Meteor
gegenüberliegenden Wand. Einige Blatt Papier steckten im Schacht – genau wie Pickering vermutet hatte. Delta-1 nahm die Blätter heraus.
Eine Botschaft von Rachel lag obenauf. Nur zwei Zeilen. Er las.
Das trifft den Nagel genau auf den Kopf, dachte er.
Er blätterte die übrigen sechs Seiten durch. Mit Bestürzung nahm er zur Kenntnis, wie vollständig Rachel und Tolland dem Meteoritenbetrug auf die Spur gekommen waren. Keinem, der diese Blätter sah, konnte ihre Bedeutung verborgen bleiben. Um den Faxempfänger herauszubekommen, musste Delta-1 nicht einmal die Wahlwiederholungstaste drücken. Die zuletzt gewählte Nummer stand noch auf dem Display.
Eine Nummer mit der Vorwahl von Washington, D. C.
Delta-1 notierte die Nummer, griff sich die Blätter und verschwand aus dem Labor.
Mit schweißnassen Händen hielt Tolland die Maschinenpistole auf Pickerings Brust gerichtet. Der NRO-Chef versuchte immer noch aus Rachel herauszubekommen, wohin sie die Informationen gefaxt hatte. Tolland bekam allmählich das ungute Gefühl, dass Pickering lediglich Zeit zu schinden versuchte. Zeit wofür?
»Das Weiße Haus und die NASA sind unschuldig«, wiederholte Pickering zum x-ten Mal. »Arbeiten Sie mit mir zusammen. Lassen Sie es nicht dazu kommen, dass durch meinen Fehler auch noch der letzte Rest Glaubwürdigkeit der NASA zerstört wird.
Die NASA wird als Schuldiger dastehen, wenn die Sache auffliegt. Wir können uns bestimmt einigen. Unser Land braucht diesen Meteoriten. Nun sagen Sie schon, wohin Sie die Unterlagen gefaxt haben, bevor es zu spät ist.«
»Damit Sie noch jemand umbringen können?«, sagte Rachel. »Sie machen mich krank!«
Tolland staunte über Rachels Stehvermögen. Sie hielt zwar nichts von ihrem Vater, war aber offensichtlich nicht bereit, ihn irgendeiner Gefahr auszusetzen. Leider war Rachels Plan höchst fragwürdig. Selbst wenn der Senator umgehend in sein Büro kam, das Fax sah und den Präsidenten mit der Geschichte vom Meteoritenbetrug anrief und ihn um sein Eingreifen bat, würde das Weiße Haus so schnell nicht begreifen, wovon der Senator sprach – und wo seine Tochter steckte, wusste auch niemand.
»Ich sage es zum letzten Mal«, sagte Pickering und fixierte Rachel drohend. »Die Situation ist viel zu komplex, als dass Sie sie verstehen könnten. Es war ein gewaltiger Fehler von Ihnen, das Fax mit den Informationen von diesem Schiff abzusenden. Sie gefährden unser Land.«
Wie Tolland jetzt bemerkte, spielte Pickering tatsächlich auf Zeit. Der Grund dafür kam in aller Ruhe an Backbord auf ihn zugeschritten. Tolland erschrak bis ins Mark, als er den Kämpfer mit seiner Maschinenpistole und den Papieren in der Hand auf sich zukommen sah.
Er reagierte mit einer Entschlossenheit, die ihn selbst erstaunte.
Er fuhr herum, richtete die Waffe auf den Mann und riss den Abzug durch.
Es klickte.
»Ich habe die Faxnummer«, sagte der Kämpfer und hielt Pickering einen Zettel hin. »Und Mr Tolland hat keine Munition.«
123
Sedgewick Sexton stürmte durch die Flure des Philip-A.-Hart-Senatsgebäudes. Er hatte keine Ahnung, wie Gabrielle es geschafft hatte, aber sie war offenbar in sein Büro eingedrungen.
Als er am Telefon mit ihr sprach, hatte er im Hintergrund deutlich das unverwechselbare Ticken seiner Jourdain-Standuhr gehört. Er musste befürchten, dass Gabrielle auf die Jagd nach Beweisen gegangen war, nachdem sie bei ihrer Lauschaktion beim Treffen der SFF-Leute vermutlich das Vertrauen in ihn verloren hatte.
Wie ist sie in mein Büro gekommen?
Sexton war unendlich erleichtert, dass er sein Passwort geändert hatte.
An seiner Bürotür angelangt, tippte er die Pinnummer zum Abschalten der Alarmanlage ein. Er suchte den Schlüsselbund aus der Tasche, betätigte die komplizierte Schließanlage mit zwei Schlössern, riss die Türflügel auf und erwartete, Gabrielle auf frischer Tat zu ertappen.
Das Büro war leer. Lediglich der Bildschirmschoner leuchtete matt.
Er knipste das Licht an. Seine Blicke huschten durch den Raum. Alles war an seinem Platz. Totenstille bis auf das charakteristische Ticken seiner Standuhr.
Wo steckt das Miststück?
Er hörte im Bad etwas rascheln, riss die Tür auf, knipste das Licht an. Das Bad war leer. Er schaute hinter die Tür. Nichts.
Verunsichert betrachtete Sexton sein Konterfei im Spiegel.
Hatte er heute Nacht mehr als ein Glas zu viel getrunken? Ich habe doch etwas gehört! Verwirrt ging er in sein Büro zurück.
»Gabrielle?«, rief
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