Meteor
sind wesentlich jünger. Die Chondren in diesem Meteoriten sind höchstens hundertneunzig Millionen Jahre alt.«
»Hundertneunzig Millionen Jahre ist jung?«
»O ja. Nach kosmologischem Maßstab ist das erst gestern gewesen. Worauf es hier aber ankommt, ist die Tatsache, dass diese Probe Chondren enthält – der schlüssige Beweis, dass es sich um meteoritisches Material handelt.«
»Verstehe«, sagte Rachel. »Chondren sind also das Gütezeichen.«
»Und falls Ihnen«, sagte Corky und stieß einen gewaltigen Seufzer aus, »Schmelzrinde und Chondren noch nicht als Beweis genügen, haben wir Astronomen noch eine dritte Methode, den meteoritischen Ursprung von Gestein zweifelsfrei nachzuweisen.«
»Nämlich?«
Corky zuckte lässig mit den Schultern. »Wir benutzen ein petrographisches Polarisationsmikroskop, ein Röntgenfluoreszenzspektrometer, einen Neutronenaktivierungsanalysator oder ein induktionsgekoppeltes Plasmaspektrometer und messen das ferromagnetische Verhältnis.«
Tolland stöhnte auf. »Alles nur Angeberei! Corky möchte bloß die schlichte Mitteilung machen, dass man Meteoriten auch durch eine Messung der chemischen Bestandteile nachweisen kann.«
»Nur mal sachte, mein Seepferdchen!«, protestierte Corky. »Wir wollen doch die Wissenschaft den Wissenschaftlern überlassen!«
Er wandte sich wieder Rachel zu. »In irdischem Gestein findet sich mineralischer Nickel immer nur in entweder sehr hohen oder in sehr niedrigen Prozentsätzen. Bei Meteoriten jedoch liegt der Nickelanteil stets im mittleren Bereich. Wenn wir also eine Probe untersuchen und feststellen, der Nickelanteil liegt innerhalb einer mittleren Bandbreite, haben wir damit einen über jeden Zweifel erhabenen Beweis, dass es sich um einen Meteoriten handelt.«
Rachel verzweifelte allmählich. »Wunderbar, meine Herren, da haben wir also mit Schmelzrinde, Chondren und mittlerem Nickelgehalt den unwiderleglichen Nachweis, dass unsere Probe aus dem All stammt.«
Sie legte das Stück auf Corkys Arbeitsplatte. »Aber wo komme ich ins Bild?«
Corky ließ wieder einen gewaltigen Seufzer hören. »Möchten Sie eine Probe von dem Meteoriten sehen, den die NASA im Eis unter unseren Füßen gefunden hat?«
Wenn es sein muss – bitte.
Corky griff in seine Brusttasche und zog eine kleine, gut einen Zentimeter dicke Steinscheibe von der Größe einer CD hervor.
Das Material schien von ähnlicher Zusammensetzung zu sein wie der Steinmeteorit, den Rachel in der Hand gehalten hatte. »Diese Scheibe stammt aus einer Kernbohrung, die wir gestern vorgenommen haben«, erläuterte Corky und reichte Rachel die Probe.
Das Stück sah gewiss nicht weltbewegend aus. Ähnlich wie bei der Probe zuvor handelte es sich um leicht ins Orange spielendes weißes, schweres Gestein. Ein Teil des Randbereichs war schwarz verkohlt, offenbar ein Segment der Außenhaut des Meteoriten. »Hier kann man ein Stück der Schmelzrinde erkennen«, sagte Rachel.
Corky nickte. »Richtig, diese Probe wurde im Randbereich des Meteoriten erbohrt, deshalb enthält sie ein bisschen Rinde.«
Rachel hielt die Scheibe schräg gegen das Licht. »Ich kann auch die Chondren sehen.«
»Sehr gut«, sagte Corky. Die Erregung färbte seine Stimme.
»Und auch ohne das gute Stück in mein petrographisches Polarisationsmikroskop gesteckt zu haben, kann ich Ihnen jetzt schon sagen, dass der Nickelgehalt im mittleren Bereich liegt. Wir haben es demnach nicht mit irdischem Gestein zu tun. Herzlichen Glückwunsch! Sie konnten uns also bestätigen, dass der Stein in Ihrer Hand aus dem Weltraum stammt.«
Rachel blickte verwirrt hoch. »Nun, Dr. Marlinson, es ist ein Meteorit und stammt aus dem Weltall. Ist mir darüber hinaus vielleicht etwas entgangen?«
Corky und Tolland tauschten einen wissenden Blick. Tolland legte Rachel vertraulich die Hand auf die Schulter. »Drehen Sie das Ding mal um.«
Rachel drehte die Scheibe um und betrachtete die andere Seite.
Ihr Hirn brauchte einen winzigen Augenblick, um zu verarbeiten, was sie sah.
Die Erkenntnis traf sie wie ein Donnerschlag.
Unmöglich! Sie schnappte nach Luft. Während sie auf das Stück Stein starrte, merkte sie, dass ihre Definition für »unmöglich« sich radikal geändert hatte. In den Stein war eine Form eingebettet, die in einer irdischen Probe nicht unbedingt etwas Außergewöhnliches sein musste, in einem Meteoriten jedoch war sie schlichtweg unvorstellbar.
»Das… das ist ja…«, sagte Rachel stockend. Das Wort wollte
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