Meteor
Sexton. Er hatte zur Kenntnis nehmen müssen, dass die NASA Bundesgesetze gegen Werbeaufschriften auf Weltraumfahrzeugen durchzudrücken geholfen hatte, was ihr Weltraummonopol zusätzlich absicherte.
Anstatt privaten Gesellschaften zu gestatten, mit Werbeverträgen und Firmenlogos die Finanzierung aufzubessern – wie es zum Beispiel im Rennsport längst üblich war –, durften auf Weltraumfahrzeuge nur die Aufschrift »USA« und der Name des Herstellers aufgebracht werden. In einem Land, das jährlich einhundertfünfundachtzig Milliarden Dollar für Werbung ausgab, fand kein einziger Werbedollar den Weg in die Schatullen der Weltraumunternehmen.
»Das ist Halsabschneiderei«, schimpfte einer der Männer.
»Das stimmt leider«, sagte Sexton. »Aber ich kann Ihnen versprechen, dass ich mich im Fall meiner Wahl nachdrücklich für die Abschaffung dieser Vorschriften einsetzen werde. Der Weltraum muss für die Werbung so zugänglich gemacht werden, wie es jeder Quadratmeter dieses Planeten bereits ist!«
Sexton betrachtete sein Publikum. Seine Stimme wurde ernst, und er suchte den Blickkontakt. »Ich bin davon überzeugt, es ist an der Zeit, dass die Amerikaner sich im Interesse unserer Zukunft an die Wahrheit gewöhnen. Es ist an der Zeit, die Amerikaner mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass die NASA ihnen nicht den Weg in den Himmel ebnet, sondern im Gegenteil ein Hindernis auf dem Weg der Erforschung des Weltraums darstellt. Mit der Raumforschung verhält es sich wie mit jedem anderen Forschungszweig. Es grenzt an einen kriminellen Akt, ausgerechnet auf diesem Gebiet die Industrie ausschließen zu wollen. Nehmen Sie nur die Computerindustrie, die uns geradezu jede Woche einen neuen explosiven Fortschritt meldet. Und warum? Weil die Computerindustrie nach dem Prinzip der freien Marktwirtschaft funktioniert! Hier erhalten Effizienz und Zukunftsvisionen in Form von Profiten ihren verdienten Lohn.
Man stelle sich vor, die Computerindustrie bestünde nur aus Staatsunternehmen. Wir würden heute noch mit dem Abakus rechnen! Im Weltraum geht es nicht voran, also sollten wir die Forschung in die Hände der Privatwirtschaft legen, wohin sie gehört. Die Amerikaner würden sich wundern über das Wachstum, die Zahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze und die vielen eingelösten Träume. Ich bin überzeugt, dass das System der Marktwirtschaft uns neue Höchstleistungen im Weltraum bescheren würde. Wenn ich gewählt werde, wird es mir ein persönliches Anliegen sein, die Tore zu unserer letzten unbekannten Grenze weit aufzustoßen!«
Sexton hob den Cognacschwenker.
»Meine Freunde, Sie sind heute Abend hergekommen, um sich ein Bild davon zu machen, ob ich Ihr Vertrauen verdiene. Ich hoffe, ich bin auf dem richtigen Weg zu diesem Ziel. Man braucht Investoren, um ein Unternehmen aufzubauen, und man braucht auch Investoren für den Aufbau einer Präsidentschaft.
Aktieneigner erwarten Gewinne, und auch Sie als politische Investoren dürfen Gewinne erwarten. Ich habe für Sie heute Abend eine ganz einfache Botschaft: Investieren Sie in mich, und ich werde es Ihnen niemals vergessen. Niemals. Wir haben ein und dasselbe Ziel.«
Sexton hielt seinen Besuchern das Glas entgegen und prostete ihnen zu.
»Mit Ihrer Hilfe, liebe Freunde, werde ich das Weiße Haus erobern – und Ihre Wunschträume werden sich erfüllen.«
Wie versteinert stand Gabrielle Ashe nur drei Meter entfernt im Halbdunkel. Aus dem Wohnraum drang das melodische Klingen von kristallenen Cognacschwenkern und das Knacken des Kaminfeuers.
58
Der junge NASA-Techniker rannte in Panik durch die Kuppel. Er fand NASA-Direktor Ekstrom allein in der Nähe des Medienbereichs. »Sir«, rief der Techniker im Herbeilaufen, »es hat ein Unglück gegeben!«
Ekstrom drehte sich um. »Was ist los? Ein Unfall? Wo?«
»Im Bergungsschacht ist soeben die Leiche von Dr. Wailee Ming aufgetaucht!«
Ekstroms Gesicht war ausdruckslos. »Dr. Ming? Aber…«
»Wir haben ihn herausgezogen. Doch es war zu spät. Er ist bereits tot.«
»Um Gottes willen! Wie lange hat er dringesteckt?«
»Vielleicht eine Stunde. Es sieht aus, als wäre er hineingefallen und langsam auf den Grund gesunken. Als die Leiche sich aufgebläht hat, ist er wieder nach oben getrieben.«
Ekstroms rötlicher Teint färbte sich scharlachrot. »Verdammt nochmal! Weiß sonst noch jemand davon?«
»Niemand, Sir. Nur noch ein Kollege. Wir haben Ming herausgezogen, aber wir haben gedacht, wir sagen besser
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