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Meteor

Meteor

Titel: Meteor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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spähte noch einmal hinein. »Mit diesem Refraktometer kann etwas nicht stimmen!«

    »Salzwasser?«, erkundigte Corky sich süffisant.
    Norah runzelte die Stirn. »Ein kleiner Anteil. Ich lese hier drei Prozent ab – aber das ist vollkommen unmöglich. Dieser Gletscher ist dicht gepackter Schnee, reines Süßwasser. Da gibt es kein Salz.« Sie brachte ihre Probe zu einem Mikroskop, schaute prüfend hinein und stöhnte auf.
    »Plankton?« Diesmal war Tolland der Sprecher.
    »G. polyhedra«, gab sie zurück. Ihre Stimme war wieder ruhiger geworden. »Es ist eine der Planktonarten, die wir Glaziologen in der Regel unter einem Eisschelf finden.« Sie blickte Tolland an.
    »Sie sind jetzt tot. Offensichtlich haben sie den Aufenthalt in einer stark verdünnten Salzwasserlösung nicht lange überlebt.«
    Die vier standen in betroffenem Schweigen neben dem tiefen Schacht. Rachel überlegte, welche Folgen dieser unaufgelöste Widerspruch für die Entdeckung als solche zeitigen könnte. Das Dilemma schien im Gesamtzusammenhang der allgemeinen Bedeutung des Meteoriten nicht weiter tragisch, aber als Nachrichtenanalystin hatte Rachel manches Theoriegebäude schon wegen kleiner Unstimmigkeiten in sich zusammenfallen sehen.
    »Was geht hier vor?«, sagte eine tiefe, grollende Stimme.
    Alle schraken auf. Die bärenhafte Gestalt des NASA-Chefs löste sich aus dem Dunkel.
    »Wir haben eine kleine Unstimmigkeit mit dem Wasser im Schacht entdeckt«, sagte Tolland. »Wir suchen gerade nach einer Erklärung.«
    »Norahs Eisdaten sind im Eimer«, krähte Corky fast schon triumphierend.
    »Mach bloß keinen Aufstand!«, flüsterte Norah.
    Ekstrom trat zu ihnen und runzelte die buschigen Brauen.

    »Was soll an den Eisdaten nicht stimmen?«
    Tolland gab einen unbestimmten Seufzer von sich. »Wir haben eine dreiprozentige Salzwasserbeimischung im Meteoritenschacht gemessen, was dem glaziologischen Befund widerspricht, dass der Meteorit in einem unberührten Süßwassergletscher eingeschlossen war.« Er hielt inne. »Außerdem haben wir Plankton entdeckt.«
    Ekstrom sagte zornig: »Das ist nachweislich Unsinn! Dieser Gletscher weist keine Brüche auf. Die Messungen von PODS
    haben das bestätigt. Der Meteorit war in einer festen Eismatrix eingeschlossen.«
    Rachel wusste, dass Ekstrom Recht hatte. Nach den Dichtemessungen der NASA war das Eis bombenfest. Auf allen Seiten des Meteoriten weit und breit nur massives Eis. Keine Risse, keine Brüche. Rachel wusste schließlich, wie Dichtedaten zustande kamen. Doch da kam ihr eine merkwürdige Idee…
    »Außerdem haben die Kernbohrungen von Dr. Mangor die Homogenität des Gletschers bestätigt«, sagte Ekstrom.
    »Eben!«, sagte Norah und warf das Refraktometer auf einen Tisch. »Doppelt gemoppelt. Das Eis hat keinerlei Bruchlinien.
    Von dieser Seite bekommen wir nicht den Hauch einer Erklärung für das Salzwasser und das Plankton.«
    »Es könnte aber eine andere Erklärung geben«, sagte Rachel.
    Sie war von der Festigkeit ihrer Stimme selbst überrascht. Das Brainstorming hatte bei ihr eine absolut unwahrscheinliche Erinnerung wachgerufen.
    Alle schauten sie an. Die Skepsis stand in den Gesichtern.
    Rachel lächelte. »Es gibt eine vollkommen einleuchtende Erklärung für das Vorhandensein von Salz und Plankton.« Sie schaute Tolland keck an. »Mike, ich wundere mich eigentlich, dass Sie nicht schon selbst darauf gekommen sind.«
42
    Im Gletschereis eingefrorenes Plankton?« Rachels Erklärungsversuch schien Corky Marlington kaum zu beeindrucken.
    »Ich möchte Ihnen nicht die Ernte verhageln«, sagte er, »aber normalerweise geht alles ein, wenn es gefriert. Und die kleinen Biester haben uns angeblitzt, wissen Sie noch?«
    Tolland schenkte Rachel einen anerkennenden Blick. »Rachel hat vielleicht gar nicht so Unrecht. Es gibt eine Reihe von Arten, die ihre Lebensfunktionen herunterfahren können, wenn ihre Umwelt es erfordert. Ich habe mal einen Film darüber gedreht.«
    Rachel nickte. »Sie haben eine nördliche Hechtart gezeigt, die sich im Eis der Seen einfrieren ließ und bei Tauwetter gewissermaßen wieder zum Leben erwachte. Sie haben auch von Mikroorganismen gesprochen, die im Dürreschlaf jahrzehntelang im Wüstensand stecken konnten und bei Regen wieder aufleben.«
    Tolland lachte leise. »Sie haben ja tatsächlich meine Sendungen verfolgt.«
    Rachel hob verlegen die Schultern.
    »Worauf wollen Sie hinaus, Miss Sexton?«, fragte Norah.
    »Auf eine Sache«, erwiderte Tolland an

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