Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall)
passiert
ist? Wie siehst du denn aus?“ Angewidert stupste er Ben an. „Aus der
Körperpflege scheinst du ausgestiegen zu sein oder wie? Du stinkst wie eine
Kanalratte.“
Ben zog die Schultern hoch und sah beschämt weg.
„Ich arbeite eben viel.“
„Aha? Und wo ist mein Geld? Wenn du so viel
arbeitest, hast du ja sicherlich einiges verdient.“
„Na ja. Es ist nicht so, wie du denkst. Ich arbeite
an meiner Kunstausstellung, du weißt schon. Isisblut. Ich habe das Projekt
begonnen, als Silke noch gelebt hat. Sie hat für die Isis Modell gesessen.“
„Nein, weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass ich mein
Geld will. Sonst könnte ich ungemütlich werden. Also?“ Er hob die Augenbrauen
so hoch, dass es aussah, als würden sie gleich seinen Haaransatz berühren.
Ben wand sich und zögerte die Antwort hinaus. Er
hatte Respekt vor Maltes körperlicher Statur und wollte sich auf keinen Streit
einlassen, der in Tätlichkeiten enden könnte. „Hör zu, Malte. Lass mir noch ein
wenig Zeit, ja? Ich knabbere immer noch an Silkes Tod. Die kurze Episode mit
dir hatte ich ihr ja längst verziehen …“
Malte unterbrach seinen Freund barsch. „Episode?
Na, das sah aber anders aus, mein Freund. Deine Silke hat mich ja förmlich
angefleht, sie an die Ostsee mitzunehmen. Nur aus Freundschaft zu dir habe ich
das nicht getan. Außerdem, an ihrem Tod bist du genauso schuld. Du hast sie
doch angerufen und in den Stadtgarten bestellt. Also tu jetzt bloß nicht so.“
Ben schluckte schwer, verkniff sich jedoch eine
harte Erwiderung. Er wollte das hier friedlich beenden und er wusste, Malte
konnte ausrasten, wenn es nicht nach seinen Vorstellungen lief und dann würde
ihn nichts und niemand mehr bremsen können. Das war die Kehrseite seines
sanften Wesens. Diese Stimmungsschwankungen. Sie kamen plötzlich und ohne
Vorwarnung. Früher, als Kind, war Malte nicht so gewesen. Vielleicht lag es an
den Drogen, wie Jana immer behauptete, vielleicht auch nicht. Ben wusste es
nicht. Eigentlich war es ihm auch egal. Er bereute es bereits bitter, Malte
geholfen zu haben. Der hatte nichts davon gesagt, dass er vorhatte, Silke zu
töten. Er hatte von einer Überraschung für Silke gesprochen und der treue Ben
hatte mitgemacht ohne zu fragen. Jetzt war er gefangen in Maltes Spirale des
Wahnsinns und sah keine Chance, dort jemals wieder herauszukommen.
Silke und Malte hatten in letzter Zeit immer
häufiger und immer mehr synthetische Drogen zu sich genommen. Sie hatten
behauptet, es sei wegen der Spiritualität und der Götter, aber im Grunde
genommen wollten sie wohl nur der Realität entfliehen. Die sah nämlich für
beide trotz reicher Eltern nicht sehr rosig aus. Das nächste, was Jana, Chris
und ihm aufgefallen war, war dieser abgrundtiefe Hass auf alles und jeden, der
ein zufriedenes und erfülltes Leben führte. Die beiden konnten sich da
richtiggehend hineinsteigern.
„Hallo? Hast du dir was eingeworfen? Hörst du mir
zu? Mann, du machst dir deine letzten verbliebenen grauen Zellen kaputt.“ Malte
klopfte Ben auf die Schulter.
„Jaja, ist schon in Ordnung. Hör zu. Ich steige
auch aus, wie Chris. Komm mit zu mir und ich zahle dich aus. Ich kann es von
Vaters Kreditkarte holen.“
Malte war stehen geblieben und starrte Ben mit
offenem Mund an. „So einfach ist das, ja? Einfach so. Verräter. Das wirst du
noch bereuen.“ Er drehte sich um und ging. Ben folgte ihm nicht, er ließ ihn
ziehen in der Hoffnung, Malte würde ein für allemal Ruhe geben. Doch dieser
Wunsch sollte nicht in Erfüllung gehen.
3 4
„Und? Konnte euch Frau von der Linden helfen?“,
wollte Leander wissen. Pfeifer schüttelte den Kopf. „Sie kann sich auch keinen
Reim auf die Sache machen. Sie wollen sie außerdem verlegen. In eine
Verbrennungsklinik. Hoffentlich sind deine Informationen etwas brauchbarer?“
„Dieser Malte Knobloch hat gestern im Ostsee-Hostel
ausgecheckt“, informierte Leander seine beiden Kollegen. „Oder besser, eine
Frau hat das für ihn erledigt. Klein, rothaarig, schlank. So hat sie die
Empfangsdame beschrieben.
Und jetzt kommt das Beste, er hat bereits vor drei
Tagen eine Zugfahrkarte nach Achern gekauft. Er müsste also längst bei euch
sein.“
Beate und Pfeifer sahen sich ratlos an. „Nein, uns
ist er noch nicht über den Weg gelaufen und sein Mobiltelefon ist nach wie vor
ausgeschaltet, sagt Kollege Struck. Er kann ihn nicht orten. Was für eine Frau
war das?“, verlangte Beate zu wissen.
„Klein, rothaarig,
Weitere Kostenlose Bücher