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Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall)

Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall)

Titel: Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Alber
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Melanies Gesicht legte. Irgendetwas war in
dieser Familie geschehen, das sie, wäre Silke nicht ermordet worden, früher
oder später zerstört hätte. Das fühlte die Kommissarin. Doch es war nur ein
flüchtiger Augenblick gewesen und Melanie hatte ihre Emotionen bereits wieder
unter Kontrolle.
    „Vor ungefähr zwei Jahren. Den Grund kenne ich
nicht. Aber ich vermute, ihr Drogenkonsum war schuld. Sie und die anderen vier
hingen ja ständig zusammen herum und rauchten alles Mögliche. Das heißt, Chris
war nicht mehr so viel dabei, seit er in Frankfurt studiert. Und ich glaube,
Jana nahm auch keine Drogen. Bleiben also nur noch Ben, Malte und Silke. Der
harte Kern sozusagen. Es wurde jedenfalls immer unerträglicher mit meiner
Tochter. Sie sabotierte unsere kleine Familie, wo sie nur konnte. Schlief oft
auswärts, sagte mir nicht Bescheid, wohin sie ging, wann sie wiederkäme und
solche Sachen.“ Ihre Stimme brach ab.
    „Brauchen Sie noch einen Moment? Soll ich Ihnen ein
Glas Wasser holen?“, fragte Beate besorgt. Denn sie fürchtete, dass die Frau
kurz vor einem erneuten Zusammenbruch stehen könnte.
    „Nein. Es geht schon wieder. Danke. Wenn sonst
nichts mehr ist, würde ich mich gerne noch etwas hinlegen.“
    „Tut mir leid, da wäre schon noch etwas“, begann
die Beamtin etwas zögerlich.
    Melanie hob fragend den Blick.
    „Also, wir haben da etwas entdeckt. In der
Vergangenheit ihres Mannes …“ Die Art, wie Melanie sich ruckartig aufsetzte,
verriet Beate, dass sie sehr wohl wusste, worum es ging, dennoch stellte sie
die Frage: „… Die mutmaßliche Vergewaltigung einer minderjährigen
Prostituierten. Wussten Sie davon?“
    „Selbstverständlich hatte ich Kenntnis von dieser
Angelegenheit. Diese Kuh hat sich eingebildet, sie könnte Torsten erpressen.
Sie dachte wohl, er habe viel Geld. Wegen seines Feinkostladens, Sie wissen
schon. Aber er hatte ein wasserfestes Alibi. Da es auch keine sonstigen Spuren
wie DNA oder Sperma gab, konnte ihm keiner etwas nachweisen. Es stand Aussage
gegen Aussage. Und was ist schon die Aussage einer Nutte wert?“
    Beate nickte nur. Innerlich war ihr zum Weinen
zumute, denn sie ahnte, wie die Antwort auf ihre nächste Frage lauten würde.
Sie stellte sie trotzdem: „Wer hat ihm das Alibi gegeben, Frau Bolander?“
    Melanie sah der Kommissarin jetzt direkt in die
Augen, das seltsame Grau ihrer Iris blitzte kampfeslustig. „Ich.“
    Nur ein einziges, kleines Wort. Doch das zerstörte
jegliche Sympathie, die Beate jemals für diese Frau gehegt haben mochte. Einen
Augenblick herrschte gespannte Stille zwischen den beiden Frauen. Beate wollte
Melanie entgegenschleudern, dass sie vergewaltigte Frauen gesehen hatte, ihre
geschundenen Körper, ihre zerbrochenen Seelen. Sie wollte ihr sagen, dass
manche von ihnen nie wieder auf die Beine kamen, dass ihr Leben kaputt war,
zerstört von den unkontrollierbaren Trieben irgendeines Mannes, dessen Leben
ungehindert weitergehen würde. Sie wollte ihr Gegenüber zwingen, sich diese
Frauen genau anzusehen, um zu erkennen, was sie mit ihrem falschen Alibi
angerichtet hatte. Doch sie riss sich zusammen und besann sich rechtzeitig
ihrer Professionalität.
    „Sie kannten sich also damals schon? Und es hat Sie
nicht gestört, dass Ihr Mann eine Prostituierte aufgesucht hat?“, brachte sie
ihre nächste Frage mühsam beherrscht hervor.
    Melanie war nicht dumm. Sie hatte die
widerstreitenden Gefühlsregungen an Beates Mimik abgelesen und sie richtig
gedeutet. „Ja, wir hatten uns gerade kennengelernt. Und nein, es hat mir nichts
ausgemacht. Es war das letzte Mal gewesen und wir standen noch am Anfang
unserer Beziehung.
    Sie haben übrigens kein Recht, mich zu verurteilen.
Sie sitzen da auf ihrem hohen Beamtenross und sehen auf uns andere herab. Sie
verstehen gar nichts“, schleuderte sie ihr aufgebracht entgegen. Diese
unerwartet heftige Reaktion überraschte Beate. Sie lehnte sich leicht nach
vorne. „Dann erklären Sie es mir. Denn ich verstehe es tatsächlich nicht. Was
ist damals passiert?“
    „Meine Tochter ist tot. Haben Sie nichts Besseres
zu tun, als in den alten Geschichten herumzuwühlen? Sollten Sie nicht einen
Mörder finden?“
    „Genau das versuche ich gerade. Sie haben
doch ihren Mann beschuldigt, oder nicht?“
    Die Innenarchitektin sah sie kühl an. Nichts
erinnerte mehr an die aufgebrachte Frau von gerade eben. „Ja, das habe ich und
es tut mir leid. Ich war völlig durcheinander. Das werden Sie sicher

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