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Meteor

Meteor

Titel: Meteor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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sollten das verstehen.« Sein Blick bohrte sich in ihre Augen, »lactura paucorum servat multos.«
    Pickering wusste, dass Rachel den Spruch kannte, der in Geheimdienstkreisen eine typische Redewendung war. Die wenigen opfern, um die Vielen zu retten.
    Rachel betrachtete ihn mit unverhohlener Abscheu. »Und Michael und mir haben Sie die Rolle der wenigen zugedacht?«
    Pickering bedachte noch einmal die Situation. Es gab keine andere Wahl. Er wandte sich an Delta-1. »Befreien Sie Ihren Partner, und dann bringen Sie die Sache zu Ende.«
    Delta-1 nickte.
    Pickering bedachte Rachel mit einem langen Blick; dann ging er zur Backbordreling und starrte aufs Meer. Bei dem, was jetzt kam, wollte er lieber nicht zusehen.
    Im Gefühl der Macht packte Delta-1 die Waffe. Er schaute hinauf zu seinem Partner, der in den Klauen der Greifarme hing. Es gab nichts mehr zu tun, außer die Falltür unter den Füßen seines Partners zu schließen, ihn aus den Greifern zu befreien und Rachel Sexton und Michael Tolland zu eliminieren. Delta-1 hatte die unübersichtliche Schalttafel für die Deckklappe mit ihren unmarkierten Hebeln und Anzeigern bereits in Augenschein genommen. Er hatte nicht die Absicht, das Leben seines Partners aufs Spiel zu setzen, indem er am falschen Hebel zog.
    Kein Risiko eingehen. Niemals überstürzt handeln.
    Er würde Tolland zwingen, die Handgriffe zur Befreiung des Partners selbst vorzunehmen. Und damit Tolland nicht auf die Idee kam, ihm einen Streich zu spielen, würde er die »biologische Kollateralsicherung« einsetzen, wie man in seinen Kreisen sagte.
    Die Gegner gegeneinander ausspielen.
    Delta-1 hielt Rachel die Maschinenpistole vors Gesicht. Sie schloss die Augen. Delta-1 sah Tolland die Fäuste ballen.
    »Miss Sexton, stehen Sie auf!«
    Rachel stellte sich hin. Die Mündung der Waffe im Rücken wurde sie von Delta-1 zu einer mobilen Alustiege geschoben, die von hinten zum Tauchboot hinaufführte. »Steigen sie hoch, und stellen Sie sich aufs Boot.«

    Rachel schaute Delta-1 unschlüssig und ängstlich an.
    »Los, voran!«, brüllte Delta-1.
    Rachel hatte das Gefühl, in einem Albtraum zu sein, als sie zum Triton hinaufkletterte. Oben an der Stellage angekommen zögerte sie, auf das über dem Abgrund hängende Tauchboot zu steigen.
    »Stellen Sie sich oben aufs Boot!«, rief Delta-1 zu ihr hinauf. Er war inzwischen hinter Tolland getreten und presste ihm die Maschinenpistole in den Rücken.
    Mit einem ziehenden Gefühl im Bauch, als müsste sie auf einen Felsvorsprung über einer Schlucht hinausklettern, machte Rachel einen mutigen Schritt nach vorn auf den hohen Maschinenaufbau des Triton.
    Der Kämpfer schubste Tolland mit der Waffe voran. »Bewegung! Rüber zur Schalttafel. Klappe schließen!«
    Während Tolland sich auf die Schalttafel zubewegte, bemerkte Rachel, dass er ihr mit den Augen ein Zeichen zu geben versuchte. Er blickte sie an – und gleich darauf das Tauchboot mit dem nach vorn hochgeklappten Lukendeckel vor ihr. Rachel konnte von oben in das einsitzige Cockpit schauen. Da soll ich rein? Tolland war inzwischen fast an der Schalttafel angelangt. Sein Blick bohrte sich beschwörend in Rachels Augen.
    Seine Lippen formten ein Wort. »Rein!«
    Aus dem Augenwinkel sah Delta-1 Rachels plötzliche Bewegung.
    Instinktiv fuhr er herum und feuerte. Während Rachel durch die Luke in den Sitz fiel, pfiffen die Kugeln über sie hinweg. Querschläger prallten funkenstiebend von dem hochgeklappten runden Deckel ab, dann schlug er über Rachel zu.

    Kaum dass Tolland die Waffe nicht mehr im Rücken spürte, machte er einen Hechtsprung nach links zur Heckankerwinde der Goya. Der Kämpfer wirbelte mit Feuer speiender Waffe herum. Tolland warf sich im Kugelhagel hinter der Seiltrommel in Deckung, einem gewaltigen Stahlzylinder mit Maschinenantrieb, auf dem über tausend Meter Stahltrosse aufgewickelt waren.
    Tollands Plan verlangte rasches Handeln. Während der Kämpfer schon auf ihn losstürmte, riss Tolland mit beiden Händen an dem großen Sperrhebel der Ankerwinde. Sofort begann die Goya in der starken Strömung heftig zu schlingern. Meter um Meter wickelte sich das Ankertau von der Trommel ab. Taumelnd kämpfte der Angreifer um das Gleichgewicht. Die unkontrollierten Bewegungen der Goya wurden stärker.
    Brav, altes Mädchen!, ermunterte Tolland sein Schiff.
    Der Kämpfer hatte sich wieder gefangen. Er rannte auf Tolland zu. Tolland wartete bis zum letzten Moment; dann riss er wieder am Hebel.

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