stellte D_Light klar. »Ich möchte nicht das Produkt zerstören. Ich möchte einfach nur die Questabbrechen.« D_Light trat einen Schritt näher an den Schreibtisch des Analytikers heran.
Hal betrachtete den Menschen jetzt etwas sorgfältiger. Er ließ eine Analyse des Mienenspiels ablaufen. D_Lights Augen waren groß und stark gerötet, das Gesicht war bleich und sein Kinn zitterte. Sein Erscheinungsbild zeigte Anzeichen von jemandem, der an Schlafentzug litt, aber darüber hinaus erschien er auch wie jemand unter bedeutendem Stress. Panik? Wut? Hal fand es oft schwierig, diese Emotionen allein aus dem Erscheinungsbild und der Körpersprache herauszulesen. Ein Schnüffler könnte D_Lights Pheromonsignatur messen und eine bessere Diagnose erstellen, aber Hal hatte nie zuvor einen Schnüffler in seinem Schlupfwinkel benötigt.
»Ich fürchte, ich weiß nicht, wie man dein Spiel abbricht«, erwiderte Hal. »Vergiss nicht, du bist dem MetaGame aus eigenem freien Willen beigetreten und warst einverstanden, dich an die Regeln zu halten. Ich habe mir die Regeln deiner gegenwärtigen Quest angeschaut, und es ist ziemlich klar, dass du entweder gewinnen oder verlieren musst, um das Spiel zu beenden. Wenn grundlegendes Überleben dein Ziel ist, könntest du alternativ den Versuch einer Flucht aus dem inneren Heiligtum unternehmen und dadurch den hier anwesenden Sonderern entkommen. Jedoch sind sämtliche Ausgänge versiegelt, und ich habe keinen Schlüssel – nicht, dass das eine Rolle spielte, da der Schlüssel sich alle fünfzehn Minuten ändert. Noch eine Alternative wäre, sich etwas Abwehrmittel gegen Sonderer zu besorgen. Ich habe keines. Anders als viele hier war ich für das innere Heiligtum entworfen, und der Geruch meines Fleischs ist für die Sonderer nicht von Interesse; deswegen benötige ich kein externes Abwehrmittel, das ich mir einverleiben müsste.«
Leider stellte diese Erklärung D_Light nicht zufrieden. Er packte einen Monitor neben sich, riss ihn aus seinem Gehäuse und warf ihn krachend zu Boden.
Hal krümmte sich, als wäre er selbst verwundet worden, und schrie auf. Er rang nutzlos die Hände vor D_Light.
»Nein!
Hör auf damit!«Allein der Verlust dieses einen Monitors würde Hals Produktivität um vielleicht 0,5 % zurückfahren, bevor er ersetzt wäre. Alles in Hals Schlupfwinkel war im Lauf der Jahre optimiert worden. Jeder Ausrüstungsgegenstand war das richtige Werkzeug für den Job und stand genau am richtigen Platz. So schlimm der Verlust des Monitors ja war, so sehr schauderte Hal bei dem Gedanken, was geschähe, wenn dieser Wahnsinnige sich auf die KI-Maschinen stürzte.
D_Light schien die Schreie des Analytikers nicht zu hören. Er riss einen weiteren Monitor herab, der splitterte und quietschte, als er auf den Boden schlug.
»Verdammt!«
, kreischte ihn Hal an. Für Hal war es völlig fremd zu fluchen. Dieses eine Mal wusste er nicht, was er tun sollte. Vielleicht, wenn er Zeit hätte, die Situation zu analysieren … aber dieses Ungeheuer riss buchstäblich seinen
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