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Metro 2034

Metro 2034

Titel: Metro 2034 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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Anhalten war es zu spät. Leonid trat das blank gescheuerte Pedal bis zum Anschlag in den Boden, und Sascha kniff die Augen zusammen . Es blieb nur zu hoffen, dass die Weiche richtig gestellt war
    sonst würden sie frontal mit dem anderen Gefährt zusammenstoßen.
    Ein Maschinengewehr donnerte los, die Kugeln sausten wenige Zentimeter an ihren Ohren vorbei. Brandgeruch und heiße Luft hüllten sie ein, ein fremder Motor brüllte auf und verstummte wieder - die beiden Gefährte hatten einander wie durch ein Wunder verfehlt. Kaum hatte ihre Draisine die Weiche passiert, schoss die Diesellok auch schon auf ihre Spur hinaus. Während sie schwankend in Richtung Park kultury rollten, fuhr die Lok in die Gegenrichtung.
    Noch hatten sie also einen kleinen Vorsprung. Bis zur nächsten Station würde es reichen, doch was dann? Die Draisine wurde langsamer, denn der Tunnel stieg allmählich an. Leonid drehte sich zu Sascha um. »Die nächste Station ist Park kultury, sie liegt fast direkt unter der Oberfläche. Die Frunsenskaja dagegen fünfzig Meter tiefer. Wir müssen nur diese Steigung überwinden, dann legen wir wieder einen Zahn zu!«
    Und tatsächlich: Als sie am Park kultury ankamen, hatten sie bereits wieder an Fahrt gewonnen. Die Station war alt und stolz, mit einer hohen Decke, doch irgendwie leblos, dunkel und kaum bewohnt. Krächzend erhob auch hier eine Sirene ihre heisere Stimme. Hinter Ziegelbewehrungen waren Köpfe zu sehen. Sturmgewehre bellten wütend los, jedoch zu spät - sie konnten nichts ausrichten.
    »Vielleicht bleiben wir sogar am Leben!« Leonid lachte. »Mit etwas Glück.«
    Da sahen sie vom Heck der Draisine aus zuerst einen Funken in der Dunkelheit, kurz darauf flammte etwas blendend auf und kam näher. Der Scheinwerfer der Diesellok! Den Lichtstrahl wie eine Lanze vor sich gestreckt, als wollte sie die klapprige Draisine damit aufspießen, verschlang sie die Entfernung zwischen ihnen. Wieder knatterte das MG
    los, wieder jaulten Kugeln an ihnen vorbei. »Nicht mehr weit!Da ist schon die Kropotkinskaja!«
    Die Kropotkinskaja - in Quadrate eingeteilt, voller Zelte, heruntergekommen, ungepflegt. Undeutliche Porträts an den Wänden, gemalt vor langer Zeit und bereits verwischt. Fahnen und nochmals Fahnen, so viele, dass sie zu einem einzigen flammend roten Band verschwammen, wie ein erstarrter Blutstrahl aus einer steinernen Vene.
    Diesmal war es ein Granatwerfer, der ihnen seine Ladung nachschleuderte. Ein Regen aus Marmorsplittern ergoss sich über die Draisine, von denen einer Saschas Bein traf, jedoch keine tiefe Wunde hinterließ. Vor ihnen hatten die Soldaten einen Schlagbaum herabgelassen, aber die Draisine durchschlug ihn glatt, wobei sie fast entgleist wäre.
    Die Diesellok kam unerbittlich näher: Ihr Motor war viel leistungsfähiger und bewegte das stahlverkleidete Monstrum mühelos vorwärts. Sascha und Leonid legten sich flach hin, um hinter der niedrigen Metallbrüstung vor dem stetigen Kugelhagel in Deckung zu gehen.
    In wenigen Augenblicken würden die Karosserien der beiden Fahrzeuge aneinanderstoßen, und dann würden sie die Draisine entern. Sascha sah verzweifelt zu Leonid -der den Verstand verloren zu haben schien, denn er begann sich plötzlich auszuziehen.
    Vor ihnen kam eine Feuerstellung in Sicht, Bewehrungen aus Sandsäcken, Panzersperren aus Stahl: das Ziel ihrer Flucht. Nun würden sie zwei Scheinwerfer in die Mangel nehmen, und zwei Maschinengewehre - wie Hammer und Amboss.
    Noch eine Minute, dann war alles vorbei.
18 - ERLÖSUNG
    Der Zug war einige Dutzend Meter lang. Es waren die besten Kämpfer der Sewastopolskaja; Denis Michailowitsch hatte jeden einzelnen selbst ausgewählt. Ihre kleinen Helmlampen blinkten in der Finsternis des Tunnels, und plötzlich kam dem Obersten die ganze Formation wie ein Schwarm von Glühwürmchen vor, die in die Nacht hinausflogen. Eine warme und duftende Sommernacht auf der Krim, über Zypressen hinweg und weiter bis zum sanft rauschenden Meer. Jener Ort, an den der Oberst nach seinem Tod zu gelangen hoffte.
    Ein angenehmer Schauder überkam ihn, doch sogleich schüttelte er sich, setzte eine finstere Miene auf und tadelte sich selbst. Ja, auch er begann allmählich zu schwächeln. Das Alter!Er ließ den letzten Soldaten an sich vorbei, holte aus seinem stählernen Zigarettenetui die letzte Selbstgedrehte heraus, roch daran und schnalzte mit dem Feuerzeug.
    Dies war ein guter Tag. Das Glück war dem Oberst hold, alles lief wie geplant. Die

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