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Metro 2034

Metro 2034

Titel: Metro 2034 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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weiß, woher ich komme?
    Und wenn wir in der Smaragdenen Stadt mit Sicherheit dein Gegenmittel finden werden? Und wir nur noch drei Stationen davon entfernt sind.«
    »Du lügst!« »Weißt du was?«, platzte Leonid wütend heraus. »Wenn du schon unbedingt ein Wunder willst, solltest du auch bereit sein, daran zu glauben. Sonst verpasst du es am Ende noch.« »Man muss zwischen echten Wundern und faulem Zauber unterscheiden können«, schnappte Sascha zurück. »Das habe ich von dir gelernt.«
    »Ich wusste von Anfang an, dass man uns freilassen würde. Ich wollte einfach den Ereignissen nicht vorgreifen.« »Du hast auf Zeit gespielt!« »Aber ich habe dich nicht angelogen!Es gibt wirklich ein Gegenmittel!«
    Sie waren bei einem Grenzposten angekommen. Der Offizier, der sich einige Male neugierig nach ihnen umgedreht hatte, händigte dem Musiker dessen Habseligkeiten aus und gab ihm Patronen und Dokumente wieder. Dann salutierte er. »Nun, wie steht's, Leonid Nikolajewitsch? Nehmen wir das Schleuserobjekt mit oder lassen wir es beim Zoll?«
    Sascha schauderte. »Wir nehmen es mit.«
    »Tja, dann wünsche ich ein Leben in Liebe und Eintracht«, sagte Albert Michailowitsch väterlich, führte sie durch drei hintereinander gestaffelte Gefechtsstände hindurch -deren Besatzung strammstand, während sie passierten -vorbei an Gittern und aus Gleisstücken zusammengeschweißten Panzersperren. »Ich nehme an, dass Sie mit der Einfuhr keine Probleme haben werden?«
    Leonid grinste. »Wir schlagen uns schon durch. Ihnen brauche ich das nicht zu sagen, aber ehrliche Beamte gibt es nirgends. Je strenger das Regime, desto geringer der Preis. Man muss nur wissen, bei wem man vorbeischaut.« Der Offizier räusperte sich. »Ihnen dürfte wohl das gewisse Zauberwort genügen.« »Leider wirkt es nicht bei allen.« Leonid tastete erneut seine Wange ab. »Wie heißt es so schön: ‚Ich bin kein Zauberer, ich lerne noch.‘« »Es wäre mir eine Ehre, mit Ihnen zu tun zu haben, wenn Ihre Ausbildungszeit vorbei ist.« Albert Michailowitsch neigte das Haupt, wandte sich um und ging zurück.
    Der letzte Soldat öffnete ihnen ein Tor in einem dicken Eisengitter, das den Tunnel von oben bis unten durchtrennte. Dahinter begann ein leerer, aber komplett ausgeleuchteter Abschnitt, dessen Wände an einigen Stellen verrußt, an anderen schartig waren wie von langen Schusswechseln.
    Ganz am anderen Ende waren neue Befestigungen zu sehen sowie riesige Banner, die von der Decke bis zum Boden herabhingen. Allein dieser Anblick ließ Saschas Herz schneller schlagen. Sie blieb stehen und fragte Leonid: »Wessen Grenze ist das da?« »Wie bitte?« Er blickte sie erstaunt an. »Natürlich die von der Roten Linie.«
    Wie lange hatte Homer davon geträumt, noch einmal hierherzukommen!Wie lange war er nicht mehr an diesen wunderbaren Stationen gewesen!
    An der gebildeten Borowizkaja, die so süßlich nach Kreosot roch, mit diesen kleinen, gemütlichen Wohnungen direkt unter den Bögen, dem Lesesaal für die brahmanischen Mönche in der Mitte des Raumes, den langen, mit Büchern überhäuften Brettertischen und den niedrig herabhängenden, stoffbespannten Lampen. Verblüffend, wie deutlich man hier den Geist der philosophischen Küchengespräche aus den Krisen- und Vorkriegsjahren spürte.
    An der würdevollen Arbatskaja, ganz in Weiß und Bronze gehalten, beinahe wie die Kremlpaläste, mit ihrer strengen Ordnung und den umtriebigen Militärs, die noch immer so selbstbewusst taten, als hätten sie mit der Apokalypse überhaupt nichts zu tun gehabt. An der altehrwürdigen Biblioteka imeni Lenina, über der an der Oberfläche die Leninbibliothek thronte, die man vergessen hatte umzubenennen, als es noch einen Sinn gehabt hätte, die schon so alt gewesen war wie die Welt, als der junge Kolja erstmals die Metro betrat. Sie hatte diesen ganz eigenen Übergang, der sich wie eine romantische Kommandobrücke in der Mitte des Bahnsteigs erhob. Selbst die umlaufenden Stuckverzierungen an der Decke waren - wenn auch nicht sehr gekonnt - restauriert worden.
    Und am Alexandrowski sad, jenem ewig im Halbdunkel liegenden, irgendwie hageren, eckigen Halt, wie ein erblindender, gichtgeplagter Rentner, der seiner Komsomol-Jugend gedachte.
    Homer hatte schon immer die Frage fasziniert, inwieweit diese Stationen ihren Erbauern ähnelten. Waren sie gewissermaßen Selbstporträts jener Architekten, die sie entworfen hatten? Hatten sie vielleicht kleine Teilchen ihrer Schöpfer

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