Meteor
ihr kaum über die Lippen kommen. »Das ist ja ein Käfer! Dieser Meteorit enthält ein fossiles Insekt!«
Tolland und Corky strahlten. »Willkommen an Bord!«, sagte Corky.
Von einem Sturm der Emotionen geschüttelt, war Rachel einen Moment nicht in der Lage, auch nur ein Wort zu sagen, aber selbst in diesem Zustand war unübersehbar, dass das Fossil vormals ein lebender biologischer Organismus gewesen war. Der versteinerte Abdruck war ungefähr viereinhalb Zentimeter lang und sah aus wie die Bauchseite eines großen Käfers oder kriechenden Insekts. Sieben Beinpaare waren unter einen äußeren schützenden Panzer eingeklappt, der wie bei einem Gürteltier in eine Reihe beweglicher Segmente aufgegliedert zu sein schien.
Rachel war schwindelig geworden. »Ein Insekt aus dem All…«
»Es handelt sich um eine Assel«, verbesserte Corky. »Insekten haben drei Beinpaare und nicht sieben.« Rachel hörte ihn gar nicht. Sie war in die Betrachtung des Fossils vertieft. Die Gedanken wirbelten durch ihren Kopf.
»Man kann deutlich die Segmentierung des Rückenpanzers erkennen, wie bei unseren irdischen Asseln«, sagte Corky, »aber die beiden vorstehenden schwanzartigen Anhängsel legen eine nähere Verwandtschaft zu den Läusen nahe.«
Corkys Worte drangen schon gar nicht mehr bis zu Rachel vor.
Welcher Art das versteinerte Wesen angehörte, war völlig gleichgültig. Die einzelnen Stücke des Puzzles fügten sich schlagartig zu einem Bild – die Geheimnistuerei des Präsidenten, die Entdeckerfreude der NASA…
In diesem Meteoriten steckt ein Fossil! Nicht nur ein kleiner Klecks Bakterien oder Mikroben, sondern eine höher entwickelte Lebensform! Der definitive Beweis, dass es im Universum auch anderswo Leben gibt!
23
Als das Streitgespräch zehn Minuten währte, fragte sich Senator Sexton, weshalb er sich überhaupt wegen Marjorie Tench Sorgen gemacht hatte. Sie wurde als Gegnerin gewaltig überschätzt. Obwohl der Chefberaterin der Ruf gnadenlosen Scharfsinns vorauseilte, hatte sie sich eher als Opferlamm denn als ernst zu nehmende Gegnerin erwiesen.
Zugegeben, anfangs hatte sie kurzzeitig die Oberhand gewonnen, indem sie auf dem Vorleben des Senators herumgeritten war und ihn als frauenfeindlich dargestellt hatte, doch just in dem Moment, als sie unverkennbar Oberwasser bekam, beging sie einen völlig unnötigen Fehler. Als sie vom Senator wissen wollte, wie er Verbesserungen des Erziehungssystems zu finanzieren gedächte, ohne gleichzeitig die Steuern zu erhöhen, machte Marjorie eine hämische Anspielung auf Sextons dauernde Seitenhiebe auf die NASA. Sexton hatte vorgehabt, das Thema NASA erst gegen Ende der Sendung aufs Tapet zu bringen, doch Marjorie Tench hatte ihm den Gefallen jetzt schon getan. Dumme Kuh!
»Da wir gerade von der NASA sprechen«, schaltete Sexton sich wie nebenbei ein, »würde ich von Ihnen gern etwas zu den Gerüchten hören, dass bei der NASA unlängst wieder etwas schief gegangen sein soll.«
Marjorie Tench erwiderte ohne mit der Wimper zu zucken:
»Ich fürchte, dieses Gerücht ist noch nicht zu mir durchgedrungen.« Ihre Zigarettenstimme raspelte wie Sandpapier.
»Also kein Kommentar?«
»Kein Kommentar.«
Sexton frohlockte. Im Klartext hieß »kein Kommentar« in der Welt der Mediensprache »schuldig im Sinne der Anklage«.
»Ich verstehe«, sagte Sexton. »Und was ist an den Gerüchten, dass zwischen dem Präsidenten und dem Direktor der NASA ein geheimes Dringlichkeitsgespräch stattgefunden hat?«
Marjorie Tench blickte erstaunt in die Kamera. »Ich weiß nicht, auf welches Gespräch des Präsidenten Sie sich beziehen. Der Präsident führt viele Gespräche.«
»Selbstverständlich.« Sexton entschloss sich zum direkten Angriff. »Mrs Tench, Sie sind doch eine große Fürsprecherin der Weltraumbehörde, oder irre ich mich?«
Marjorie seufzte. Sextons Lieblingsthema schien sie zu langweilen. »Ich bin überzeugt, dass Amerika unbedingt seinen technologischen Vorsprung wahren muss, sei es auf dem Gebiet des Militärs, der Nachrichtendienste oder der Telekommunikation.
Die NASA gehört selbstverständlich mit in dieses Bild.«
Bei einem Blick in den Regieraum sah Sexton in Gabrielles Augen das Signal, das Thema fallen zu lassen. Aber er hatte Blut geleckt. »Aus reiner Neugierde würde mich interessieren, Ma’am, ob wir hinter der unablässigen Unterstützung, die der Präsident dieser doch offenbar kränkelnden Behörde angedeihen lässt, Ihren Einfluss vermuten
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