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Meteor

Meteor

Titel: Meteor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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letzten Blick die sanfte Steigung hinaufsah, geschah etwas Seltsames. Die vorletzte Fackel verlosch plötzlich. Bevor Norah sich über die Brenndauer Sorgen machen konnte, flammte die Fackel wieder auf. Wäre es nicht völlig ausgeschlossen gewesen, hätte Norah angenommen, dass jemand zwischen ihr und der Fackel hindurchgegangen war. Hier draußen konnte unmöglich jemand sein… es sei denn, Ekstrom hatte ein schlechtes Gewissen bekommen und NASA-Leute hinterhergeschickt, woran sie aber nicht so recht glauben wollte. Ach, das war nichts weiter, dachte sie. Vielleicht hat der Wind die Flamme kurzzeitig fast zum Erlöschen gebracht. Sie ging wieder zum Gerät. »Alles so weit klar?«
    »Ich denke schon«, meinte Tolland.
    Norah ging zur Steuerungseinheit auf dem Schlitten und drückte auf einen Knopf. Die Anlage gab ein kurzes akustisches Signal von sich. »Okay«, sagte sie, »fertig!«
    »Das war’s schon?«, staunte Corky.
    »Den Rest der Arbeit erledigt die Anlage. Der eigentliche Schuss dauert nur eine Sekunde.«
    Der Thermodrucker auf dem Schlitten in seinem durchsichtigen Plastikgehäuse hatte bereits zu summen und zu klicken angefangen. Langsam schob sich ein breites Papierband heraus. Als das Gerät verstummte, griff Norah in den Kasten und riss den Ausdruck ab. Sie werden schon sehen, dachte sie und ging mit dem Papier zur Fackel hinüber, damit jeder die Abbildung gut erkennen konnte. Von wegen, Salzwasser! Alle waren zu Norah getreten.
    Sie stand an der Flamme, den Ausdruck fest in der behandschuhten Hand. Mit einem tiefen Atemzug faltete sie das Papier auseinander, um den Befund zu prüfen. Das Bild vor ihren Augen ließ sie vor Schreck zusammenfahren.
    »O Gott!« Norah starrte auf den Ausdruck und konnte nicht glauben, was sie sah. Der Ausdruck zeigte erwartungsgemäß einen klaren Querschnitt des wassergefüllten Bergungslochs. Doch niemals hätte Norah damit gerechnet, den schemenhaften Umriss einer menschlichen Gestalt in halber Höhe des Schachts schweben zu sehen. Das Blut stockte ihr in den Adern. »Mein Gott, da hängt eine Leiche!«
    Alle starrten schweigend auf das Papier.
    Die geisterhafte Gestalt schwebte mit dem Kopf nach unten in der engen Röhre. Um die Leiche herum bauschte sich etwas Schleierartiges wie eine Aura. Norah begriff, was diese Aura in Wirklichkeit war. Das Radargerät hatte den dicken Mantel des Opfers als feinen Schleier abgebildet. Es konnte nur ein langer, dicker Kamelhaarmantel sein.
    »Das ist Ming!«, flüsterte sie. »Er muss ausgerutscht sein…«
    Norah Mangor hätte nicht gedacht, dass die Entdeckung Mings der kleinere der Schrecken war, die der Ausdruck bereithielt. Als ihre Blicke den Schacht hinunterglitten, sah sie noch etwas.
    Das Eis unter dem Bergungsschacht!
    Norah starrte fassungslos auf das Papier. Ihr erster Gedanke war, dass mit der Messung etwas nicht geklappt hatte. Als sie das Bild genauer studierte, setzte das Begreifen ein wie ein sich langsam aufbauender Sturm. Die Ecken des Papierbogens flatterten wild im Wind, als sie sich näher zur Flamme beugte, um besser sehen zu können.
    Aber… das war doch nicht möglich!
    Da explodierte die Wahrheit jäh in ihrem Kopf. Sie hatte das Gefühl, in eine Lawine geraten zu sein. Jeder Gedanke an Ming wurde überrollt.
    Jetzt begriff Norah alles. Das Salzwasser im Schacht! Sie ging neben der Fackel im Schnee in die Knie. Ihr Atem stockte. Das Papier noch immer in der Hand, begann sie zu zittern.
    Die Wut kochte in ihr hoch. »Ihr Schweine!«, brüllte sie in Richtung der Kuppel. »Ihr verdammten Schweine!« Ihre Schreie verloren sich im Wind.
    Nur fünfzig Meter entfernt stand Delta-1 in der Dunkelheit. Das CrypTalk dicht vor dem Mund, übermittelte er dem Einsatzleiter kurz und knapp: »Sie wissen Bescheid.«

49
    Norah Mangor kniete immer noch auf dem Eis, als Michael Tolland ihr den Ausdruck aus den zitternden Händen nahm. Der schwebende Leichnam von Dr. Ming jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken, während er die Abbildung vor seinen Augen zu deuten versuchte.
    Er sah den Bergungsschacht von der Oberfläche sechzig Meter tief ins Eis abfallen. Er sah Mings Leiche in der Röhre schweben.
    Tollands Blicke glitten tiefer. Hier stimmte etwas nicht. Unmittelbar unter dem Bergungsschacht setzte eine dunkle massive Säule von Salzwassereis an und lief mit dem gleichen Durchmesser wie der Bergungsschacht senkrecht nach unten weiter bis zum freien Meerwasser unter dem Eisschelf.
    »Mein Gott!«, rief

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