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Meteor

Meteor

Titel: Meteor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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Charakterzug an sich entdeckt, von dessen Existenz sie bislang nichts gewusst hatte. Überleben – eine unbändige Kraft erfüllte sie, deren Triebfeder die Angst war.
    »Was war das für ein Fax?«, verlangte die Stimme aus dem CrypTalk zu wissen.
    Erleichtert vernahm Rachel die Bestätigung, dass das Fax abgegangen war. »Verlassen Sie das Gebiet! Es ist vorbei«, rief sie in das Sprechfunkgerät. »Ihr Geheimnis ist keins mehr.« Sie nannte die Informationen, die soeben das Schiff verlassen hatten: Ein halbes Dutzend Seiten Text und Bilder, eindeutiges Beweismaterial, dass der Meteorit eine Fälschung war. »Wenn Sie uns etwas antun, wird Ihre Situation nur schlimmer.«
    Eine bedeutungsschwere Pause entstand. »An wen haben Sie die Informationen geschickt?«
    Rachel hatte nicht die Absicht, die Frage zu beantworten. Es galt, auf Zeit zu spielen. Rachel und Tolland hatten sich vor der Öffnung im Deck in einer Linie mit dem Tauchboot postiert.
    Wenn der Hubschrauber schoss, würde er unvermeidlich auch den Mann in den Klauen des Tauchbootes treffen.
    »An William Pickering?«, riet die Roboterstimme. Es klang merkwürdig hoffnungsfroh. »Sie haben an Pickering gefaxt.«
    Falsch!, dachte Rachel. Pickering wäre ihre erste Wahl gewesen, doch sie musste befürchten, dass ihre Angreifer ihn schon umgebracht hatten. In einem verzweifelten Entschluss hatte sie das Fax an die einzige Nummer geschickt, die sie auswendig im Kopf hatte.
    An das Büro ihres Vaters.
    Senator Sextons Büro-Faxnummer hatte sich nach dem Tod ihrer Mutter schmerzlich in Rachels Gedächtnis gebrannt, als ihr Vater es damals vorzog, die Einzelheiten des Grundstücksverkaufs ohne Rachels persönliches Beisein auszuarbeiten. Es wäre ihr niemals in den Sinn gekommen, sich in einem Augenblick der Bedrängnis an ihren Vater zu wenden, aber in dieser konkreten Situation hatte der Mann zwei entscheidende Eigenschaften: Motivation in Hülle und Fülle, die Meteoritengeschichte unverzüglich an die Öffentlichkeit zu bringen und genug politischen Einfluss, um das Weiße Haus anrufen und dort Druck ausüben zu können, dass dieses Killerkommando nach Hause geschickt wurde.
    Sexton war mit aller Wahrscheinlichkeit zu dieser Stunde nicht in seinem Büro, doch Rachel wusste, dass er das Büro verschlossen hielt wie eine Schatzkammer. Sie hatte ihre Daten sozusagen in einen Safe mit Zeitschloss versenkt. Selbst wenn die Angreifer herausbekamen, wohin das Fax gegangen war, dürften sie es kaum schaffen, die scharfen Sicherheitsmaßnahmen des Philip-A.-Hart-Bürogebäudes des Senats zu unterlaufen und unbemerkt in Sextons Büro einzubrechen.
    »Wer immer der Empfänger war«, sagte die Roboterstimme von oben, »durch Sie ist er jetzt in Gefahr.«
    Rachel wusste, dass sie aus einer Position der Stärke sprechen musste, auch wenn ihr vor Angst beinahe übel war. Sie deutete auf den Mann in den Klauen des Triton. Seine Beine baumelten über dem Abgrund, sein Blut tropfte ins Meer. »Der Einzige, der in Gefahr ist, ist Ihr Agent!«, rief sie ins CrypTalk. »Es ist vorbei.
    Die Information ist raus. Sie haben verloren. Verschwinden Sie, oder Ihr Mann stirbt.«
    »Miss Sexton, Sie verstehen nicht, worum es hier…«
    »Was soll ich verstehen?«, rief Rachel. »Soll ich verstehen, dass Sie unschuldige Menschen umbringen? Soll ich verstehen, dass Sie einen Lügenmeteoriten in die Welt gesetzt haben? Ich verstehe jedenfalls, dass Sie sich gewaltig geschnitten haben. Selbst wenn Sie uns auch noch umbringen, Ihr Spiel ist aus! Verschwinden Sie, oder Ihr Mann stirbt!«
    Es gab eine lange Pause, bis es wieder im Sprechgerät knackte.
    »Ich komme runter«, sagte die Roboterstimme.
    Rachel fuhr es eiskalt in die Glieder.
    »Ich bin unbewaffnet«, sagte die Stimme. »Tun Sie nichts Unüberlegtes. Wir müssen unter vier Augen sprechen.«
    Bevor Rachel reagieren konnte, hatte der Hubschrauber schon auf dem Heck der Goya aufgesetzt. Die Schiebetür an der Seite wurde geöffnet. Eine unscheinbare Gestalt in schwarzem Mantel und Krawatte kletterte aufs Deck.
    Rachel konnte es nicht fassen.
    Es war William Pickering.
    Pickering stand auf dem Deck der Goya und schaute Rachel bedauernd an. Er hätte nie gedacht, dass der Tag diese Wendung nehmen würde. Während er auf Rachel zuging, konnte er in den Augen seiner Mitarbeiterin eine brisante Mischung aus Schock, Verwirrung, Enttäuschung und Wut erkennen. Nur zu verständlich, dachte er. Es gibt so viel, wovon sie keine Ahnung hat.

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