Meteor
gerade mit dem Schlitten ins Gelände aufmachen, als seine Partner den Gletscher heraufgeglitten kamen.
»Kommando zurück!«, brüllte Delta-1 ihm durch den Sturm entgegen. »Die anderen drei sind vom Gletscher abgegangen.«
Delta-3 war nicht überrascht. Er begriff sofort, dass man mit einer einzigen Leiche nicht irgendwo auf dem Gletscher einen Unfall vortäuschen konnte. Diese Lösung würde mehr Fragen aufwerfen als beantworten. »Hinterherschmeißen?«, fragte er.
Delta-1 nickte ihm und Delta-2 zu. »Ich sammle die Fackeln ein. Ihr beseitigt den Schlitten mit der Leiche.«
Delta-3 und sein Partner bugsierten den schwer beladenen Schlitten den Gletscher hinab und über die Schneewälle. Am Gletscherabbruch angekommen, gaben sie ihm einen Stoß. Norah Mangor und ihre Ausrüstung glitten lautlos über die Kante und stürzten ins Eismeer.
Saubere Lösung, dachte Delta-3.
Auf dem Rückweg zur Basis registrierte er befriedigt, dass der Sturm bereits ihre Spuren verwehte.
61
Das Atom-Unterseeboot Charlotte war vor fünf Tagen ins Polarmeer abkommandiert worden. Ihr Aufenthalt in diesen Gewässern unterlag strengster Geheimhaltung.
Dieses Boot der Los-Angeles-Klasse war zum lautlosen Lauschen konstruiert. Die zweiundvierzig Tonnen schwere Turbinenanlage besaß eine federnde Aufhängung, die sämtliche Vibrationen absorbierte. Ungeachtet ihrer Konstruktion für den geheimen Einsatz gehörte die Charlotte mit ihren einhundertzehn Metern Länge von Bug bis Heck zu den größten Aufklärungs-Unterseebooten, die die Meere berühren. Getaucht hatte sie eine Wasserverdrängung von 6927 Tonnen und eine Marschgeschwindigkeit von fünfunddreißig Knoten, also erstaunliche dreiundsechzig Kilometer pro Stunde. Mit seiner maximalen Tauchtiefe von fast fünfhundert Metern gehörte das mit einhundertachtundvierzig Mann besetzte Boot zum Modernsten, was es an U-Booten gab.
Der Techniker, der im Sonar-Raum vor dem Oszillatorbildschirm saß, war einer der Besten seines Fachs. Er war ein wandelndes Lexikon von Geräuschen und Wellenmustern. Er konnte einige Dutzend russischer U-Boote an ihrem Schraubengeräusch erkennen, die Stimmen von Hunderten von Meeresbewohnern identifizieren und die Lage von Unterwasservulkanen sogar noch vor dem fernen Japan haargenau bestimmen.
Zurzeit jedoch beschäftigte ihn ein dumpfes, regelmäßiges Pochen. Das an sich völlig eindeutige Geräusch kam gänzlich unerwartet.
»Du wirst mir nicht glauben, was ich da in meiner Mickymaus habe«, sagte er zu seinem Assistenten und reichte ihm den Kopfhörer.
Der Angesprochene setzte die Kopfhörer auf. »Mein Gott, das kommt klar wie eine Glocke!«, sagte er mit ungläubiger Miene.
»Was jetzt?«
Der Sonarmann hatte sich schon über Bordtelefon mit dem Kapitän in Verbindung gesetzt, der kurz darauf im Sonar-Raum erschien, um sich das über Lautsprecher eingespielte Geräusch anzuhören.
TOK – TOK – TOK.
TOK – TOK – TOK
TOK – TOK – TOK.
Der Kapitän lauschte mit ausdruckslosem Gesicht. Das Signal wurde langsamer, unregelmäßiger, schwächer.
»Koordinaten?«, fragte der Kapitän.
Der Techniker räusperte sich. »Es kommt von der Wasseroberfläche, Sir. Ungefähr drei Meilen Steuerbord.«
62
Gabrielle Ashe zitterten die Knie. Weniger vom langen, bewegungslosen Stehen in Senator Sextons halbdunkler Diele, sondern vor Enttäuschung über das, was sie gerade gehört hatte.
Die Zusammenkunft war noch nicht beendet, aber sie brauchte kein weiteres Wort mehr zu hören. Die schmerzhafte Wahrheit lag auf der Hand.
Senator Sexton lässt sich von privaten Raumfahrtunternehmen schmieren.
Marjorie Tench hatte die Wahrheit gesagt.
Gabrielle fühlte sich abgrundtief betrogen. Ekel kam in ihr hoch. Sie hatte an Sexton geglaubt, hatte für ihn gekämpft. Wie kann er so etwas machen? Gabrielle hatte erlebt, dass Sexton gelegentlich vor der Öffentlichkeit zur Lüge griff, um sein Privatleben zu schützen. Nun gut, das war eben Politik. Aber das! Das war ein klarer Gesetzesbruch!
Er ist noch gar nicht gewählt und betreibt schon den Ausverkauf des Weißen Hauses!
Gabrielle wusste, dass sie den Senator nun nicht mehr unterstützen konnte. Die Privatisierung der NASA konnte nur jemand versprechen, dem Demokratie und Gesetz piepegal waren. Und selbst wenn der Senator in dem guten Glauben war, sein Handeln läge im allgemeinen Interesse, hebelte eine gekaufte Vorabentscheidung sämtliche Kontrollmechanismen des Staates aus und machte mögliche
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