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Metro 2034

Metro 2034

Titel: Metro 2034 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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umgestürzten Blechkabinen, Waggonteilen, Sperrholzplatten und irgendwelchem Hausrat errichtet. Der Kommandeur bahnte sich seinen Weg durch die Schrotthaufen wie ein Eisbrecher. In seinem Kielwasser folgten unsicheren Schrittes Artjom und die anderen.
    Auf dem rechten Gleis zeichnete sich in der Dunkelheit ein nicht mehr ganz vollständiger Metrozug ab. Das Licht in beiden Waggons war gelöscht, die geöffneten Türen hastig mit Teilen von Absperrgittern vernagelt worden. Im Inneren jedoch brodelte und kochte eine furchtbare Menschenmenge hinter den dunklen Fensterscheiben. Dutzende von Händen hatten die glatten Gitterstäbe gepackt, rissen daran, schaukelten und lärmten. An jeder der Eingangstüren waren Scharfschützen in Gasmasken postiert, die von Zeit zu Zeit auf die schwarzen, weit aufgerissenen Mäuler zusprangen und die Gewehrkolben hoben, ohne jedoch zuzuschlagen, geschweige denn zu schießen. An einer anderen Stelle versuchten die Wachleute die wogende Masse zu beschwichtigen.
    Begriffen die Menschen in den Waggons denn überhaupt, was die Soldaten ihnen sagten? Man hatte sie in den Zug gesperrt, weil einige von ihnen versucht hatten, aus den Isolationsräumen im Tunnel zu fliehen. Sie waren einfach zu viele geworden - mehr als die Gesunden.
    Der Kommandeur lief am ersten, dann am zweiten Waggon vorbei, und da begriff Artjom endlich, warum er es so eilig hatte: An der letzten Tür war die Eiterbeule geplatzt, und seltsame Geschöpfe flossen aus dem Waggon heraus. Sie hielten sich kaum noch auf den Beinen, ihre Gesichter waren von Geschwulsten bis zur Unkenntlichkeit entstellt, ihre Arme und Beine aufgebläht und krankhaft verdickt. Noch war niemand entkommen: Sämtliche noch verfügbaren Gewehrschützen waren vor dieser Tür zusammengezogen worden. Der Kommandeur durchbrach die Umzingelung und ging nach vorne durch. »An alle Patienten!Kehren Sie unverzüglich an Ihre Plätze zurück!Das ist ein Befehl!« Mit einer heftigen Bewegung zog er seine Stetschkin aus dem Gürtelhalfter. Der Kranke, der am weitesten vorn stand, brauchte mehrere Versuche, bis er seinen angeschwollenen, kiloschweren Kopf gehoben hatte. Dann fuhr er sich mit der Zunge über die aufgesprungenen Lippen und sagte: »Warum behandelt ihr uns so?« »Wie Sie wissen, sind Sie von einem unbekannten Virus befallen worden. Wir suchen derzeit nach einem Gegenmittel. Sie müssen Geduld haben.«
    »Ihr sucht nach einem Gegenmittel«, blaffte der Kranke. »Dass ich nicht lache.«
    »Kehren Sie unverzüglich in den Waggon zurück.« Der Kommandeur entsicherte geräuschvoll. »Ich zähle bis zehn, dann eröffnen wir das Feuer. Eins.«
    »Ihr macht uns doch nur Hoffnung, damit ihr nicht die Kontrolle verliert. Bis wir von selbst verrecken.« »Zwei.«
    »Wir haben schon seit vierundzwanzig Stunden kein Wasser mehr bekommen. Warum soll man Todeskandidaten auch zu trinken geben.«
    »Die Wachleute haben Angst, sich den Gittern zu nähern. Zwei haben sich bereits angesteckt. Drei.«
    »Die Waggons sind voller Leichen. Wir treten auf menschliche Gesichter. Weißt du, wie es klingt, wenn eine Nase zerbricht? Wenn es ein Kind ist, dann…«
    »Wir haben keinen Platz dafür!Wir können sie nicht verbrennen. Vier.« »Und in dem anderen Abteil ist es so eng, dass die Toten neben den Lebenden stehenbleiben. Schulter an Schulter.« »Fünf.« »Verdammt, so schießt schon!Ich weiß doch, dass es kein Gegenmittel gibt.
    Dann sterbe ich wenigstens schnell. So ist es, als würde jemand meine Innereien mit einer groben Feile aufreiben, dann mit Alkohol übergießen .« »Sechs.« ». und am Ende anzünden. Als wäre mein Kopf voller Würmer, die allmählich nicht nur mein Hirn, sondern auch meine Seele auffressen. Njam, njam, kracks, kracks, kracks.« »Sieben .« »Idiot!Gib uns endlich frei!Lass uns wie Menschen sterben!Woher nimmst du das Recht, uns so zu quälen? Du weißt doch genau, dass auch du wahrscheinlich schon.«
    »Acht . Die Maßnahmen dienen der Sicherheit. Damit die anderen überleben. Ich bin bereit zu krepieren, aber von euch Pestbeulen kommt hier keiner raus. Anlegen!«
    Artjom hob sein Sturmgewehr und nahm einen der Kranken ins Visier, der in der Nähe stand. Herrgott, war das eine Frau? Unter dem T-Shirt, das nur noch einer bräunlichen Kruste glich, wölbten sich ihre aufgeblähten Brüste. Er blinzelte mit den Augen und richtete den Lauf auf einen schwankenden Greis. Die Menge von Missgeburten wich zuerst murrend zurück, versuchte sich

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