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Metro 2034

Metro 2034

Titel: Metro 2034 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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wieder beruhigt und fuhr gleichmäßig fort: »Wir müssen etwas unternehmen. Die anderen warnen. Ich werde mich freiwillig melden. Nicht zur Sewastopolskaja, sondern um die Stelle zu finden, wo das Kabel beschädigt ist. Wir müssen sie unbedingt erreichen.«
    Ein weiterer Tag verging, an dem der Autor offenbar mit dem Kommandeur der Karawane gerungen und sich mit den anderen Soldaten gestritten hatte, ein Tag, an dem seine Verzweiflung immer weiter gewachsen war. Was der Funker ihnen zu erklären versucht hatte, hielt er, nachdem er wieder zur Ruhe gekommen war, in seinem Tagebuch fest: »Sie begreifen es einfach nicht! Bereits eine ganze Woche dauert die Blockade schon. Die Sewastopolskaja wird eine neue Troika schicken, und auch diese wird nicht zurückkehren. Dann werden sie mobil machen und einen gro
    ßen Sturmangriff starten. Aber wer auch immer zur Tulskaja kommt, befindet sich automatisch in der Risikozone. Irgendjemand wird sich sicher anstecken und nach Hause laufen. Und das ist dann das Ende. Wir müssen verhindern, dass sie die Station stürmen! Warum verstehen sie das nicht.«
    Ein weiterer Versuch, die Leitung zu überzeugen, verlief fruchtlos wie alle vorherigen: »Sie lassen mich nicht gehen. Sie sind verrückt geworden. Wenn nicht ich, wer dann? Ich muss fliehen.«
    »Ich habe so getan, als sei ich jetzt doch damit einverstanden, dass wir weiter warten«, schrieb er einen Tag später. »Dann habe ich mich zur Wache am Tor einteilen lassen. Irgendwann sagte ich, dass ich die Stelle suchen will, wo das Kabel durchgebrochen ist, und bin einfach losgelaufen. Sie haben mir in den Rücken geschossen. Die Kugel steckt noch.« Homer blätterte um. »Nicht für mich. Für Natascha und Serjoschka. Ich dachte schon, dass ich da nicht rauskomme. Aber sie sollen leben. Damit Serjoschka .« Hier entglitt die Feder den geschwächten Fingern des Autors.
    Vielleicht hatte er dies auch später hinzugefügt, weil woanders kein Platz mehr war oder weil es keine Rolle mehr spielte, wo er etwas hinschrieb. Dann stellte sich die Chronologie wieder ein: »An der Nagornaja haben sie mich durchgelassen, vielen Dank!Ich habe keine Kraft mehr. Ich gehe und gehe.
    Ohnmächtig geworden. Wie lange geschlafen? Weiß nicht. In der Lunge Blut? Von der Kugel, oder bin ich krank? Ich .« Die Kurve des letzten Buchstabens streckte sich zu einer geraden Linie wie das Enzephalogramm eines Sterbenden.
    Doch dann war er offenbar noch einmal zu sich gekommen und hatte den Satz zu Ende führen können: ». kann die kaputte Stelle nicht finden.«
    Was sich nun zusammen mit roten Gerinnseln aufs Papier ergoss, wurde immer unzusammenhängender. »Der Nachimowski. Ich bin da. Ich weiß, wo das Telefon ist. Ich werde sie warnen. Bloß nicht!Retten. Fehlst mir. Bin durchgekommen. Ob sie's gehört haben? Bald geht's zu Ende. Komisch. Ich bin müde. Keine Patronen mehr. Ich will einschlafen, bevor diese. Da stehen sie und warten. Ich lebe noch. hau ab.«
    Das Ende des Tagebuchs hatte er offenbar bereits zuvor verfasst. Mit feierlicher, gerader Schrift wiederholte er dort die Warnung, die Tulskaja nicht zu stürmen, und fügte seinen Namen hinzu - den Namen dessen, der sein Leben geopfert hatte, um dies zu verhindern.
    Doch Homer wusste: Das Letzte, was der Funker geschrieben hatte, bevor sein Signal für immer verstummte, war dieser Satz: »Ich lebe noch. hau ab.«
    Eine schwere Stille umgab die beiden Menschen, die am Feuer kauerten. Homer bemühte sich nicht mehr, das Mädchen zum Sprechen zu bringen.
    Schweigend kratzte er mit einem Stock in der Asche des Feuers, wo das feuchte Notizbuch widerstrebend wie ein Ketzer verbrannte, und wartete darauf, dass der Sturm, der in ihm wütete, nachließ. Das Schicksal verhöhnte ihn. Wie sehr hatte es ihn danach verlangt, das Geheimnis der Tulskaja zu lösen. Wie stolz war er gewesen, als er das Tagebuch entdeckt hatte, wie sehr hatte er darauf gehofft, die Fäden dieser Geschichte selbst entwirren zu können. Und? Nun, da er die Antwort auf alle Fragen besaß, verfluchte er sich für seine Neugier.
    Sicher, als er das Tagebuch am Nachimowski einsteckte, hatte er eine Maske aufgehabt, und auch jetzt steckte er in einem ABCSchutzanzug. Doch niemand wusste, wie die Krankheit übertragen wurde! Was für ein Idiot war er gewesen, sich einzureden, dass er nicht mehr viel Zeit hatte. Natürlich, das hatte ihn angetrieben, ihm geholfen, Trägheit und Furcht zu überwinden.
    Doch der Tod hatte seinen eigenen

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