Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall)
nicht
stimmte. Er hoffte inständig, dass sie nicht nachgeben würde. Denn dann müsste
er sich auch noch um sie kümmern. Er war doch kein Mörder. Das mit Silke war ja
auch kein Mord gewesen. Er hatte sie doch nur von ihren Qualen befreien und auf
ewig mit ihr zusammen sein wollen. Er hatte sogar Schlimmeres verhindert. Denn
was sie von ihm verlangt hatte, hätte Silkes ohnehin zerbrechliche Seele
unwiderruflich zerstört.
Immer wieder hatte sie ihm von ihrem Stiefvater
erzählt. Von der Art, wie er sie ansah oder wie er sie anfasste, wenn er sie
zur Begrüßung umarmte. Sogar noch, nachdem er ... Unanständig, ungehörig.
Aber Bolander hatte bekommen, was er verdient
hatte. Die anderen hatten ihn entlarvt und es aller Welt erzählt. Eine sehr
gute Idee, das Wort ´Metanoia` groß und rot, wie die Sünde, auf die Fassade
seines geliebten Restaurants zu sprühen.
Seine Frau hatte sich umgebracht, weil sie die
Schmach nicht mehr ertragen hatte, dass ihr Mann sie verschmähte und es dafür
auf ihre Tochter abgesehen hatte. Nur die Götter kannten die Wahrheit und
wussten, wie lange Silkes Martyrium bereits gedauert hatte, bevor er sie
endlich erlöst hatte.
Seth .
Den Namen hatte er nie gemocht. Und für ihn war es auch niemals nur ein Spiel.
Er hatte sich intensiv mit dem altägyptischen Götterkult beschäftigt und je
tiefer er in die Materie eingedrungen war, desto besser konnte er sich
einfühlen in die alte Welt der Götter und Pharaonen. Auch Silke, seine Silke,
hatte das anfangs nur für einen Spaß gehalten. Sie hatte gelacht und gesagt,
die Idee, allen alte Götternamen zu geben, sei lustig und das Ganze mache umso
mehr Spaß, wenn sie währenddessen Trips einschmissen. Doch später konnte er sie
davon überzeugen, dass es sie wirklich gab. Diese alte Welt auf der anderen
Seite des Flusses. Die anderen hatten das nie verstanden, doch seine Angebetete
war intelligenter als ihre Freunde. Auf sein Geheiß hin hatte sie sich, während
eines besonders üblen Trips, auch das überdimensionale Isisblut auf den Rücken
tätowieren lassen. Nur das mit der Haarfarbe war ihre eigene Idee gewesen.
Hatte ihm nicht so gefallen. Schwarz stand ihr überhaupt nicht. Doch sie
meinte, ihr Stiefvater möge keine schwarzen Haare. Und deshalb habe sie es
getan. Um ihn abzuschrecken.
Isis, meine Isis. Was musstest du nur erdulden?
Aber ich habe dich gerettet und bald werde ich bei dir sein. Ich muss nur noch
eine Sache erledigen, dann komme ich zu dir. In alle Ewigkeit vereint.
40
„Frau Knopf, wo ist ihre Tochter?“, fiel Leander
mit der Tür ins Haus, kaum dass die Frau geöffnet hatte, während Beate sie
eingehend musterte.
Sieglinde Knopf machte ein verständnisloses
Gesicht. „Wie bitte? Wieso? Wir haben Ihnen doch alles gesagt, was wir wissen,
und für den Schaden, den meine Kinder am ´Stadtgartenblick` angerichtet haben,
kommen wir selbstverständlich auf. Obwohl das Restaurant ja wohl nicht mehr
öffnen wird. Wie man hört, hatte der Torsten ja einige Leichen im Keller. Ich
wage zu bezweifeln, dass dort noch jemand zum Essen hingehen wird.“ Sie reckte
energisch ihr Kinn vor.
„Bedaure, dazu können wir Ihnen nichts sagen. Da
müssen Sie sich schon an die hiesige Polizei wenden. Wir sind einzig und allein
hier, um den Mord an Silke Bolander aufzuklären“, mischte Beate sich ein.
„Ach, das war er nicht?“ Mit unverhohlener Neugier
blickt Sieglinde Knopf die beiden Kommissare an.
„Auch hierzu können wir keine Angaben machen, um
die laufenden Ermittlungen nicht zu gefährden. Wo ist denn nun Ihre Tochter?
Dürfen wir kurz mit ihr sprechen?“
„Ja, wenn es sein muss. Sie ist hinten im Garten“,
seufzte die Frau genervt. Sie lotste Beate und Leander in den Garten.
„Jana! Die Polizei ist hier!“, rief sie ihrer
Tochter zu. Jana sah auf und als sie die beiden erkannte, schien sie für einen
kurzen Moment zu erstarren. Sie näherte sich den beiden Kommissaren langsam.
„Ja?“, fragte sie leise.
„Jana, wo versteckt sich Malte Knobloch? Du musst
es uns sagen, sonst machst du dich strafbar“, fiel Leander mit der Tür ins
Haus. Beate schüttelte ärgerlich den Kopf. Wie oft musste sie ihm eigentlich
noch sagen, dass das so nicht ablaufen durfte? Er verschreckte regelmäßig
Zeugen und Opfer mit seiner Direktheit und war deswegen schon oft genug gerügt
worden. Doch, so intelligent er auch war, in dieser Hinsicht schien er
unbelehrbar zu sein.
Wie nicht anders zu erwarten, zog Jana
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