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Metro 2034

Metro 2034

Titel: Metro 2034 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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zu ihnen bringen.«
    »Aber du hast doch gesagt, dass du sie bekämpfen kannst.« Er zuckte mit den Schultern. »Du hast mich falsch verstanden. Wie sollte ich auch? Ich bin doch nur ein Flötist. Ein Wandermusikant.« »Was sind das für Leute?« »Wenn es dich interessiert, stelle ich sie dir vor. Allerdings müssen wir dazu einen kleinen Spaziergang machen.« »An welcher Station sind sie?« »Nicht sehr weit von hier. Du wirst es schon erfahren. Wenn du willst.« »Ich glaube dir nicht.« »Aber du würdest es gerne. Und weil ich dir auch noch nicht ganz glaube, kann ich dir nicht alles erzählen.« Saschas Blick verfinsterte sich. »Warum willst du, dass ich mit dir komme?«
    »Ich?« Leonid schüttelte den Kopf. »Mir ist das egal. Du willst es doch. Ich muss niemanden retten - ich könnte es gar nicht. Zumindest nicht so.«
    Sie zögerte, dann fragte sie: »Versprichst du mir, dass du mich zu diesen Leuten bringst? Versprichst du, dass sie helfen können?« »Ich bringe dich hin«, erwiderte Leonid mit fester Stimme. Wieder mischte sich der aufgebrachte Homer ein: »Was hast du vor, Sascha?«
    »Ich komme nicht mit.« Sie zupfte an dem Träger ihrer Latzhose, dann drehte sie sich zu dem Musiker um. »Er sagt, dass es ein Gegenmittel gibt.«
    »Er lügt«, sagte Homer unsicher. »Sie scheinen sich in der Virologie weitaus besser auszukennen als ich.«
    Leonid bemühte sich um einen respektvollen Ton. »Haben Sie in dem Bereich geforscht? Oder selbst Erfahrungen gemacht? Sie glauben also auch, dass eine Massenkeulung die beste Vorgehensweise wäre, um der Infektion beizukommen?«
    »Woher weißt du das?«, fragte der Alte verblüfft und blickte Sascha an. »Hast du ihm etwa.«
    »Und da kommt auch schon euer Oberarzt.« Der Musiker hatte bemerkt, dass sich Hunter näherte, und trat zur Sicherheit einen Schritt zurück. »Dann ist ja das komplette Erste-Hilfe-Team beisammen, und ich kann mich verabschieden.«
    »Warte«, bat das Mädchen. »Er lügt!«, flüsterte ihr Homer zu. »Er will einfach mit dir
    . Selbst wenn er die Wahrheit sagt, werdet ihr es nicht rechtzeitig schaffen. Hunter wird in spätestens vierundzwanzig Stunden mit einer Verstärkungstruppe zurück sein. Wenn du bei uns bleibst, kannst du ihn vielleicht noch umstimmen. Und der da .« »Gar nichts kann ich«, entgegnete Sascha düster. »Nichts kann ihn jetzt noch aufhalten, das spüre ich. Ich habe nur eine Möglichkeit: Ich muss ihn vor eine Wahl stellen. Ich muss ihn spalten.«
    »Spalten?« Homer hob verwundert die Augenbrauen. »Ich werde keine vierundzwanzig Stunden brauchen«, sagte sie und verschwand. Warum hatte er sie gehen lassen?
    Warum hatte er Schwäche gezeigt und zugelassen, dass ein verrückter Landstreicher seine Heldin, seine Muse, seine Tochter entführte? Je mehr der Alte über Leonid nachdachte, desto weniger gefiel er ihm. Aus den großen grünen Augen des Musikers blitzten gierige Blicke, und wenn er sich unbeobachtet glaubte, glitten dunkle Schatten über sein Engelsgesicht.
    Was wollte er von ihr? Im besten Fall spießte dieser Verehrer der Schönheit nur Saschas Unschuld auf eine Nadel, um sie für sein Poesiealbum zu trocknen. Der flüchtige Charme ihrer Jugend - etwas, das man sich nicht einprägen, geschweige denn fotografieren konnte -, würde dabei von ihr herabrieseln wie Blütenstaub. Das Mädchen selbst, betrogen und ausgenutzt, würde sich schütteln und von ihm fortfliegen, doch würde sie lange brauchen, um wieder mit sich ins Reine zu kommen und den Betrug dieses Satansbratens zu vergessen.
    Warum hatte er sie dann gehen lassen? Aus Feigheit. Weil Homer es nicht nur vermieden hatte, mit Hunter zu streiten, sondern ihm auch nicht einmal die Fragen hatte stellen können, die ihn wirklich beunruhigten. Sascha war verliebt, also waren ihr Wagemut und ihre Unbesonnenheit verzeihlich. Ob der Brigadier mit ihm genauso nachsichtig umgegangen wäre?
    Homer nannte ihn weiterhin »Brigadier«, aus Gewohnheit, aber auch, um sich selbst zu beruhigen: Diese Bezeichnung nahm dem Mann das Furchtbare und Außergewöhnliche, schließlich war er nur der Kommandeur des nördlichen Außenpostens an der Sewastopolskaja . Doch nein!Der da Seite an Seite mit Homer durch den Tunnel schritt, war nicht mehr der gleiche menschenscheue Glücksritter. Der Alte begann zu begreifen, dass sein Gefährte dabei war, sich zu verwandeln. Etwas Schreckliches ging mit ihm vor es war töricht, das nicht sehen zu wollen, und sinnlos, sich selbst

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