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Meteor

Meteor

Titel: Meteor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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falls die NASA jemals außerirdisches Leben fände. Rachel fragte sich, wie Marjorie Tench es geschafft hatte, diesen Satz, der so wunderbar in ihr Konzept passte, aus dem Senator herauszukitzeln. In einem raffinierten Blindekuh-Spiel hatte das Weiße Haus die Falle sorgfältig aufgebaut, Marjorie Tench hatte Sexton an den Rand des Abgrunds geführt, und der Präsident hatte Sexton zu guter Letzt den tödlichen Schubs verpasst.
    Herney zufolge hatte die NASA auf seine Bitte die Meldung der Entdeckung zurückgehalten, weil er ausreichend Zeit haben wollte, den Sachverhalt zu überprüfen. Aber wie Rachel jetzt bemerkte, hatte das Weiße Haus die Verzögerung bedenkenlos benutzt, um die Schlinge auszulegen, in der sich der Senator verfangen hatte.
    Rachel empfand kein Mitleid mit ihrem Vater, doch sie musste gestehen, dass in dem warmherzigen Krauskopf Zach Herney ein Hai lauerte. Ohne Killerinstinkt wurde man nicht zum mächtigsten Mann der Welt. Jetzt stellte sich die Frage, ob Herney mit im Spiel steckte, oder ob er nur zufällig davon profitierte.
    Rachel kroch aus dem Sitz und streckte die Beine. Es war frustrierend, nichts passte zusammen. Sie ging im Mittelgang der Kabine auf und ab. Pickering mit seiner bekannt nüchternen Logik hatte den Schluss gezogen, dass der Meteorit gefälscht war.

    Corky und Tolland hatten mit wissenschaftlicher Akribie dagegengehalten, dass er echt sein müsse. Rachel wusste nur, was sie gesehen hatte – einen verbrannten Felsbrocken mit Fossilien, den man aus dem Eis geholt hatte. Im Vorbeigehen schaute sie den schnarchenden Corky an. Die Wange mit der genähten Platzwunde war schon nicht mehr so dick. Die Meteoritenprobe in den Wurstfingern, schlief er den Schlaf des Gerechten.
    Rachel beugte sich zu ihm hinunter und nahm ihm behutsam die Steinscheibe ab. Sie betrachtete die Fossilien. Vergiss alles, was du darüber weißt. Sie zwang sich, ihre Gedanken neu zu ordnen.
    Sie versuchte es mit dem alten NRO-Trick, wenn die Teile nicht zusammenpassen wollten: die Beweiskette von Null an neu aufbauen. Jeder Datenanalyst hatte den »Nullstart« trainiert.
    Wie gehören die Beweise zusammen?
    Sie ging wieder im Mittelgang auf und ab.
    Liefert dieser Stein den Beweis für außerirdisches Leben?
    Vergiss alles, was nur auf Annahmen beruht. Fang wieder ganz von vorne an.
    Was haben wir denn?
    Einen Felsblock mit versteinerten Lebewesen.
    Sie setzte sich wieder auf ihren Sitz neben Michael Tolland.
    »Mike, lassen Sie uns ein Spiel spielen.«
    Tief in Gedanken wandte Tolland den Blick vom Fenster. »Ein Spiel?«
    Rachel reichte ihm die Meteoritenprobe. »Lassen Sie uns so tun, als würden Sie diesen Stein mit Fossilien zum ersten Mal sehen. Was könnten Sie mir darüber sagen?«
    Tolland seufzte bedrückt. »Seltsam, dass Sie mich das fragen. Ich hatte mir gerade selber Gedanken gemacht…«

    Hunderte von Kilometern hinter Rachel und Tolland jagte ein seltsames Flugzeug mit der Delta Force an Bord im Tiefflug über den öden Ozean nach Süden. Die Männer waren schon öfter in aller Eile von einem Einsatzort abgezogen worden, aber so hastig noch nie. Alles war Hals über Kopf gegangen.
    Ihr Einsatzleiter kochte.
    Delta-1 hatte ihn zuvor informiert, dass sein Team wegen einer unerwarteten Wendung der Lage auf dem Eisschelf notgedrungen zu gewaltsamen Maßnahmen gegriffen habe, was den Tod der fünf Zivilpersonen zur Folge gehabt hätte, einschließlich Rachel Sexton und Michael Tolland.
    Der Einsatzleiter war schockiert gewesen. Im äußersten Notfall war Töten zwar zulässig, doch es war nie ein Bestandteil seines Plans gewesen.
    Später, als er erfuhr, wie die Mordanschläge im Einzelnen verlaufen waren, war sein Missfallen in unverhohlenen Zorn umgeschlagen.
    »Ihr Team hat versagt«, hatte der Einsatzleiter gezischt.
    Der androgyne Klang des CrypTalk hatte den Zorn des Sprechers kaum zu kaschieren vermocht. »Drei von Ihren Zielpersonen sind nach wie vor am Leben!«
    Unmöglich! dachte Delta-1. »Aber wir haben doch mit eigenen Augen gesehen…«
    »Sie haben Kontakt mit einem Unterseeboot aufgenommen und befinden sich zurzeit auf dem Weg nach Washington!«
    »Was?«
    »Hören Sie mir gut zu«, sagte der Einsatzleiter mit tödlicher Bestimmtheit. »Ich gebe Ihnen jetzt neue Befehle. Und diesmal werden Sie nicht versagen!«

77
    Als Senator Sexton seinen unerwarteten Besucher zum Aufzug begleitete, sah er einen kleinen Hoffnungsschimmer. Der Präsident der SFF war nicht gekommen, um ihn

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