Meteor
nicht.«
»War auch nur eine Frage.«
»Unsere Diskussion ist ohnehin müßig«, betonte Norah.
»Meerwassereinschlüsse treten nämlich nur in Saisoneis auf – in Eis, das sich im Lauf der Jahreszeiten bildet und wieder abschmilzt. Der Milne-Eisschelf besteht aber aus gewachsenem Eis. Es hat sich im Gebirge gebildet und wandert en bloc bis zur Kalbungszone hinunter, wo es ins Meer stürzt. Gefrorenes Plankton hätte zur Erklärung dieses kleinen Rätsels zwar schön ins Konzept gepasst, aber ich weiß unter Garantie, dass es in diesem Gletscher kein Adersystem mit gefrorenem Plankton gibt.«
Wieder trat Stille ein.
Trotz der deutlichen Ablehnung, die ihre Theorie gefunden hatte, weigerte sich Rachels systematisch geschulter Geist, diese Abfuhr zu akzeptieren. Instinktiv wusste sie, dass die einfachste Lösung des Rätsels darin bestand, von gefrorenem Plankton im Gletscher auszugehen. Das Gesetz des geringsten Aufwands. Rachels Instruktoren beim NRO hatten es ihr eingehämmert, bis es ihr in Fleisch und Blut übergegangen war. Wenn mehrere Erklärungen möglich sind, ist die einfachste fast immer die richtige.
Falls Norah Mangors Untersuchungen der Bohrkerne fehlerhaft sein sollten, stand für sie viel auf dem Spiel. Rachel fragte sich, ob Norah das Plankton vielleicht schon früher bemerkt und ihre Behauptung über die Unversehrtheit des Gletschers als falsch erkannt hatte und sich jetzt nur herauszumogeln versuchte.
»Ich weiß nur«, sagte Rachel, »dass ich soeben dem ganzen Stab des Weißen Hauses erzählt habe, dieser Meteorit sei in einer unberührten Eismasse gefunden worden und hätte dort als Bruchstück des berühmten Jungersol-Meteoriten von jedem äußeren Einfluss abgeschirmt seit 1716 gelegen. Diese Tatsachen scheinen jetzt auf einmal ins Zwielicht zu geraten.«
Ekstrom schwieg. Seine Miene war ernst.
Tolland räusperte sich. »Ich muss Rachel zustimmen. Wir haben Salzwasser und Plankton im Wasser des Schachts gefunden.
Wie immer die Erklärung letzen Endes lauten mag, der Schacht ist offensichtlich kein geschlossenes System.«
Corky schaute unbehaglich drein. »Also, ich möchte hier nicht den Astrophysiker raushängen, aber wenn wir einmal richtig danebenliegen, handelt es sich gleich um Milliarden von Lichtjahren. Sind das bisschen Plankton und Salzwasser wirklich so wichtig? Davon, dass das Eis nicht völlig astrein ist, bleibt doch der Meteorit selber unberührt, oder? Wir haben immer noch die Fossilien. An ihrer Echtheit kann niemand zweifeln. Falls sich herausstellen sollte, dass wir mit den Befunden der Eisbohrkerne schief liegen, dürfte das doch kaum jemand interessieren. Das Einzige, was die Leute interessieren wird, ist die Tatsache, dass wir Beweise für Leben auf einem anderen Planeten gefunden haben.«
»Tut mir Leid, Dr. Marlinson«, schaltete Rachel sich ein. »Ich beschäftige mich vom Berufs wegen mit Datenanalyse und muss Ihnen deshalb leider widersprechen. Der kleinste Fehler in dem Material, das die NASA heute Abend präsentiert, kann verheerende Auswirkungen auf die Glaubwürdigkeit der ganzen Entdeckung haben. Einschließlich der Fossilien.«
Corky blieb der Mund offen stehen. »Wie meinen Sie das? Diese Fossilien kann man nicht wegdiskutieren!«
»Ich weiß es. Sie wissen es. Aber wenn die Öffentlichkeit Wind davon bekommt, dass die NASA wissentlich fragwürdiges Datenmaterial über Eisbohrkerne präsentiert hat – glauben Sie mir, dann wird sofort ein großes Ratespiel losgehen, was die NASA sonst noch an Leichen im Keller hat.«
»Meine Bohrkerndaten sind nicht fragwürdig!«, empörte Norah sich mit funkelnden Augen. Sie wandte sich Ekstrom zu. »Ich kann Ihnen beweisen, und zwar eindeutig, dass in diesem Eisschelf keine Spur von Salzwasser eingeschlossen ist.«
Der Direktor der NASA schaute sie an. »Und wie?«
Norah erklärte ihr Vorhaben. Als sie geendet hatte, musste Rachel zugeben, dass der Vorschlag sehr vernünftig klang.
Ekstrom wirkte nicht hundertprozentig überzeugt. »Und das Ergebnis ist wirklich unanfechtbar?«
»Absolut«, versicherte Norah. »Wenn es in der Nähe des Meteoritenschachts auch nur ein bisschen Salzwasser gibt, wird man es sehen. Schon ein paar Tropfen werden in meiner Apparatur aufleuchten wie New York bei Nacht.«
Ekstrom runzelte die Brauen. »Wir haben nicht viel Zeit. In ein paar Stunden beginnt die Sendung.«
»Ich kann in zwanzig Minuten schon wieder zurück sein.«
»Wie weit, sagten Sie, müssen Sie auf den
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