Metro 2034
sie dem Wachmann in die Kehle. Der lief blau an, krächzte und fiel mit dem Stuhl rücklings zu Boden. Der zweite ergriff die Flucht, doch Homer wusste bereits, dass er es nicht schaffen würde. Wie ein Falschspieler aus seinem Ärmel ein As hervorzaubert, hielt Hunter plötzlich seine brünierte Henkerspistole in der Hand und .
»Warte!« Der Brigadier hielt eine Sekunde lang inne. Dem flüchtenden Soldaten genügte das, um den Bahnsteig zu erklimmen, zur Seite zu rollen und zu verschwinden. »Lass sie!Wir müssen zur Tulskaja!Du . du wolltest, dass ich dich erinnere.« Homer schnappte nach Luft. Er wusste nicht, was er sagen sollte. »Zur Tulskaja.«, wiederholte Hunter dumpf. »Ja. Besser warten bis zur Tulskaja. Du hast recht.« Er lehnte sich müde gegen den Tisch, legte die schwere Pistole neben sich und ließ den Kopf hängen. Homer nutzte den Augenblick, hob die Arme und lief voraus, den anderen Wachleuten entgegen, die jetzt hinter den Säulen hervorsprangen. »Nicht schießen!Er ergibt sich!Nicht schießen!Um Himmels willen .«
Sie fesselten ihm die Arme, wobei ihm die Atemmaske vom Gesicht gerissen wurde. Erst dann ließen sie ihn zu Wort kommen. Der Brigadier stand die ganze Zeit reglos da. Er war wieder in seine seltsame Starre versunken, ließ sich ohne Gegenwehr entwaffnen und in die Untersuchungszelle bringen.
Obwohl Homer sogleich wieder frei gelassen wurde, begleitete er den Brigadier bis vor die Zelle. Der trat hinein, setzte sich auf die Pritsche, hob den Kopf und flüsterte: »Du musst jemanden für mich suchen. Er heißt Melnik. Bring ihn zu mir. Ich werde hier warten.« Der Alte nickte und machte eilig kehrt. Schon wollte er sich den Weg durch die am Eingang stehenden Wachleute und Gaffer bahnen, als plötzlich hinter ihm ein Ruf ertönte: »Homer!« Der Alte erstarrte verblüfft -noch nie hatte ihn Hunter bei seinem Namen genannt. Er kehrte um, trat an die schwächliche Gittertür und sah den Brigadier fragend an. Dieser hielt sich mit seinen riesigen Armen selbst umschlungen, als hätte er Schüttelfrost, und murmelte ihm mit schwacher, tonloser Stimme zu: »Beeil dich!« Die Tür öffnete sich, und ein Soldat warf einen zögerlichen Blick herein; es war derselbe, der zuvor den Musiker geschlagen hatte.
Ein Fußtritt beförderte ihn in die Zelle, so dass er beinahe auf dem Boden gelandet wäre. Als er wieder aufrecht stand, blickte er sich unsicher um. In der Tür stand ein sehniger Offizier mit Brille. Auf den Schulterklappen seines Feldrocks prangten ein paar Sterne. Das spärliche dunkelblonde Haar war glatt nach hinten gekämmt. »Los, du Schwachkopf«, knurrte er. »Ich. Mir.«, stammelte der Grenzer mit weinerlicher Stimme. »Nur zu!«
»Ich entschuldige mich für das, was ich getan habe. Und du . Sie . Ich kann nicht.« »Nochmal zehn Tage.« »Schlag mich«, sagte der Soldat zu Leonid und wich seinem Blick aus. »Ah, Albert Michailowitsch!«, rief der Musiker blinzelnd und lächelte den Offizier an. »Ich dachte schon, Sie kommen gar nicht mehr.«
Der Angesprochene zuckte leicht mit den Mundwinkeln. »Guten Abend. Ich bin hier, um die Gerechtigkeit wiederherzustellen. Bitte, verschaffen Sie sich Genugtuung.« Leonid erhob sich und streckte sein Kreuz. »Ich muss meine Hände schonen.
Ich denke, Sie werden die Bestrafung schon selbst vornehmen.« »Mit aller gebotenen Härte«, nickte Albert Michailowitsch. »Einen Monat Arrest. Und natürlich schließe ich mich der Entschuldigung dieses Trottels an.« »Es war ja nicht böse gemeint.« Leonid rieb sich die schmerzende Wange. »Ich hoffe, es bleibt unter uns?« Die metallische Stimme des Offiziers knarzte verschwörerisch. »Wie Sie sehen, bin ich gerade dabei, jemanden durchzuschleusen.«
Der Musiker nickte in Saschas Richtung. »Ob Sie uns da wohl entgegenkommen könnten?« »Wird erledigt«, sagte Albert Michailowitsch. Sie ließen den schuldigen Grenzer in der Zelle stehen. Der Offizier schob den Riegel vor und führte sie einen engen Korridor entlang.
»Mit dir gehe ich nirgendwo mehr hin«, sagte Sascha laut.
Leonid zögerte und erwiderte kaum hörbar: »Und wenn ich dir sage, dass wir tatsächlich zur Smaragdenen Stadt unterwegs sind? Was, wenn ich ganz zufällig mehr darüber weiß als dein Opa? Wenn ich sie selbst gesehen habe, ja selbst dort war, und nicht nur das.«
»Du lügst.« »Was, wenn der da« - der Musiker deutete mit dem Kopf auf den Offizier vor ihnen - »nur deshalb so vor mir katzbuckelt, weil er
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