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Meteor

Meteor

Titel: Meteor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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Gegenargumente des Kongresses, der Berater, der Wähler und der Interessengruppen zur Makulatur. Vor allem hatte Sexton mit einer Garantie der Privatisierung der NASA einem grenzenlosen Missbrauch dieser Vorabinformation Tür und Tor geöffnet. Insiderhandel mit Börsenpapieren war in diesem Fall das Übliche. Wieder einmal konnten sich die Reichen, die an der Quelle saßen, auf Kosten der ehrlichen kleinen Anleger eine goldene Nase verdienen.
    Gabriele war es nachgerade übel geworden. Was sollte sie jetzt tun?
    Hinter ihr trillerte schrill ein Handy. Erschrocken fuhr Gabrielle herum. Das Trillern kam aus einem der Mäntel in der Garderobennische.
    »Entschuldigung, Freunde«, sagte der Texaner, »das ist für mich.«
    Gabrielle hörte den Mann aufstehen. Gleich kommt er heraus! Sie rannte den teppichbelegten Weg zurück, den sie gekommen war.
    Auf halber Strecke schlug sie sich nach links in die dunkle Küche. Im selben Moment kam auch schon der Texaner aus dem Wohnraum und ging die Diele hinunter. Gabrielle erstarrte. Reglos stand sie im Dunkel.

    Der Texaner ging an ihr vorbei, ohne sie zu bemerken.
    Mit pochendem Herzen hörte sie ihn in der Garderobe nach seinem Handy stöbern. Schließlich hatte er es gefunden und meldete sich.
    »Yeah?… Wann?… Ach was!… Ja, wir machen an. Danke.« Er drückte aufs Knöpfchen, steckte das Handy weg und ging eilig wieder zurück. »Macht mal das Fernsehen an!«, rief er noch in der Diele. »Zach Herney gibt gleich eine dringende Pressekonferenz. Acht Uhr, auf allen Kanälen. Entweder haben wir China den Krieg erklärt, oder die Internationale Raumstation ist ins Meer gefallen!«
    »Na, wenn das kein Grund wäre, einen zu trinken!«, rief jemand aus.
    Allgemeines Gelächter.
    Um Gabrielle drehte sich alles. Eine Pressekonferenz um acht?
    Marjorie Tench hatte anscheinend doch nicht nur auf den Busch geklopft. Um acht Uhr wollte sie die Erklärung auf ihrem Schreibtisch haben. Gabrielle hatte angenommen, der Zeitpunkt erkläre sich daraus, dass das Weiße Haus genügend Zeit haben wollte, die Erklärung den Morgenblättern zuzuspielen, aber jetzt hatte es den Anschein, dass der Präsident mit den Verdächtigungen direkt an die Öffentlichkeit gehen wollte.
    Eine dringende Pressekonferenz? Je mehr Gabrielle darüber nachdachte, desto merkwürdiger kam ihr die Sache vor. Herney will mit diesem Saustall live vor die Kameras? Höchstpersönlich?
    Aus dem Wohnraum plärrte jetzt der Fernsehapparat. Die Stimme des Sprechers bebte vor Aufregung. »Das Weiße Haus hat bislang keinerlei Angaben zum Thema des bevorstehenden heutigen Überraschungsauftritts des Präsidenten gemacht. Spekulationen ist ein weites Feld geöffnet. Einige Analytiker der politischen Szene sind der Auffassung, Präsident Zach Herney könnte nach seinem Rückzug aus dem Wahlkampf heute Abend seinen Verzicht auf eine zweite Amtszeit erklären.«
    Im Wohnraum erhob sich hoffnungsvolles Jubeln.
    Blödsinn, dachte Gabrielle. Bei der Wagenladung Schmutz, mit der das Weiße Haus Sexton bombardieren konnte, war es völlig ausgeschlossen, dass Herney heute Abend das Handtuch werfen würde. Bei dieser Pressekonferenz kommt etwas anderes als die Abdankung aufs Tapet, überlegte Gabrielle, und sie hatte das ungute Gefühl, schon zu wissen, was es war.
    Sie schaute auf die Uhr. Noch nicht einmal mehr eine Stunde.
    Sie musste zu einer Entscheidung kommen, und sie wusste auch, mit wem sie darüber sprechen wollte. Sie klemmte den Umschlag mit den Fotos unter den Arm und schlich sich leise aus dem Apartment. Der Wächter auf dem Flur machte ein erleichtertes Gesicht. »Ich habe von drinnen begeistertes Geschrei gehört«, sagte er. »Sie sind bei denen wohl gut angekommen.«
    Mit einem knappen Lächeln schritt sie an ihm vorbei zum Aufzug.
    Draußen auf der Straße setzte mit ungewohnter Kühle die Dämmerung ein. Gabrielle winkte ein Taxi heran.
    »Zu den ABC-Fernsehstudios«, sagte sie zum Fahrer. »Und bitte schnell.«

63
    Michael Tolland lag auf der Seite auf dem Eis, den Kopf auf den ausgestreckten Arm gelegt, den er schon längst nicht mehr spürte. Seine Lider waren schwer geworden, aber er kämpfte darum, die Augen offen zu halten. Von seinem ungewöhnlichen Beobachtungspunkt aus nahm er die letzten Bilder dieser Welt aus einer ungewohnten Seitenperspektive wahr. Eis und Meer. Es war ein merkwürdig stimmiges Ende für einen Tag, an dem sich alles als trügerischer Schein erwiesen hatte.
    Gespenstische Stille hatte

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