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Meteor

Meteor

Titel: Meteor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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politische Taktik, den Herausforderer bei politischen Streitgesprächen herabzusetzen, indem man ihm keinen ernst zu nehmenden Gegner gönnte, war so alt wie das politische Streitgespräch selbst.
    »Ich habe einen besseren Vorschlag«, sagte Marjorie Tench. Ihre leeren Augen suchten Herneys Blick. »Lassen sie mich die Sache übernehmen.«

    Zach Herneys Kopf schoss in die Höhe. »Sie?« Was denkt die sich? »Marjorie, Sie sind nicht unsere Frau für die Medien. Außerdem ist es eine Mittagsshow im Kabelnetz. Wie sieht es denn aus, wenn ich meine Chefberaterin schicke!? Jeder wird denken, bei uns herrscht Untergangsstimmung.«
    »Eben.«
    Herney musterte sie. Was immer in Marjorie Tenchs brillantem Kopf vorgegangen sein mochte, Herney würde sie nur über seine Leiche bei CNN auftreten lassen. Man brauchte Marjorie nur einmal gesehen zu haben, um sofort zu begreifen, warum sie hinter den Kulissen arbeitete. Diese Frau sah zum Fürchten aus. Als Präsident stellte man sich ein anderes Gesicht vor, wenn es galt, eine Botschaft des Weißen Hauses unter die Leute zu bringen.
    »Die CNN-Debatte übernehme ich«, sagte sie. Es klang nach einer Feststellung.
    Dem Präsidenten wurde mulmig zumute. »Marjorie«, sagte er,
    »Ihr Auftreten bei CNN würde von Sextons Mannschaft doch umgehend als Beleg dafür genommen, dass das Weiße Haus Schiss bekommen hat. Wenn wir zu früh schweres Geschütz auffahren, werden alle glauben, dass wir verzweifeln.«
    Marjorie Tench nickte und zündete sich eine Zigarette an. »Je verzweifelter wir nach außen wirken, desto besser.«
    In den folgenden sechzig Sekunden machte Marjorie Tench dem Präsidenten begreiflich, weshalb er sie und nicht einen untergeordneten Mitarbeiter aus dem Wahlkampfstab in die CNN-Debatte schicken sollte. Als sie geendet hatte, konnte Zach Herney wieder einmal nur staunen.
    Marjorie Tench hatte sich abermals als politisches Genie erwiesen.

18
    Der Milne-Eisschelf ist der größte Eisstrom auf der nördlichen Halbkugel. Er liegt hoch in der Arktis oberhalb des zweiundachtzigsten Breitengrades am nördlichsten Küstenrand von Ellesmere Island, ist sechseinhalb Kilometer breit und stellenweise über neunzig Meter dick.
    Als Rachel in die Plexiglaskabine des Schneetraktors kletterte, war sie dankbar für den Parka und die Handschuhe, die auf dem Sitz auf sie warteten, und ganz besonders für die Warmluft, die aus den Heizungsschlitzen strömte. Draußen auf der Landebahn aus Eis brüllten die Triebwerke der Tomcat auf, während der Pilot die Maschine schon wieder an die Startmarkierung rollte.
    Erschreckt blickte Rachel auf. »Er fliegt wieder ab?«
    Rachels neuer Gastgeber kam in die Kabine geklettert. Er nickte. »Hier vor Ort dürfen sich nur wissenschaftliches Personal und die unmittelbar am Projekt beteiligten Techniker der NASA aufhalten.«
    Die F-14 jagte donnernd in den Nachthimmel. Rachel fühlte sich wie auf einer einsamen Insel ausgesetzt.
    »Wir fahren jetzt mit dem IceRover zurück«, sagte Rachels Begleiter. »Der Direktor der NASA erwartet Sie bereits.«
    Rachel schaute hinaus auf die silbrige Eisbahn, die sich vor ihnen erstreckte, und versuchte sich vorzustellen, was der NASA-Chef hier zu suchen hatte.
    »Festhalten«, rief der NASA-Techniker und betätigte mehrere Hebel.
    Wie ein Panzer drehte sich das Fahrzeug mit einem wütenden, mahlenden Geräusch um neunzig Grad auf der Stelle, bis es genau vor dem hohen steilen Schneewall stand.
    Er wird doch nicht…?, dachte Rachel mit einem mulmigen Gefühl.
    »Auf geht’s!«, rief der Fahrer und ließ die Kupplung los. Das Fahrzeug rollte auf den Schneewall los. Mit einem unterdrückten Aufschrei klammerte Rachel sich fest. Die mit Spikes versehenen Raupen krallten sich in den Schnee. Das Gefährt begann seinen Aufstieg. Rachel war sicher, sie würden hintenüberfallen, doch die Kabine blieb überraschenderweise in der Waagerechten. Als sich das große Gerät oben über den Grat schwang, hielt der Fahrer und strahlte seine blass gewordene Beifahrerin an. »Versuchen Sie das mal mit einem normalen Motorschlitten! Wir haben die Aufhängung von unserem Marsmobil genommen und in diese Kiste eingebaut. Hat prima geklappt.«
    Rachel nickte matt. »Ganz prima.«
    Aus der Höhe bot sich Rachel eine unbeschreibliche Aussicht.
    Ein weiterer großer Schneewall lag noch vor ihnen, dann wurde das Terrain abrupt vollkommen eben. Das Eis bildete eine glitzernde, fast unmerklich zur Küste hin abfallende Fläche. Die

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