Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall)
nach.
„Ach Mensch, Karl. Das ist doch nur im übertragenen
Sinne gemeint“, ereiferte sich Leander.
„Mann wird ja wohl noch fragen dürfen. Bleib cool,
Kollege. Sag mir lieber, ob du etwas über die Jugendlichen herausgefunden
hast.“ Pfeifer hielt noch immer nichts von dem ganzen Gerede und den
Spekulationen über Sekten, Gottheiten und so weiter. Er hielt sich lieber an
die Fakten. Und von denen hatten sie weiß Gott zu wenig.
„Zu denen komme ich gleich. Aber zuerst bringe ich
dich auf den neuesten Stand in Sachen Torsten Bolander.“ Und Leander berichtete
dem Hauptkommissar, was sie am Vorabend herausgefunden hatten.
„Das gibt’s doch alles nicht“, murrte Pfeifer vor
sich hin und schlug sich mit der Faust auf den Oberschenkel.
Leander fuhr ungerührt fort: „Also, was die
Jugendlichen anbelangt, habe ich nur über einen etwas gefunden. Malte Knobloch.
Er wurde als 14-Jähriger zweimal wegen Ladendiebstahls verhaftet und nach dem
zweiten Mal zu 12 Sozialstunden verdonnert. Außerdem haben sie eine geringe
Menge Marihuana bei ihm gefunden. „Eigenbedarf“ war seine Erklärung. Da ließ
der Richter, wieso auch immer, Milde walten. Diese Akten stehen eigentlich
unter Verschluss, weil er zum Tatzeitpunkt noch so jung war, aber ich habe so
meine Beziehungen.“ Er strahlte stolz und berichtete dann weiter: „Maltes Vater
ist Ingenieur und verbringt viel Zeit im Ausland, die Mutter ist Hausfrau.
Soviel ich mitbekommen habe, begleitete Frau Knobloch ihn des Öfteren auf seinen
Reisen und Malte war wohl häufig auf sich allein gestellt. Ansonsten nichts,
was ihr nicht schon wisst. Kinder reicher Eltern sind sie alle. Die von der
Lindens sind vor zwanzig Jahren nach Sasbach gezogen und betreiben dort ihren
Reiterhof, der wohl ganz gut läuft. Der Vater von Ben Hausmann ist
Vorstandsvorsitzender bei einer Großbank, seine Mutter Rechtsanwältin in
eigener Kanzlei und die Knopfs besitzen eine kleine, aber sehr gut gehende
Boutique für exklusive Damenbekleidung in Achern.“
Beates Kopf fuhr herum. „Malte Knobloch?“ Den hatte
sie völlig vergessen. „Wo soll der sich momentan noch mal aufhalten? An der
Nordsee?“
„Ostsee. Und er ist wohl auch tatsächlich dort. Der
Kollege Struck hat ihn über sein Handy geortet und dann das Hotel ausfindig
gemacht. Ich habe mit der Hotelbesitzerin vom Ostsee-Hostel gesprochen. Er hat
dort ein Zimmer und auch wirklich eingecheckt. Allerdings habe ich ihn noch
nicht erreicht. Vielleicht hat er schon von Silkes Tod gehört und ist auf dem
Weg hierher. Ich bleibe aber dran“, versprach Leander.
„Ostsee. Seltsamer Zufall“, murmelte Beate vor sich
hin.
„Wieso?“, fragte Leander eilig.
„Ach, nur so.“ Ein Gedanke hatte sich in Beate festgesetzt.
Aber sie wollte ihn erst noch ein wenig weiterverfolgen, bevor sie ihn laut
aussprach.
Die Kommissarin wäre auch gar nicht mehr dazu
gekommen, ihre Gedanken zu erläutern, denn als sie auf den Parkplatz vor dem
Restaurant „Stadtgartenblick“ einbogen, bot sich ihnen einen surreales Bild.
Sämtliche Scheiben der Panoramafenster des Restaurants waren eingeschlagen und
das Wort „Metanoia“ war mit roter Farbe quer über die weiße Fassade gesprüht
worden. Menschen rannten aufgeregt zwischen Polizei- und Rettungswagen umher,
Männer in dunkelblauen Uniformen bellten Befehle und schoben die Schaulustigen
zurück. Die blauen Lichter auf den Einsatzwagen zuckten rhythmisch und warfen
ihre unheilvollen Schatten auf einen dunklen Tag voraus.
„Was zum …?“ Pfeifer brach ab. Bestürzt starrte er
auf das hektische Treiben. Auch Beate und Leander waren sprachlos. Langsam
stiegen sie aus dem Wagen und machten sich auf den Weg zu dem verunstalteten
Gebäude. Da ertönte drinnen ein gellender Schrei. Die drei zögerten nicht
lange, sie rannten sofort los, um zu sehen, ob ihre Hilfe gebraucht wurde. Doch
am Eingang des Restaurants wurden sie von einem örtlichen Polizisten
aufgehalten. „Stop. Sie können hier nicht rein. Wer sind Sie denn überhaupt?“,
frage er barsch.
Leander übernahm kurzerhand die Führung und stellte
sich und „sein Team“ vor. Der Beamte vor der Tür versuchte ein Lächeln, was ihm
jedoch misslang. „Ach, Sie sind das. Wir haben schon von Ihnen gehört.
Eigentlich hätten wir erwartet, dass Sie sich uns mal kurz vorstellen. Wenn Sie
schon in einem fremden Revier wildern.“
Pfeifer sah kommen, worauf das hier hinauslief, und
ging dazwischen. „Hören Sie, wir haben jetzt keine
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