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Meteor

Meteor

Titel: Meteor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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mondbeschienene Eisebene erstreckte sich weit hin zum Gebirgsrand, wo sie allmählich schmaler wurde und sich schließlich zwischen den Bergen emporwand.
    »Das ist der Milne-Gletscher«, sagte der Fahrer. »Er fängt dort oben an und kommt in das weite Delta heruntergeströmt, in dem wir uns jetzt befinden.«
    Der Fahrer gab wieder Gas. Während Rachel sich festhielt, fuhr der IceRover die steile Flanke hinunter, überquerte die nächste Eisbahn und erkletterte behände den zweiten Wall.

    Nachdem auch dieser Grat und die anschließende Schneeflanke überwunden war, glitten sie hinaus auf die glatte Fläche und begannen die Fahrt über den Gletscher.
    »Wie weit noch?« Rachel konnte voraus nichts als Eis erkennen.
    »Noch knapp vier Kilometer.«
    Der Wind drosch gnadenlos auf den IceRover ein und rüttelte an der Plexiglaskabine, als wollte er sie zum Meer zurückschleudern. »Das ist der Gletscherfallwind«, rief der Fahrer in den Lärm, »daran müssen Sie sich gewöhnen.« Er erklärte, dass hier ein beständiger ablandiger Luftstrom wehte, ein so genannter katabatischer Wind – nach dem griechischen Wort für »herunterfließen«: Kaltluft strömte auf dem eisigen Rücken des Gletschers nach unten wie ein zu Tal rauschender Fluss.
    Einige Minuten darauf sah Rachel in der Ferne eine verschwommene Struktur auftauchen – die Silhouette einer gewaltigen Kuppel wuchs wie ein riesiger Iglu aus dem Eis. Rachel rieb sich die Augen. Was, in aller Welt…?
    »Hier wohnen große Eskimos, was?«, witzelte der Mann.
    Rachel versuchte sich vorzustellen, welchem Zweck das Gebilde dienen mochte. Es sah aus wie eine etwas kleinere Ausgabe des Astrodoms in Houston.
    »Die NASA hat es vor anderthalb Wochen aufgestellt«, erklärte der Fahrer. »Mehrstufiges Plexipolysorbat. Man bläst die Segmente auf, verbindet sie miteinander, und dann wird das Ganze mit Klammern und Seilen im Eis verankert. Es sieht aus wie ein großes Jurtenzelt, aber es ist eigentlich ein NASA-Prototyp für ein transportables Habitat, das eines Tages auf dem Mars eingesetzt werden soll. Wir nennen es Habisphäre.«

    Rachel betrachtete das bizarre Bauwerk, das aus der eisigen Wüste aufragte. »Und weil die NASA noch nicht bis zum Mars gekommen ist, macht ihr inzwischen mit dem Ding hier ein Ferienlager?«
    Der Fahrer lachte. »Tahiti wäre mir eigentlich lieber gewesen, aber der Lagerplatz war mehr oder weniger eine Entscheidung des Schicksals.«
    Rachels Blick glitt das Bauwerk hinauf. Die eierschalenfarbene Außenhaut bildete einen gespenstischen Kontrast zum dunklen Himmel. Der IceRover hielt vor einem kleinen Tor an der Seite der Kuppel, das sich nun öffnete. Licht fiel von drinnen heraus auf den Schnee. Eine hünenhafte Gestalt trat durchs Tor. Der Mann trug einen schwarzen Langflorpullover, der ihn noch wuchtiger erscheinen ließ. Er sah aus wie ein Bär. Er kam auf den IceRover zu.
    Für Rachel bestand kein Zweifel, wer dieser Riese war: Lawrence Ekstrom, Direktor der NASA.
    Der Fahrer schaute sie aufmunternd an. »Lassen Sie sich von seiner Größe nicht beeindrucken. Der Mann ist eine Miezekatze.«
    Eher ein Tiger, dachte Rachel, die sehr wohl wusste, dass Ekstrom dafür bekannt war, jedem den Kopf abzureißen, der sich der Verwirklichung seiner Träume in den Weg stellte.
    Rachel kletterte vom IceRover hinunter. Der Wind blies sie beinahe um. Sie schlang den Parka fest um sich und ging mit wankenden Schritten auf die Kuppel zu.
    Der NASA-Direktor kam ihr auf halbem Weg entgegen und streckte zu Begrüßung eine große, behandschuhte Pranke aus.
    »Miss Sexton, vielen Dank, dass Sie gekommen sind.«

    Rachel nickte zögerlich. »Ehrlich gesagt, Sir, ich glaube nicht, dass ich eine andere Wahl hatte.«
    Tausend Meter weiter den Gletscher hinauf spähte Delta-1 durch seinen Infrarotfeldstecher. Er beobachtete, wie der Direktor der NASA Rachel Sexton in die Kuppel führte.
19
    NASA-Chef Lawrence Ekstrom war ein Riese von einem Mann, rotwangig und rau wie ein norwegischer Waldgott. Sein borstiges blondes Haar war militärisch kurz geschnitten, seine Brauen gerunzelt, die Knollennase von einem Netz rötlicher Äderchen durchzogen. Seine eisblauen Augen waren von zahllosen Nächten ohne Schlaf blutunterlaufen. Bevor er zur NASA kam, war Ekstrom ein einflussreicher Luft- und Raumfahrtstratege und operativer Berater im Pentagon gewesen. Seine Bärbeißigkeit war legendär und wurde nur von dem Engagement für seine jeweilige Aufgabe übertroffen.
    Rachel

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