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Metro 2034

Metro 2034

Titel: Metro 2034 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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verschiedensten Methoden.« »Unwahrscheinlich.« Der Stationsvorsteher schüttelte nachdenklich den Kopf. »Du hast seine Stimme doch gehört. Dort geht etwas anderes vor sich. Etwas Unerklärliches. Ein Überraschungsangriff nützt da gar nichts.«
    »Ich kann dir die Erklärung liefern«, versicherte Denis Michailowitsch. »An der Tulskaja sitzen Banditen. Sie haben die Station besetzt, einen Teil unserer Leute umgebracht und die anderen als Geiseln genommen. Die Energieversorgung haben sie natürlich nicht gekappt, weil sie selber Strom brauchen und die Hanse nicht nervös machen wollen. Das Telefon haben sie wahrscheinlich einfach abgeschaltet. Wie sonst soll man sich das erklären: ein Telefon, das mal funktioniert und mal nicht?« »Aber seine Stimme war so.«, murmelte Istomin, als habe er dem anderen gar nicht zugehört.
    »Ja, wie denn?«, explodierte der Oberst. Der Adjutant ging vorsichtig einige Schritte zurück. »Steck dir mal Nadeln unter die Fingernägel, dann schreist du noch ganz anders!Und mit'ner Kneifzange mach ich dir aus einem Bass einen Sopran auf Lebenszeit!« Ihm war bereits alles klar, er hatte seine Wahl getroffen. Nun, da er seine Zweifel überwunden hatte, war er wieder auf der Höhe, und seine Finger zuckten nach dem Säbel. Sollte Istomin doch meckern, so viel er wollte.
    Dieser antwortete nicht gleich. Er wollte dem erhitzten Oberst etwas Zeit geben, Dampf abzulassen. »Wir warten«, sagte er schließlich. Es klang versöhnlich, aber unerbittlich.
    Denis Michailowitsch verschränkte die Arme vor der Brust. »Zwei Tage.« »Zwei Tage.« Istomin nickte.
    Der Oberst machte auf der Stelle kehrt und stiefelte in die Kaserne. Er selbst hatte nicht die Absicht, wertvolle Stunden zu verlieren. Die Kommandeure der Stoßtrupps saßen schon seit einer geschlagenen Stunde zu beiden Seiten des langen Brettertischs im Stab und warteten. Nur zwei Stühle an den gegenüberliegenden Enden waren noch leer: seiner und der von Istomin. Doch diesmal würden sie ohne die Führung beginnen müssen.
    Der Stationsvorsteher hatte Denis Michailowitschs Fortgang gar nicht bemerkt. »Seltsam, wie sich plötzlich unsere Rollen vertauscht haben, nicht wahr?«, sagte er nachdenklich.
    Als keine Antwort folgte, drehte er sich um und traf auf den betretenen Blick des Adjutanten. Mit einer Handbewegung entließ er den Mann. Der Oberst ist nicht wiederzuerkennen, dachte er dann. Sonst hat er sich doch immer bis zuletzt geweigert, auch nur einen einzigen Kämpfer freizugeben. Er spürt etwas, der alte Wolf. Aber ob er diesmal seiner Nase trauen kann?
    Istomins Instinkt riet ihm jedenfalls etwas völlig anderes: Ruhig halten. Warten. Der seltsame Anruf hatte seinen Verdacht nur noch verstärkt: Die schwere Infanterie der Sewastopolskaja würde an der Tulskaja auf einen geheimnisvollen, unbesiegbaren Gegner treffen.
    Wladimir Iwanowitsch kramte in seinen Taschen, fand das Feuerzeug und entzündete es. Während über ihm zerfetzte Rauchringe aufstiegen, blickte er reglos in den dunklen Schlund des Tunnels. Gleichsam hypnotisiert starrte er hinein - wie ein Kaninchen in das verlockende Maul der Schlange.
    Als er zu Ende geraucht hatte, schüttelte er erneut den Kopf und schlenderte zurück in sein Büro. Der Adjutant löste sich aus dem Schatten einer Säule und folgte in gebührender Entfernung.
    Ein dumpfes Klicken -und ein Lichtstrahl erleuchtete das gerippte Tunnelgewölbe vor ihnen bis auf gute fünfzig Meter; Hunters Lampe war groß und leistungsstark wie ein Scheinwerfer. Homer atmete lautlos aus. In den letzten Minuten hatte er schon fast geglaubt, der Brigadier werde überhaupt kein Licht anmachen, weil seine Augen keines benötigten.
    Kaum waren sie ganz in die Dunkelheit eingetaucht, da hatte jener nichts mehr von einem normalen Menschen -ja einem Menschen überhaupt. Seine Bewegungen waren flie
    ßend und schnell wie die eines Tieres. Die Lampe schien er nur für seine Begleiter eingeschaltet zu haben - er selbst verließ sich mehr auf seine Sinne. Er hatte den Helm abgenommen und lauschte immer wieder in den Tunnel. Von Zeit zu Zeit hielt er inne und sog durch die Nase tief die rostige Luft ein - was Homers Verdacht noch bekräftigte.
    Lautlos glitt Hunter einige Schritte vor den anderen dahin, ohne sich auch nur einmal nach ihnen umzusehen. Es war, als hätte er ihre Existenz vollkommen vergessen. Achmed, der nur selten im Südtunnel Wachdienst gehabt hatte und daher die seltsamen Angewohnheiten des Brigadiers

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