Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall)
Ich will zu meiner Mutter.“ Sie brach in Tränen aus
und zitterte noch mehr. Na, da kann die Mutter gleich einen Sammeltransport
vornehmen. Schöne Früchtchen hat sie da großgezogen, dachte Beate.
Nichtsdestotrotz tat ihr Jana leid und sie versuchte, sie etwas zu beruhigen.
„Jetzt komm. Weine doch nicht. Erzähl mir erstmal, was genau ihr angestellt
habt, um Himmels willen.“ Sie half Jana auf und führte sie zu den Bänken, die
an der Seite des Spielplatzes standen. Beate zeigte auf eine grüne Bank und
bedeutete Jana, sich zu setzen. Dann fing das Mädchen an zu erzählen. Sie berichtete
von den Drogen, von Silkes plötzlicher Veränderung, von Ben, der kurz davor war
durchzudrehen, von Malte, den sie nicht erreichte, und von ihrer Trauer
darüber, Silke verloren zu haben. Sie redete sich alles von der Seele und Beate
hörte mit wachsendem Erstaunen zu. Diese jungen Menschen schienen mehr Probleme
zu haben, als man es sich als erwachsener Mensch vorstellen konnte.
Jana fühlte eine unendliche Erleichterung. Endlich
musste sie diese Last nicht mehr mit sich herumtragen. Dennoch, alles hatte sie
der Beamtin nicht erzählt und sie wusste, das würde sie früher oder später
nachholen müssen. Doch für den Moment war sie überzeugt davon, dass sie das
Richtige getan hatte, indem sie ihr einige Dinge verschwieg. Nachdem sie
geendet hatte, saßen sie noch eine Weile schweigend auf der Bank.
„Lass uns zurückgehen, bevor sie eine
Suchmannschaft losschicken“, sagte Beate schließlich und Jana nickte
erleichtert. Sie wusste nicht, wie lange sie dem fordernden Schweigen der
Polizistin noch hätte standhalten können. Sie schien noch auf etwas zu warten.
Schnell sprang das Mädchen auf und machte sich auf den Weg zum Restaurant.
„Ach Jana! Noch eine letzte Frage“, rief Beate ihr
hinterher.
Jana drehte sich ängstlich um, entspannte sich
jedoch gleich, nachdem sie die Frage gehört hatte.
„Was bedeutet Metanoia?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Tue Buße.“
„Wofür soll er büßen, Jana?“ Beates Stimme klang
jetzt eindringlich, aber der Teenager ließ sich nicht zu einer Antwort bewegen.
Stumm stand Jana da und wartete.
„Du kannst jetzt gehen. Aber wir sprechen uns
noch“, versprach die Beamtin nach ein paar Minuten des Schweigens. Ließ es
jedoch für den Moment darauf beruhen.
Sieglinde Knopf verstand die Welt nicht mehr. Bis
heute Morgen hatte sie noch zwei unauffällige und brave Kinder großgezogen und
jetzt wurden ihr gleich beide von der Polizei übergeben, das war zuviel für die
Mutter. Wortlos nahm sie die beiden in Empfang. Sie schwieg die gesamte
Heimfahrt über und sie sagte auch nichts, als Jana zu Hause nicht mit hineinging,
sondern ihr Fahrrad schnappte und wegfuhr. Ihre Tochter würde wiederkommen und
dann konnten sie alle gemeinsam eine Strategie besprechen. Jetzt musste sie
erst einmal ihren Mann informieren.
21
Es gab allerdings einen, der Janas Erleichterung darüber,
sich endlich jemandem mitgeteilt zu haben, nicht teilte. „Du hast was?!“,
empörte sich Ben lautstark. „Sag mal, spinnst du? Wie konntest du das tun? Sie
werden uns alle verhaften. Uns alle. Dich auch, du dumme Kuh. Weißt du
eigentlich, wie viel Stoff hier im Keller lagert? Du hirnlose …“
„He, Ben! Jetzt ist es aber gut. Sie wurde
erwischt. Irgendetwas musste sie doch sagen. Es war sowieso eine hirnverbrannte
Idee.“ Christopher stellte sich schützend vor seine Freundin. „Sie hatte doch
keine andere Wahl. Diese Bullentante hat sie ja praktisch in die Ecke gedrängt.
Sie hatte Angst, Mann. Lass es gut sein.“
Wutschnaubend drehte Ben sich weg. Mit einem
plötzlichen Aufschrei schlug und trat er auf den Boxsack, der in seinem Zimmer
von der Decke baumelte, ein. Seine Freunde wichen überrascht ein Stück zurück.
Ben schlug und trat, bis er nicht mehr konnte. Dann
drehte er sich um. Er schwitzte und hatte einen hochroten Kopf, aber immerhin
schien er sich etwas beruhigt zu haben.
„Also ich habe Malte zwischenzeitlich übrigens
erreicht, falls euch das noch interessiert. Er ist auf dem Weg hierher. Dann
sind wir wieder vereint. Wir müssen jetzt zusammenhalten. Versteht ihr? Dann
kann uns keiner was“, keuchte er.
Chris und Jana nickten. Sie sahen das genauso und
sie hofften, dass Malte den unberechenbaren Ben wieder zur Vernunft brachte.
Seit Silkes Tod wusste man nie, wie er auf etwas reagierte, das man sagte oder
tat. Es konnte sein, dass er urplötzlich
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