Meteor
dürfen?«
Marjorie Tench schüttelte den Kopf. »Nein. Der Präsident ist aus eigenem Antrieb ein Verfechter der NASA. Er trifft seine Entscheidungen nach eigenem Ermessen.«
Sexton wollte seinen Ohren nicht trauen. Da hatte er Marjorie Tench doch soeben eine Vorlage zugespielt, den Präsidenten wenigstens zum Teil herauszuhauen, indem sie für die NASA-Finanzierung selbst den Buckel hinhielt. Stattdessen hatte sie den Ball gleich wieder in die Hälfte des Präsidenten gehauen. Der Prä sident trifft seine Entscheidungen nach eigenem Ermessen. Das hörte sich an, als würde sich Marjorie Tench bereits von einer in Schieflage geratenen Wahlkampagne distanzieren. Eigentlich keine große Überraschung. Wenn der Staub sich gelegt hatte, würde Marjorie sich einen neuen Arbeitgeber suchen müssen.
In den nächsten paar Minuten ging der Schlagabtausch unentschieden weiter. Marjorie Tench machte ein paar lauwarme Versuche, das Thema zu wechseln, während Sexton ihr weiterhin mit dem NASA-Budget zu Leibe rückte.
»Senator«, setzte sie sich zur Wehr, »Sie wollen das Budget der NASA radikal kürzen, aber machen Sie sich überhaupt eine Vorstellung, wie viele Jobs im Bereich der Hochtechnologie in diesem Fall verloren gingen?«
Es hätte nicht viel gefehlt, und Sexton hätte ihr ins Gesicht gelacht. Diese Ziege soll der klügste Kopf von Washington sein? Marjorie hatte offensichtlich Nachhilfe über die demographische Struktur des Landes nötig. Die paar Hightech-Jobs fielen überhaupt nicht ins Gewicht im Vergleich zu der riesigen Zahl der schwer arbeitenden Arbeiterschaft Amerikas.
Sexton schlug zu. »Hier geht es um Einsparungen in Millionenhöhe, Marjorie, und wenn das zur Folge haben sollte, dass ein paar NASA-Wissenschaftler sich in ihre BMWs setzen müssen, um ihre gut zu vermarktenden Fähigkeiten anderswo an den Mann zu bringen – meinetwegen. Das kann mich nicht von meinem Kurs der Ausgabenkürzungen abbringen.«
Marjorie Tench verstummte, als müsste sie den letzten Schlag erst verdauen.
Der CNN-Moderator schaltete sich ein. »Miss Tench, wollen Sie dazu etwas sagen?«
Sie räusperte sich. »Ich bin einfach sehr überrascht«, sagte sie schließlich, »dass Mr Sexton so großen Wert darauf zu legen scheint, sich als strikter Gegner der NASA zu profilieren.«
Sextons Augen wurden schmal. Ein wackerer Versuch, meine Dame. »Ich bin kein Gegner der NASA. Gegen diesen Vorwurf möchte ich mich verwahren. Ich sage nur, dass das Budget der NASA ein gutes Beispiel für das Ausufern der Staatsausgaben ist, das Ihr Präsident auf seine Fahne geschrieben zu haben scheint.
Die NASA hat behauptet, sie könnte für fünf Milliarden Dollar das Spaceshuttle bauen. Gekostet hat es zwölf Milliarden. Die NASA hat erklärt, sie könnte die Weltraumstation für acht Milliarden Dollar bauen, inzwischen rechnet man schon mit mehr als einhundert Milliarden.«
»Amerika ist die führende Nation der Welt geworden«, hielt Marjorie Tench dagegen, »weil wir uns hohe Ziele gesetzt haben und uns auch in schwierigen Zeiten nicht davon haben abbringen lassen.«
»Mit diesem phrasenhaften Gerede von Nationalstolz können Sie bei mir keinen Eindruck schinden, Marjorie. Die NASA hat in den letzten zwei Jahren ihren Haushalt dreimal hoffnungslos überzogen. Jedes Mal kam sie mit eingezogenem Schwanz zum Präsidenten gekrochen und hat um noch mehr Geld gebettelt, um ihre Fehler auszubügeln. Nennen Sie das Nationalstolz?
Wenn Sie dieses Wort schon in den Mund nehmen, sollten Sie von guten und leistungsfähigen Schulen reden, von einem allgemeinen und erschwinglichen Gesundheitssystem, von Kindern, die etwas gelernt haben und in einem Land aufwachsen, in dem sie etwas werden können. Das ist Nationalstolz!«
Marjorie Tench schaute ihn ungerührt an. »Senator, ich möchte Sie ganz direkt etwas fragen.«
Sexton gab keine Antwort, wartete ab.
»Wenn ich Ihnen sage, dass wir die Raumforschung leider nicht für weniger Geld bekommen können, als die NASA derzeit ausgibt, würden Sie sich dann dafür einsetzen, dass die NASA überhaupt abgeschafft wird?« Der Satz kam überlegt und mit Entschiedenheit.
Die Frage knallte wie ein Steinbrocken vor Sexton auf den Tisch. Vielleicht war Marjorie Tench doch nicht so dumm. Sie hatte ihn mit einer Fangfrage vor eine hypothetische Alternative gestellt, die keine war, um den taktierenden Gegner zu zwingen, mit einem klaren Ja oder Nein ein für alle Mal Farbe zu bekennen.
Instinktiv
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