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Meteor

Meteor

Titel: Meteor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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wusste, dass er es sich nicht leisten konnte, Gabrielle Ashes Vertrauen zu verlieren. Wenn Frauen sich hinters Licht geführt fühlten, konnten sie rachsüchtig und borniert reagieren. Sexton musste Gabrielle wieder in sein Boot holen. Heute Abend konnte er weniger denn je auf sie verzichten.

78
    Gabrielle Ashe saß auf der vierten Etage der ABC-Fernsehstudios allein in Yolandas Büro-Glaskasten und starrte auf den abgetretenen Teppichboden. Sie war immer stolz darauf gewesen, instinktiv zu wissen, wem sie vertrauen konnte. Zum ersten Mal seit Jahren fühlte sie sich allein und unfähig zu entscheiden, wohin ihr Weg gehen sollte.
    Das Trillern des Handys riss sie aus ihren Gedanken. Zögernd nahm sie den Anruf entgegen. »Gabrielle Ashe.«
    »Gabrielle, ich bin’s.«
    Sie erkannte Sextons Stimme sofort. Angesichts dessen, was soeben passiert war, klang Sexton erstaunlich kühl.
    »Heute Abend war bei mir der Teufel los«, sagte er. »Ich nehme an, Sie haben die Pressekonferenz des Präsidenten gesehen.
    Mann o Mann, was haben wir aufs falsche Pferd gesetzt. Mir könnte übel werden. Wahrscheinlich geben Sie sich jetzt die Schuld. Das brauchen Sie aber nicht. Wer in aller Welt hätte mit so etwas rechnen können? Sie können nichts dafür. Aber ich glaube, ich habe eine Idee, wie wir wieder festen Boden unter die Füße bekommen können.«
    Gabrielle stand auf. Mit dieser Reaktion hatte sie nicht gerechnet. Sie hatte keine Ahnung, worauf Sexton anspielte.
    »Ich hatte heute Abend ein Treffen mit ein paar Vertretern aus der Raumfahrtbranche…«
    »Tatsächlich?«, platzte Gabrielle heraus. Sein Eingeständnis erwischte sie auf dem linken Fuß. »Davon wusste ich ja gar nichts.«
    »Es war auch nicht weiter wichtig. Ich hätte Sie eigentlich gern dabeigehabt, aber diese Leute sind in Sachen Vertraulichkeit sehr pingelig. Ein paar von ihnen betätigen sich als Spender für meinen Wahlkampf. Sie möchten das ungern an die große Glocke hängen.«
    Gabrielle war vollkommen entwaffnet. »Aber… ist das denn nicht illegal?«
    »Illegal? Ach was! Die Spenden liegen alle im erlaubten Zweitausend-Dollar-Bereich. Das ist sauberes Geld, vollkommen legal. Für mich fällt das überhaupt nicht ins Gewicht, aber ich höre mir halt die Wehwehchen dieser Leute an. Nennen Sie’s eine Investition in die Zukunft. Ich rede nicht davon, weil es sich ehrlich gesagt nicht so gut ausnimmt. Wenn das Weiße Haus Wind davon bekommt, machen die wieder aus einer Mücke einen Elefanten. Egal, darum geht es im Moment auch nicht. Ich habe Sie angerufen, weil ich im Anschluss an das Treffen noch mit dem Präsidenten der SFF gesprochen habe. Er hat mich…«
    Gabrielle schoss die Schamröte ins Gesicht. Ohne von ihr auch nur im Geringsten dazu gedrängt worden zu sein, hatte Sexton sich zu dem Treffen mit den Vertretern der Raumfahrtbranche bekannt. Vollkommen legal! Wenn sie daran dachte, was sie beinahe getan hätte, wäre Yolanda nicht dazwischengegangen! Um ein Haar wärst du Marjorie Tench auf den Leim gegangen!
    »… und ich habe ihm gesagt, Sie könnten uns vielleicht bestimmte Informationen beschaffen.«
    Gabrielle war wieder ganz Ohr. »Und welche?«
    »Sie haben doch diese Kontaktperson, von der Sie in den letzten Monaten zahlreiche NASA-Interna erfahren haben. Ich nehme an, der Kontakt besteht immer noch.«

    Marjorie Tench. Niemals würde Gabrielle dem Senator beichten dürfen, dass er mit diesen Informationen von Anfang an manipuliert worden war. »Äh… ich glaube schon«, schwindelte Gabrielle.
    »Gut. Es gibt da etwas, das ich unverzüglich in Erfahrung bringen müsste, ganz schnell.«
    Während Gabrielle Sexton zuhörte, kam sie nicht an der Erkenntnis vorbei, dass sie den Senator in letzter Zeit gewaltig unterschätzt hatte. Seit den Anfangstagen ihres Interesses für die Karriere des Senators hatte Sexton in ihrer Wertschätzung einiges an Glanz eingebüßt, aber heute Abend war er wieder voll da.
    Angesichts eines Ereignisses, das der Todesstoß für seine Wahlkampagne hätte sein müssen, trat er zum Gegenangriff an. Und er strafte Gabrielle nicht ab, obwohl sie ihn auf seinen Pleitekurs geführt hatte. Er gab ihr vielmehr die Chance, sich zu bewähren.
    Sie würde sich bewähren. Ohne Rücksicht auf Verluste.
79
    William Pickering lehnte an der gläsernen Fensterfront seines Büros und starrte hinaus auf das ferne Lichtband der Scheinwerfer auf dem Leesburg Highway. Wenn er einsam hier oben auf dem Gipfel seiner Welt

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