Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall)
das Heim bieten“, erklärte
Bolander jetzt wieder etwas selbstbewusster.
„Ja, natürlich, und da ist sie ausgerechnet zu
Ihnen gelaufen. Sie haben ihr und ihrer Tochter ein sicheres Zuhause geboten.
So sicher, dass jetzt alle beide tot sind.“ Pfeifer hatte Mühe, sich zu
beherrschen.
„Das ist nicht fair. Ich wollte es wiedergutmachen.
Ich habe Silke alles gekauft, was sie verlangte. Ich habe mich entschuldigt,
ihr Geld für ihre Drogensucht gegeben. Und für Melanies Depressionen konnte ich
doch nichts.“
„Hier steht, dass Silke ihrer Mutter von dem
Vorfall vor zwei Jahren, kurz nachdem es passiert war, erzählt hat, und dass
Melanie sich seitdem Tag und Nacht bittere Vorwürfe machte, weil sie es
vorgezogen hatte, sich lieber mit Tabletten zuzudröhnen, anstatt sich um ihre
Tochter zu kümmern. Deshalb hat sie sie abgesetzt.“ Beate ließ sich durch die
Rechtfertigungsversuche Bolanders nicht beirren. Sie wollte ihn in die Ecke
drängen. Sie brauchte ein Geständnis für den Mord an Silke. Aber den Gefallen
tat er ihr nicht. „Ich will jetzt meinen Anwalt sprechen.“
Pfeifer zeigte auf die Beamten, die sich bislang
zurückgehalten hatten: „Sie können ihn jetzt mitnehmen.“ Die Polizisten zogen
den Restaurantbesitzer sogleich unsanft hoch. „Kommen Sie, Herr Bolander. Gehen
wir.“
„Hören Sie, Herr Kommissar“, wandte Bolander sich
an Pfeifer, noch bevor er abgeführt wurde. „Wenn ich gewusst hätte, wie
schlecht es Melanie wirklich ging, hätte ich mich um sie gekümmert. Das müssen
Sie mir glauben.“
„Von mir werden Sie keine Absolution erhalten.“ Mit
diesen Worten drehte Pfeifer sich um. Für ihn war diese Unterhaltung vorerst
beendet. Sie hatten ein Geständnis über Silkes Vergewaltigung und das Tagebuch.
Mehr brauchten sie nicht, um Bolander anzuklagen. Vielleicht würde sich dann
auch noch klären, wie er es geschafft hatte, Silke unbemerkt zum See zu
schaffen und gleichzeitig im Restaurant gesehen zu werden. Vermutlich gab es
einen Komplizen. Und den würde er finden, koste es, was es wolle.
3 8
Christopher wollte unbedingt seine Mutter besuchen.
Er fühlte sich schuldig, weil er abgereist war und sie allein gelassen hatte.
Wenn er geahnt hätte, was passieren würde, wäre er niemals nach Frankfurt
gefahren. Er hätte auf seinen Vater gewartet. Dass Maja tot und seine Mutter
schwer verletzt war, war allein seine Schuld. Er spielte mit Pfeifers
Visitenkarte, dann griff er kurzentschlossen zum Hörer.
Pfeifer legte auf. „Jetzt ratet mal, wer mich gerade
angerufen hat.“
„Mach’s nicht so spannend. Ich hab keine Lust auf
heiteres Rätselraten“, gab Beate genervt zurück.
„Christopher von der Linden. Und was er zu erzählen
hatte, war äußerst aufschlussreich.“
Pfeifer berichtete Leander und Beate von den Befürchtungen
des jungen Mannes und sie hörten mit wachsendem Unbehagen zu.
„Und kann er das beweisen? Oder will er nur den
Verdacht von sich lenken?“, wollte Leander wissen
„Ich glaube nicht, dass er etwas damit zu tun hat.
Er klang so, als hätte er tatsächlich Angst. Aber wie gesagt, es sind alles nur
Vermutungen. Beweise hat er wohl keine. Aber das mit den Drogen ist jetzt hieb-
und stichfest. Sie lagern in Ben Hausmanns Keller. Zumindest wissen wir jetzt
erst einmal, an wen wir uns wenden müssen. Sagt mal, wie heißt dieser Kollege
aus dem Streifendienst hier? Den brauche ich. Der ist gut.“
„Polizeiobermeister Möller. Ich rufe sofort auf dem
Revier an und lasse ihn kommen“, erbot sich Leander eifrig.
„Gut. Er hat mir bereits wertvolle Tipps gegeben
und er kennt die örtlichen Gegebenheiten hier. Ohne ihn kommen wir nicht
weiter. Außerdem muss jemand zu dem Sasbacher Reiterhof fahren und sehen, wie
weit die dort sind und ob es bereits neue Erkenntnisse gibt. Beate, ruf du
bitte Hauptkommissar Rüder in Frankfurt an und gib ihm die Nummer von
Christopher. Er soll sich mit ihm treffen und seine Aussage aufnehmen.“
Pfeifer fing Beates fragenden Blick auf und
erklärte seine Bitte: „Er hat Angst, hierher zu kommen. Er sagt, er fürchtet um
sein Leben. Und er hat uns gebeten, ein Auge auf seine Freundin, Jana, zu
werfen. Da fahren du und Leander jetzt hin. Möller und ich machen uns auf den
Weg zu Ben.“
39
Er beobachtete Jana im Garten. Sie grub ein Beet
um. Bereitete es vor für den Winter. Sie sah aus wie immer. Groß, schlank,
hübsch. Nur an ihrem Gesichtsausdruck konnte man erkennen, dass etwas
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