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Metro 2034

Metro 2034

Titel: Metro 2034 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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Luftschutzkeller, die man in Erwartung des Jüngsten Tages errichtet hatte. Doch mit dem Geld kehrte auch der alte Dünkel zurück, und mit ihm Menschen, die keine guten Absichten hegten. Knarrend öffneten sich die angerosteten tonnenschweren Türen, Lebensmittel- und Medikamentenvorräte wurden erneuert, Luft- und Wasserfilter instand gesetzt. Gerade noch rechtzeitig.
    Die Anstellung bei der Metro war für Kolja, der aus einer anderen Stadt kam und nichts besaß, gleichbedeutend mit der Aufnahme in die Freimaurerloge. Einst ein arbeitsloser Außenseiter, war er nun Mitglied einer mächtigen Organisation geworden, die seine bescheidenen Dienste großzügig entlohnte und ihm die Teilhabe an den tiefsten Geheimnissen der Weltordnung verhieß. Außerdem erschien ihm der Verdienst, den die Stellenanzeige versprach, äußerst attraktiv, zumal an den künftigen Streckenwärter kaum Ansprüche gestellt wurden.
    Es dauerte einige Zeit, bis er aus den zögerlichen Erklärungen seiner Kollegen zu begreifen begann, warum die Metro-Gesellschaft ihre Mitarbeiter mit hohen Gehältern und Gefahrenzulagen ködern musste. Nein, es lag weder an den engen Dienstplänen noch am freiwilligen Verzicht auf Tageslicht. Hier ging es um Gefahren ganz anderer Art.
    Den unausrottbaren Gerüchten von düsterem Teufelswerk schenkte Kolja als durch und durch skeptischer Mensch keinen Glauben. Doch eines Tages kehrte ein Bekannter von der Begehung eines kurzen Blindtunnels nicht zurück. Seltsamerweise machte man sich gar nicht die Mühe, ihn zu suchen - der Schichtführer winkte nur deprimiert ab. Ebenso spurlos wie der Mann selbst verschwanden auch sämtliche Unterlagen, die belegten, dass er jemals in der Metro gearbeitet hatte.
    Allein Kolja wollte sich, noch jung und naiv, einfach nicht mit dem Verschwinden seines Freundes abfinden. Bis ihn schließlich einer der älteren Angestellten beiseitenahm und ihm zuflüsterte, wobei er sich immer wieder hastig umblickte, sie hätten seinen Freund »mitgenommen«. Kolja erfuhr also nur allzu deutlich, dass im Moskauer Untergrund Unheilvolles geschah -und das lange bevor Armageddon über die riesige Stadt hereinbrach und mit sengendem Atem alles Leben in ihr zerstörte.
    Der Verlust seines Freundes und die Initiation in das verbotene Wissen hätten Kolja Angst einjagen müssen. Er hätte fortgehen, die Arbeit aufgeben und eine andere finden können. Doch hatte sich das, was ursprünglich einer Zweckheirat zwischen ihm und der Metro gleichgekommen war, inzwischen zu einer leidenschaftlichen Affäre entwickelt. Als er der endlosen Wanderungen durch die Tunnel allmählich überdrüssig wurde, ließ er sich zum Hilfszugführer ausbilden und erstritt sich so einen festen Platz in der komplexen Hierarchie der Metro-Gesellschaft.
    Je näher er dieses verkannte Weltwunder kennenlernte, dieses nostalgisch nach der Antike ausgerichtete Labyrinth, diese herrenlose, zyklopische Stadt, ein auf den Kopf gestelltes Spiegelbild der Oberfläche in der dunklen Moskauer Erde, desto tiefer und rückhaltloser verliebte er sich darin.
    Dieser von Menschen geschaffene Tartaros wäre ohne weiteres der Dichtkunst eines echten Homer würdig gewesen, zumindest aber der fliegenden Feder eines Swift, und es hätte ihn vielleicht noch stärker beeindruckt als die schwebende Insel Laputa . Doch es war nur Kolja, der die Metro insgeheim verehrte und auf ungeschickte Weise besang.
    Nikolai Iwanowitsch Nikolajew. Lächerlich. Die Herrin des Kupferberges zu lieben ging ja noch an, doch den Kupferberg selbst?
    Tatsächlich beruhte diese Liebe auf Gegenseitigkeit bis hin zur Eifersucht. Sie sollte Kolja seiner Familie berauben, ihm selbst dagegen das Leben retten.
    Hunter blieb so plötzlich stehen, dass Homer aus dem weichen Federbett seiner Erinnerungen nicht rechtzeitig wieder auftauchte und dem Brigadier ungebremst in den Rücken lief. Wortlos stieß dieser den Alten zurück und erstarrte erneut, senkte den Kopf und hielt sein entstelltes Ohr in den Tunnel. Wie eine blinde Fledermaus sich ein Bild von dem sie umgebenden Raum zeichnet, schien er unhörbare Schallwellen wahrzunehmen.
    Homer hingegen spürte etwas anderes: den Geruch des Nachimowski prospekt, einen Geruch, der nicht zu verwechseln war. Wie schnell sie durch den Tunnel gekommen waren. Hoffentlich mussten sie nicht noch dafür bezahlen, dass man sie so leicht bis hier durchgelassen hatten. Als hätte er Homers Gedanken gehört, riss Achmed sein Sturmgewehr von der Schulter

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