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Meteor

Meteor

Titel: Meteor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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zu dem Kopierer. Er schaltete ihn ein und begann, die Papiere einzulegen.
    »Was tun Sie da?«, fragte Gabrielle irritiert.
    »Das wird Rachel schon nicht umbringen«, gab Sexton zurück.
    Selbst wenn er seine Tochter an den Feind verlor, würde das seiner Macht allemal zugute kommen. Er konnte nur gewinnen.
    Das Risiko musste eingegangen werden.
    »Für wen machen Sie die Kopien?«, wollte Gabrielle wissen.
    »Pickering hat doch darauf bestanden, dass niemand etwas erfahren darf!«

    Sexton blickte vom Gerät auf und schaute Gabrielle an. Wie unattraktiv sie ihm auf einmal vorkam! Sedgewick Sexton verwandelte sich zusehends in eine unerreichbare Insel. Alles, was er für die Verwirklichung seines Traums brauchte, hielt er in Händen. Jetzt konnte ihn nichts mehr aufhalten, keine Bestechungsvorwürfe und kein Sexskandal.
    Nichts mehr.
    »Gabrielle, gehen Sie nach Hause. Ich kann Sie hier nicht brauchen.«
124
    Es ist aus, dachte Rachel.
    Sie saß neben Tolland auf Deck und starrte in die Mündung der Maschinenpistole von Delta-1. Pickering wusste jetzt, wohin das Fax gegangen war.
    Rachel bezweifelte, dass ihr Vater jemals die telefonische Nachricht bekommen würde, die Pickering ihm soeben übermittelt hatte. Es war durchaus möglich, dass Pickering noch vor allen anderen im Büro des Senators aufkreuzte. Wenn er es schaffte, vor Eintreffen des Senators hineinzukommen, das Fax verschwinden zu lassen und seine Nachricht zu löschen, gab es keinen Anlass, dem Senator irgendetwas anzutun. Pickering war möglicherweise einer von den ganz wenigen Leuten in Washington, die sich ohne jedes Aufsehen Zutritt zum Büro eines Senators verschaffen konnten. Rachel hatte schon immer gestaunt, was im Namen der »nationalen Sicherheit« alles möglich war.

    Wenn das nicht klappt, kann Pickering immer noch vorbeifliegen und durchs Bürofenster eine Hellfire-Rakete ins Faxgerät schießen. Doch Rachel hatte das starke Gefühl, dass so etwas nicht nötig war.
    Erstaunt spürte sie Tollands Hand in die ihre gleiten. Seine Berührung war zärtlich und fest zugleich. Ihre Hände verschränkten sich ineinander, so selbstverständlich, dass es Rachel vorkam, als hätten sie sich schon ein Leben lang gehalten. Sie wünschte sich nichts so sehr, wie in Tollands Armen zu liegen, beschützt vor dem strudelnden Rauschen der schrecklichen nächtlichen See. Zu spät, dachte sie. Es sollte nicht sein.
    Michael Tolland kam sich vor wie ein Mann, dem auf dem Weg zum Galgen noch einmal das Glück lacht.
    Das Leben macht sich lustig über mich.
    In den Jahren nach Celias Tod hatte Tolland viele Nächte überstehen müssen, in denen er am liebsten gestorben wäre, viele schlimme Stunden des Schmerzes und der Einsamkeit, aus denen zu entkommen nur durch ein schnelles Ende möglich schien.
    Dennoch hatte er das Leben gewählt und sich gesagt, er würde es alleine schaffen. In der heutigen Nacht hatte er zum ersten Mal begriffen, was seine Freunde ihm schon die ganze Zeit gesagt hatten.
    Mike, du musst nicht alles alleine schaffen. Du wirst wieder eine Frau finden, die du lieben kannst.
    Das Gefühl von Rachels Hand in der seinen machte es ihm schwerer, die Ironie des Schicksals zu ertragen. Das Leben hatte ein miserables Timing. Wie schon so oft auf den Decks der Goya hatte er das Empfinden, Celias Geist würde auf ihn hinunterschauen. Ihre Stimme vermischte sich mit dem Rauschen des Wassers. Sie sprach die Worte, die sie kurz vor ihrem Tod zu ihm gesagt hatte.
    »Du bist ein Überlebenskünstler«, flüsterte die Stimme. »Versprich mir, dass du wieder jemand lieben wirst.«
    »Ich will niemand mehr lieben«, hatte er geantwortet.
    Celia hatte ihn voll Weisheit angelächelt. »Du wirst es lernen.«
    Jetzt, auf dem Deck der Goya, hatte er es gelernt. Eine Woge tiefen Gefühls wallte warm in seinem Herzen auf. Tolland spürte, dass er glücklich war.
    Ein übermächtiger Überlebenswille keimte in ihm auf.
    Pickering fühlte sich merkwürdig unbeteiligt, als er auf die beiden Gefangenen zuging. Vor Rachel blieb er stehen, überrascht, dass ihm alles so leicht fiel.
    »Manchmal verlangen die Umstände Entscheidungen, die keine sind«, sagte er.
    Rachel bedachte ihn mit einem unbeugsamen Blick. »Sie haben die Umstände selbst geschaffen.«
    »Der Krieg verlangt Opfer«, sagte Pickering. Seine Stimme war fester geworden. Fragt Diana Pickering und all die anderen, die jedes Jahr bei der Verteidigung unserer Nation ihr Leben lassen. »Rachel, gerade Sie

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