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Meteor

Meteor

Titel: Meteor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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zermarterte sich das Hirn, wie er Rachel retten könnte.
    Er schaute zurück zur Goya und überlegte, ob er irgendwie eine Trosse am Tauchboot festmachen könnte, um es wenigstens nahe an der Wasseroberfläche zu halten. Bis zur Goya waren es inzwischen über hundert Meter. Unmöglich. Außerdem stand Pickering hoch oben auf der Brücke und schaute dem Spektakel von seinem Logenplatz aus zu wie ein römischer Kaiser einer blutigen Darbietung im Kolosseum.
    Denk nach! Warum sinkt das Boot?
    Waren die Flutventile aus irgendeinem Grund nicht geschlossen? Tolland tauchte und fühlte einen der beiden Ballasttanks ab.
    Die Ventile waren geschlossen, aber er fühlte etwas anderes.
    Einschusslöcher. Dutzende. Der Triton ging auf Tauchfahrt, ob es Tolland passte oder nicht.
    Das Boot lag jetzt knapp einen Meter unter der Wasseroberfläche. Tolland schwamm zum Bug, presste das Gesicht gegen das Glas und schaute hinein. Rachel trommelte schreiend mit den Fäusten gegen die Wände ihres Gefängnisses. Die Angst in ihrer Stimme verstärkte Tollands Gefühl der Machtlosigkeit. Schlagartig war er wieder in einer Klinik und sah der Frau, die er liebte, beim Sterben zu, wohl wissend, dass er nichts dagegen tun konnte. Das würde er kein zweites Mal ertragen können. Du bist ein Überlebenskünstler, hatte Celia zu ihm gesagt, doch Tolland wollte nicht alleine überleben… nicht wieder.

    Seine Lungen schrien nach Luft, aber er blieb bei Rachel. Bei jedem ihrer Schläge gegen das Glas hörte Tolland Luftblasen blubbern; das Boot sank tiefer. Rachel schrie etwas von eindringendem Wasser. Als Tollands Hand über den Rand der großen Acrylkuppel glitt, fühlte er ein loses Stück der Abdichtung. Die vorn aufgesetzte Glashalbkugel hatte sich vermutlich beim Sturz ins Meer verschoben, sodass jetzt Wasser ins Cockpit des Triton eindrang. Eine Katastrophenmeldung mehr.
    Tolland tauchte hastig auf, holte dreimal tief Luft und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Das eindringende Wasser würde das Sinken beschleunigen. Der Triton lag jetzt schon so tief im Wasser, dass Tolland ihn mit den Füßen kaum noch erreichen konnte.
    Eines hätte er tun können. Wenn er tauchte und die Pressluftflasche im Maschinengehäuse fand, konnte er den durchlöcherten Ballasttank mit Luft füllen. Das wäre zwar letzten Endes vergeblich, aber das Tauchboot könnte sich vielleicht ein paar Minuten länger in der Nähe der Wasseroberfläche halten.
    Und was dann!
    Tolland wollte es versuchen. Während er die Lungen bis zur Schmerzgrenze voll pumpte, kam ihm plötzlich ein verwegener Gedanke.
    Und wenn er den Druck im Cockpit erhöhte? Die Acrylkuppel hatte eine beschädigte Dichtung. Wenn es möglich war, den Innendruck ausreichend zu erhöhen, konnte er vielleicht die ganze Kuppel absprengen und Rachel auf diese Weise befreien.
    Wassertretend bedachte er den Plan. Er war logisch. Ein Tauchboot muss dem Druck nur in einer Richtung widerstehen können, nämlich von außen. Druck von innen braucht es nicht auszuhalten. Wegen der vereinfachten Ersatzteilhaltung war der Triton mit einheitlichen Schnappverschlüssen für sämtliche Druckluftsysteme ausgerüstet. Die Pressluftflasche ließ sich mit ihrem Druckschlauch an das Notbelüftungssystem an der Steuerbordseite des Tauchboots anschließen! Tolland wusste, dass das Experiment für Rachel sehr schmerzhaft werden würde, aber es war seine letzte Hoffnung, sie aus dem Boot zu bekommen.
    Er holte tief Luft und tauchte.
    Das Boot hing jetzt auf knapp zwei Meter Tiefe. Obwohl Dunkelheit und Strömung die Orientierung erschwerten, fand Tolland den Druckzylinder ziemlich schnell. Er nahm den Druckschlauch und schloss ihn an der Cockpitnotbelüftung an.
    Als er nach dem Handrad des Druckventils griff, erinnerte ihn die gelbe Leuchtschrift auf der Pressluftflasche an die Gefährlichkeit seines Vorhabens: VORSICHT. PRESSLUFT. 200 BAR.
    Tolland musste sich darauf verlassen, dass der Druck die Kuppel löste, bevor Rachels Lungen Schaden nahmen. Auf dem Maschinengehäuse liegend drehte er vorsichtig, aber entschlossen das Ventil auf. Der Druckschlauch wurde sofort hart. Tolland hörte die Luft mit enormer Kraft ins Cockpit zischen.
    In Rachels Ohren explodierte ein stechender Schmerz. Sie öffnete den Mund, um zu schreien, doch der Druck verstopfte ihr die Kehle. Sie hatte das Gefühl, die Augäpfel würden ihr ins Hirn gepresst. Instinktiv schloss sie die Augen und drückte die Handflächen gegen die Ohren. Der stechende

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