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Meteor

Meteor

Titel: Meteor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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voll im Griff zu haben, doch Delta-1 musste über die Dürftigkeit ihrer Illusion beinahe lachen. Die Maschinenpistole in Tollands Hand war vollkommen wertlos. Selbst aus dieser Entfernung konnte Delta-1 sehen, dass der Spannschieber zurückgeschnappt und das Magazin leer war.
    Ein Blick zu seinem Partner, der in den Klauen des Triton zappelte, gemahnte Delta-1 zur Eile. Pickering hatte sämtliche Aufmerksamkeit an Deck auf sich gezogen.
    Delta-1 konnte eingreifen.
    Während er Maschine und Rotor weiterlaufen ließ, schlüpfte er aus der Heckklappe. Vom Rumpf des Hubschraubers gedeckt, gelangte er ungesehen auf den Steuerbordumgang der Goya. Die Maschinenpistole im Anschlag lief er zum Bug. Vor der Landung auf dem Deck hatte ihm Pickering genaue Anweisungen erteilt. Delta-1 hatte nicht vor, diese einfache Aufgabe zu vermasseln. In ein paar Minuten ist alles vorbei.

121
    Herney war immer noch im Morgenmantel. Er saß im Oval Office an seinem Schreibtisch und dachte intensiv nach.
    Ein neues Teilstück des Puzzles war soeben aufgetaucht.
    Marjorie Tench ist tot.
    Laut Herneys Mitarbeitern war sie zu einem vertraulichen Treffen mit William Pickering zum FDR Memorial gefahren. Da von Pickering ebenfalls jede Spur fehlte, wurden im Präsidentenstab Befürchtungen laut, dass auch er getötet worden sein könnte.
    Der Präsident und Pickering hatten in letzter Zeit einige Auseinandersetzungen ausgefochten. Vor ein paar Monaten hatte Herney erfahren, dass Pickering zur Unterstützung von Herneys glücklosem Wahlkampf illegale Maßnahmen ergriffen hatte.
    Unter Einsatz der Mittel des NRO hatte er sich diskret genügend Munition besorgt, um die Kampagne Senator Sextons in Grund und Boden zu kartätschen – skandalöse Sexfotos des Senators mit seiner Assistentin Gabrielle Ashe und belastendes Material über den Empfang von Schmiergeldzahlungen seitens der privaten Raumfahrtindustrie. Pickering hatte das Material anonym Marjorie Tench zukommen lassen und darauf gebaut, dass das Weiße Haus es in seinem Sinne einsetzen würde. Doch nach einem Blick auf das Material hatte Herney die Benutzung untersagt. Sex- und Korruptionsskandale wucherten in Washington wie Krebs. Noch einen Fall auszupacken und dem Publikum vor die Nase zu halten würde lediglich die Politikverdrossenheit im Lande steigern.
    Der Zynismus zieht unser Land in den Sumpf.

    Herney hätte Sexton zwar fertig machen können, aber nur um dem Preis einer Herabwürdigung des Senats, und dieser Preis war ihm zu hoch.
    Keine Negativ-Schlagzeilen mehr! Herney wollte Sexton auf dem Gebiet der Sachfragen schlagen.
    Pickering hatte sich über die ablehnende Haltung des Weißen Hauses geärgert und versucht, mit Gewalt einen Skandal vom Zaun zu brechen, indem er Gerüchte über Sextons Sexaffäre mit Gabrielle Ashe ausstreute. Sexton hatte daraufhin empört und mit solcher Überzeugungskraft seine Unschuld beteuert, dass der Präsident sich am Ende öffentlich beim Senator entschuldigen musste. Herney hatte Pickering informiert, er würde ihn im Falle einer nochmaligen Einmischung in die Wahlkampagne seines Amtes entheben. Ironischerweise war Pickering keineswegs ein Parteigänger Präsident Herneys. Seine Versuche, Herneys Wahlkampagne auf die Beine zu helfen, erklärten sich schlicht aus Pickerings Befürchtungen um die NASA. Er sah in Zach Herney das geringere Übel.
    Pickering soll umgebracht worden sein?
    Herney konnte es sich nicht vorstellen.
    »Mr President«, sagte ein Mitarbeiter, »wie von Ihnen gewünscht, habe ich Lawrence Ekstrom angerufen und ihn über den Tod von Marjorie Tench unterrichtet.«
    »Danke.«
    »Mr Ekstrom wünscht selbst mit Ihnen zu sprechen.«
    Herney war noch wütend über Ekstroms Lüge in Sachen PODS. »Sagen sie ihm, dass ich am Vormittag mit ihm sprechen werde.«
    »Sir, Mr Ekstrom möchte jetzt gleich mit Ihnen sprechen.« Der Mitarbeiter machte ein betretenes Gesicht. »Er ist am Boden zerstört.«
    Ekstrom – am Boden zerstört? Herney spürte, dass er nahe daran war, die Geduld zu verlieren. Während er sich Ekstroms Anruf ins Büro durchstellen ließ, fragte er sich, was noch alles schief gegangen sein mochte.
122
    Rachels Verwirrung legte sich. Sie konnte wieder klar denken. Der Mann, der vor ihr stand, war ihr fremd geworden.
    Sie fühlte sich von ihm angewidert.
    »Wir mussten das Image der NASA aufpolieren«, sagte Pickering. »Der Verfall ihrer Popularität und der damit verbundene Rückgang der finanziellen Mittel wurden

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