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Meteor

Meteor

Titel: Meteor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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erst Ihnen Bescheid, bevor…«
    »Sie haben vollkommen richtig gehandelt.« Ekstrom stieß einen tiefen Seufzer aus. »Lassen Sie die Leiche von Dr. Ming sofort irgendwo verschwinden. Und zu niemandem ein Wort!«
    Der Techniker war verdutzt. »Aber, Sir…«
    Ekstrom legte dem Mann seine Pranke auf die Schulter. »Hören Sie mir gut zu. Das ist ein tragisches Unglück, das ich zutiefst bedaure. Sobald ich Zeit habe, werde ich mich eingehend mit dem Vorfall befassen. Im Moment habe ich diese Zeit aber nicht.«
    »Sie wollen also, dass ich die Leiche verstecke?«
    Ekstroms Augen fixierten den Mann. »Denken Sie doch mal nach. Wir könnten allen Bescheid sagen, aber was wäre damit gewonnen? Wir haben noch eine knappe Stunde bis zu unserer Pressekonferenz. Jetzt einen tödlichen Unfall bekannt zu geben, hätte verheerende Auswirkungen auf die Stimmung. Es würde dem Meteoriten den Glanz nehmen. Dr. Ming hat leider nicht aufgepasst. Ich sehe nicht ein, dass die NASA die Rechnung für seinen Fehler bezahlen soll. Diese zivilen Wissenschaftler haben sich schon genug in unserem Erfolg gesonnt. Das hätte mir noch gefehlt, dass uns einer von denen mit einem blödsinnigen Fehltritt unseren großen Auftritt versaut. Der Unfall von Dr. Ming bleibt geheim, bis die Pressekonferenz vorbei ist. Haben Sie mich verstanden?«
    Der Mann nickte. »Ich werde die Leiche verstecken.«
59
    Michael Tolland war lange genug zur See gefahren, um die Gnadenlosigkeit und Gleichgültigkeit des Ozeans gegenüber seinen Opfern zu kennen. Er lag erschöpft auf der großen Eisfläche. In der Ferne konnte er gerade noch den schemenhaften Umriss des Milne-Eisschelfs ausmachen. Er wusste, dass der mächtige arktische Strom von den Elisabeth-Inseln ausgehend in einem gewaltigen Bogen um die Polkappe herumschwenkte und irgendwann die nordrussische Küste streifte. Nicht, dass es irgendetwas geändert hätte. Bis dahin würden Monate vergangen sein.
    Wir haben noch dreißig Minuten… bestenfalls fünfundvierzig.
    Ohne die mit Gel gefüllten Schutzanzüge wären sie längst tot.
    Die Anzüge hatten dafür gesorgt, dass sie nicht nass geworden waren – der wichtigste Punkt für das Überleben bei Kälte. Außerdem hatte das Thermo-Gel die Stürze gedämpft. Jetzt halfen die Anzüge, den letzten verbliebenen Rest Körperwärme noch eine kleine Weile zu bewahren.

    Bald würde die Unterkühlung einsetzen. Es würde mit dem Taubwerden der Extremitäten beginnen, wenn sich das Blut zur Versorgung der lebenswichtigen Organe in den Kernbereich des Körpers zurückzog. Als Nächstes würde es wegen der Verlangsamung von Puls und Atmung zu einer Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff und damit zu Halluzinationen kommen.
    Dann würde der Körper als letzte wärmesparende Maßnahme sämtliche Funktionen außer Herzschlag und Atmung einstellen.
    Anschließend kam die Bewusstlosigkeit. Als Letztes würden das Atmungs- und Kreislaufzentrum des Gehirns aussetzen.
    Tolland schaute Rachel an. Er wünschte, er könnte etwas tun, um sie zu retten.
    Die Taubheit, die sich allmählich in Rachels Körper breit machte, war weniger unangenehm, als sie befürchtet hatte. Fast war es wie eine willkommene Betäubung. Das Morphium der Natur. Sie hatte ihre Schutzbrille eingebüßt. Vor Kälte gelang es ihr kaum, die Augen zu öffnen.
    Sie konnte Tolland und Corky nahe bei sich auf dem Eis liegen sehen. Tolland schaute sie an. Bedauern sprach aus seinem Blick.
    Corky bewegte sich, hatte aber augenscheinlich große Schmerzen. Seine rechte Wange war aufgeplatzt und blutig.
    Rachel zitterte unkontrolliert, doch in ihrem Kopf suchte sie fieberhaft nach einer Antwort. Wer? Warum? Die Schwere, die sich in ihr ausbreitete, beeinträchtigte ihr Denken. Nichts ergab einen Sinn. Sie spürte, wie ihr Körper allmählich abschaltete.
    Eine unsichtbare Kraft lullte sie ein, drängte sie in den Schlaf. Sie versuchte, dagegen anzukämpfen. Lodernder Zorn packte sie. Sie bemühte sich, seine Glut noch mehr anzufachen.

    Man hat versucht, uns umzubringen. Sie lugte hinaus in die unbarmherzige See. Die Angreifer hatten so gut wie gewonnen. Wir sind praktisch schon tot. Rachel wusste, sie würde die Wahrheit über das tödliche Spiel auf dem Milne-Eisschelf nicht mehr ans Licht kommen sehen, aber sie war sich ziemlich sicher, den Schuldigen zu kennen. Direktor Ekstrom hatte am meisten zu gewinnen. Er hatte sie aufs Eis hinausgeschickt. Er hatte Verbindungen zum Pentagon und zu den

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