Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall)
toten Gaul?“
„Manchmal bist du echt das Letzte, Karl Pfeifer.“
Daraufhin sah er schuldbewusst weg. „So war das
doch nicht gemeint.“ Dann fuhr er schnell fort: „Also die Feuerwehr sagt, es
war Brandstiftung. Ziemlich dilettantisch noch dazu. Der oder die Täter haben
einfach das trockene Stroh angezündet und einen billigen Grillanzünder benutzt.
So ein Stall brennt wie Zunder. Wenn er einmal angefangen hat, hat man kaum
eine Chance, den wieder zu löschen, bevor alles dem Erdboden gleichgemacht
wurde. Ich würde ich sagen, wir überlassen diese Ermittlungen den örtlichen
Polizeibehörden. Holen sie sozusagen mit ins Boot. Das sind mir jetzt zu viele
Baustellen für uns beide.“
„Da stimme ich dir gerne zu. Außer, das hängt mit
unserem Fall zusammen. Kann das ein Zufall sein?“
„Ich glaube nicht an Zufälle. Aber ich frage mich
schon, was die von der Lindens mit der Sache zu tun haben? Bislang waren sie
doch völlig unauffällig. Wir könnten doch trotzdem zu Frau von der Linden
fahren und sie befragen, was meinst du?“
Beate stimmte zu und sie machten sich auf den Weg
ins Krankenhaus. Wobei Beate noch ironisch anmerkte: „Schade, dass Leander
nicht dabei ist. Diese Krankenhausgänge übernimmt er doch sonst immer so
gerne.“ Pfeifer grinste trotz der angespannten Situation, denn das war ein
eindeutiges Friedensangebot von Beate gewesen, und nickte zustimmend.
Ja, Leander hatte so seine Marotten, aber er war
ein hervorragender Polizist und er würde ein noch besserer Kriminalist werden,
davon war er überzeugt. Er brauchte nur noch etwas Zeit.
Eine halbe Stunde später verließen die beiden
frustriert das Krankenhaus. „Das hätten wir uns jetzt echt sparen können.“
„Reine Zeitverschwendung“, pflichtete Beate ihrem
Chef bei.
„Was meinst du, weiß sie etwas und verschweigt es
uns nur?“
„Nein, auf mich machte es den Eindruck, als hätte
sie wirklich keine Ahnung. Wir brauchen einen anderen Ansatzpunkt.“ Beate
dachte angestrengt nach. „Vielleicht sollten wir erstmal Leander fragen, was er
herausgefunden hat. Der hat ein Händchen für so etwas.“
32
Christopher erfuhr von dem Brand erst am nächsten
Abend. Sein Vater hatte ihn per E-Mail über die Geschehnisse informiert.
Anscheinend hatte er auch versucht, ihn anzurufen, doch immer nur die Mailbox
erreicht. Chris zog sein Handy aus der Jackentasche und sah nach. „Verflixter
Akku. Ich hab das Ding doch heute Morgen erst aufgeladen. Ich muss mir bei
Gelegenheit dringend ein neues kaufen“, schimpfte er leise. Am liebsten hätte
er das blöde Handy aus dem Fenster geworfen.
Plötzlich fühlte er einen Kloß im Hals. Tränen
stiegen auf und liefen schließlich ungehindert über seine Wangen. Erstaunt und
wütend wischte er sie weg. Kein Mensch heult, weil sein Handy kaputt ist, dachte er verzweifelt. Aber tatsächlich wusste er, dass ihm das Telefon egal
war. Es gab etwas tief in seinem Inneren, das sich jetzt in diesem Moment an
die Oberfläche kämpfte. Erfolgreich. Schon zu lange hatte er die Sache
verdrängt. Vielleicht war es an der Zeit, sich seinen Dämonen zu stellen. Also
hielt er die Tränen nicht länger zurück.
Er machte sich schwere Vorwürfe. Es war seine
Schuld, dass die Stallungen abgebrannt waren. Wäre er nicht nach Frankfurt
gefahren, sondern hätte er sich stattdessen mit Malte auseinandergesetzt oder
die Polizei gerufen, hätte der das Feuer nicht gelegt. Denn daran, dass sich
sein ehemals bester Freund für den Brand zu verantworten hatte, zweifelte er
keine Sekunde.
Chris sah aus dem Fenster und beobachtete einige
Vögel, die in Richtung Süden zogen. Ihr seid spät dran, Jungs. Hoffentlich
schafft ihr es noch. Er war in einer seltsam melancholischen Stimmung und
seine Selbstvorwürfe nahmen kein Ende. Das Gedankenkarussell drehte sich immer
weiter und weiter: Während er seelenruhig im Studentenwohnheim in seinem Bett
geschlummert hatte, hatte seine Mutter um ihr Leben gekämpft. Im wahrsten Sinne
des Wortes. Denn der Hof und die Pferde waren ihr Leben. Ohne sie hatte sie
nichts mehr, für das es sich zu leben lohnte. Und genau deshalb hatte Malte das
getan. Er wollte sein Leben und das seiner Familie zerstören. Und Maja ist
tot. Christopher ballte die Hände zu Fäusten. Er presste die Finger so fest
in die Handflächen, dass seine Nägel tiefe Abdrücke hinterließen. Der Schmerz
tat ihm gut. Durch ihn fühlte er, dass er noch am Leben war. Dass er überhaupt
noch etwas
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