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Meteor

Meteor

Titel: Meteor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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versucht, die Luke aufzubekommen.
    Sie spürte, wie das Tauchboot allmählich schwerer wurde. Irgendwo hinter sich konnte sie Wasser in einen Tank plätschern hören. Draußen stieg die Dunkelheit des Ozeans wie ein sich langsam hochrollender schwarzer Vorhang zentimeterweise an der Glaskuppel empor.
    Durch die untere Hälfte des Glases starrte Rachel in die Leere des tiefen Wassers, die sie zu verschlingen drohte. Noch einmal packte sie das Handrad und versuchte es aufzudrehen, doch es klemmte nach wie vor. Das Atmen wurde allmählich mühsam, und der schwere, feuchtnasse Geruch der mit Kohlensäure übersättigten Luft stach ihr in der Nase.
    Du wirst mutterseelenallein unter Wasser sterben.
    Sie probierte sämtliche Hebel und Schalter des Armaturenbretts, doch die Anzeigen blieben dunkel. Das Boot hatte keinen Strom. Rachel war in einem toten Stahlgehäuse eingeschlossen, das langsam zum Meeresgrund sank.
    Das Gurgeln in den Tanks schien sich zu verstärken. Der Wasserspiegel stand nur noch ungefähr einen knappen halben Meter unter der höchsten Stelle der Glaskuppel. In der Ferne kroch über der endlosen Wasserfläche ein rotes Band über den Horizont. Die Morgendämmerung begann. Rachel musste befürchten, dass es das letzte Licht sein würde, das sie zu sehen bekam.

    Sie schloss die Augen vor dem unabwendbar drohenden Schicksal, doch die schrecklichen Bilder aus der Kindheit brachen sich Bahn.
    Der Fall durchs Eis. Unter das Eis gezogen werden. Keine Luft. Nicht mehr hochkommen. Sinken. Die Rufe der Mutter. »Rachel! Rachel!«
    Ein Pochen an der Außenwand des Tauchboots riss Rachel aus ihrem Tagtraum. Sie schlug die Augen auf.
    »Rachel!« Die Stimme klang fern und gedämpft. In der Dunkelheit kaum zu erkennen, schaute ein geisterhaftes Gesicht, von dunklem Haar umwallt, von oben verkehrt herum zu ihr in die Glaskuppel herab.
    »Michael!«
    Tolland tauchte auf. Erleichtert holte er Luft. Rachel bewegt sich noch. Sie lebt! Mit kräftigen Zügen schwamm er zum Heck des Triton und kletterte auf das Maschinengehäuse. Er klammerte sich mit den Füßen fest. Tief geduckt packte er das Handrad des Lukenverschlusses. Hoffentlich war er inzwischen außer Schussweite von Pickerings Waffe.
    Das Tauchboot lag nun schon fast ganz unter Wasser. Tolland wusste, dass er sich beeilen musste, wenn er die Luke öffnen und Rachel herausziehen wollte. Das Cockpit ragte nur noch fünfundzwanzig Zentimeter aus dem Wasser. Sobald die Luke sich unter der Oberfläche befand, würde beim Öffnen sofort Wasser einströmen und das Boot mit der dann gefangenen Rachel in die Tiefe sinken lassen.
    Jetzt oder nie! Tolland wuchtete am Handrad. Es rührte sich nicht. Er probierte es noch einmal mit aller Kraft, aber wieder vergeblich.
    Er konnte Rachels gepresste Stimme hören. Sie war gedämpft, doch ihre Angst war unüberhörbar. »Ich habe alles versucht«, rief sie, »aber ich kann das Rad nicht drehen.«
    Das Wasser schwappte schon über die Luke. »Zusammen!«, rief Tolland. Die Drehrichtung war innen und außen markiert. »Und jetzt!«
    Tolland konnte hören, dass Rachel sich genauso verbissen anstrengte wie er selbst. Das Rad drehte sich ein paar Zentimeter, dann blockierte es endgültig.
    Jetzt konnte Tolland den Grund dafür erkennen. Der Lukendeckel saß nicht symmetrisch in seinem Sockel. Er hatte sich wie ein mit Gewalt schief zugeschraubter Dosendeckel verklemmt.
    Die Gummidichtung hielt zwar das Wasser ab, aber die Halteklauen hatten sich beim Zuschlagen des schweren Deckels verbogen. Hier konnte nur noch ein Schweißbrenner helfen.
    Der Triton war inzwischen ganz unter die Wasseroberfläche gesunken. Die Angst, Rachel würde nicht mehr aus dem Tauchboot herauskommen, drohte Tolland zu überwältigen.
    Als Gefangener der Schwerkraft und des mächtigen Sogs des Tiefenwirbels war der schwer bewaffnete Kiowa-Kampfhubschrauber auf einer spiralförmigen Bahn schon sechshundert Meter in die Tiefe gesunken. Der vom zerstörerischen Wasserdruck deformierte Leichnam im ebenfalls deformierten Cockpit hatte jede Ähnlichkeit mit Delta-1 verloren.
    Auf dem Meeresgrund wartete der Magmadom wie ein rot glü-
    hender Hubschrauberlandeplatz auf das Fluggerät mit seinen feuerbereiten Hellfire-Raketen. Unter einer drei Meter dicken Gesteinskruste kochte die eintausend Grad heiße Lava wie ein Vulkan vor dem Ausbruch.

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    Tolland stand auf dem Maschinengehäuse des sinkenden Tauchboots. Das Wasser reichte ihm schon bis an die Knie. Er

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