Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Metro 2034

Metro 2034

Titel: Metro 2034 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
Vom Netzwerk:
ist jetzt wichtiger. Gleich schlägt unser Freund nämlich Alarm. Und knallt uns noch während der Festnahme ab. Geld allein genügt uns nämlich nicht, wir wollen auch eine Medaille!«
    Sie tauchten in den Tunnel ein und ließen den Wachmann zurück. Gegen die Wand geduckt liefen sie weiter in Richtung Kiewskaja. Sascha begriff, dass sie es bis zur Station ohnehin nicht schaffen würden. Wenn der Musiker recht behielt und der zweite Wachmann den Verfolgern die Richtung zeigte .
    Da bog Leonid plötzlich nach links in einen hellen Seitentunnel ein - so selbstverständlich, als ginge er zu sich nach Hause. Nach wenigen Minuten waren in der Ferne Flaggen, Gitter und auf Sandsäcken aufgebaute MG-Nester zu erkennen, und sie hörten Hundegebell. Ein Grenzposten?
    War man bereits über ihre Flucht informiert? Wie wollte er hier wieder rauskommen? Und wessen Territorium begann jenseits der Barrikaden? »Ich komme von Albert Michailowitsch.« Leonid hielt dem herbeigeeilten Posten ein merkwürdig aussehendes Dokument unter die Nase. »Ich müsste mal ans andere Ufer.« Der Posten warf einen Blick in den Umschlag und brummte: »Der übliche Tarif. Wo sind die Papiere für die Dame?« »Ich zahle den doppelten.« Leonid krempelte seine Taschen nach außen und kratzte seine letzten Patronen zusammen. »Und die Dame haben Sie nicht gesehen, einverstanden?«
    »Nix da ‚einverstanden‘«, erwiderte der Grenzer harsch. »Das hier ist kein Basar, sondern ein Rechtsstaat.«
    »Ach je!« Der Musiker tat erschrocken. »Ich dachte nur, wir haben doch jetzt Marktwirtschaft, also könnten wir auch ein wenig handeln. Ich wusste gar nicht, dass es da einen Unterschied gibt.«
    Fünf Minuten später flogen Sascha und Leonid in hohem Bogen in ein winziges Zimmer mit gekachelten Wänden. Der Musiker war zerzaust, seine Kleidung zerknittert, er hatte eine Schramme auf einer Wange und blutete aus der Nase. Die Eisentür knallte zu. Es wurde dunkel.
16 - IN DER ZELLE
    Wenn man vor lauter Dunkelheit überhaupt nichts mehr sieht, schärfen sich die anderen Sinne. Gerüche werden intensiver, Geräusche lauter. Im Kerker war zu hören, dass etwas über den Boden kratzte, und es stank unerträglich nach Urin.
    Leonid war offenbar noch immer betrunken und schien keine Schmerzen zu spüren. Für kurze Zeit murmelte er noch etwas vor sich hin, dann verstummte er und begann tief zu atmen. Es kümmerte ihn nicht, dass ihre Verfolger sie jetzt mit Sicherheit einholen würden, es war ihm egal, was jetzt aus Sascha wurde - immerhin hatte sie ohne Dokumente und Rechtfertigung versucht, die Grenze der Hanse zu überqueren. Ganz zu schweigen von dem Schicksal der Tulskaja, das ihm offenbar auch völlig gleichgültig war.
    »Ich hasse dich«, sagte Sascha leise. Keine Reaktion.
    Wenig später entdeckte sie in der Dunkelheit der Zelle ein Loch: ein gläsernes Guckloch in der Tür. Alles andere blieb unsichtbar, doch dieser kleine Punkt genügte Sascha, um sich vorsichtig durch die Schwärze zu tasten und langsam an die Tür zu kriechen. Dann begann sie mit ihren kleinen Fäusten dagegenzutrommeln. Die Tür antwortete mit einem lauten Donnern, doch sobald Sascha damit aufhörte, herrschte wieder absolute Stille. Die Wachen reagierten weder auf den Lärm noch auf Saschas Rufen.
    Die Zeit floss zäh dahin. Wie lange würde man sie noch in Gefangenschaft halten? Vielleicht hatte Leonid sie ja absichtlich hierhergeführt. Um sie von dem Alten und von Hunter zu trennen. Um sie aus diesem Bund herauszulösen, sie in eine Falle zu locken. Und das nur, um...
    Sascha begann zu weinen. Der Ärmel ihrer Jacke sog ihre Tränen und ihr Schluchzen auf.
    »Hast du schon mal die Sterne gesehen?«, hörte sie plötzlich seine noch immer nicht ganz nüchterne Stimme. Sie antwortete nicht. »Ich auch nur auf Fotos«, fuhr er fort. »Nicht mal die Sonne dringt immer durch all den Staub und die Wolken
    wie sollten es dann die Sterne schaffen. Aber als ich eben von deinem Weinen aufgewacht bin, habe ich, glaube ich, einen richtigen Stern gesehen.«
    Sie schluckte ihre Tränen herunter, bevor sie antwortete. »Das ist ein Guckloch.«
    »Ich weiß. Aber was mich daran interessiert .« Leonid räusperte sich. »Wer war das, der uns früher aus Tausenden von Augen vom Himmel aus zugesehen hat? Und warum hat er sich abgewandt?«
    Sascha schüttelte den Kopf. »Da war nie jemand.« »Ich wollte das aber immer glauben«, sagte der Musiker nachdenklich.
    »In dieser Zelle interessiert sich

Weitere Kostenlose Bücher