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Metro 2034

Metro 2034

Titel: Metro 2034 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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wandte sich ab.
    »Sie werden sich gedulden müssen. Aber da Sie schon einmal auf den Beinen sind und sich offenbar gut fühlen, könnten Sie ja ein wenig spazieren gehen.« Der Arzt packte seine Instrumente in eine alte Plastiktüte und gab Homer die Hand. »Ich komme in ein paar Stunden wieder. Die Stationsleitung hat in Ihrem Fall eine besonders sorgfältige Behandlung angeordnet. Immerhin stehen wir in Ihrer Schuld.«
    hinauf, durch eine unscheinbare, niedrige Tür - in einen riesigen, langgezogenen Saal. Sascha erstarrte auf der Schwelle, unfähig weiterzugehen. Noch nie hatte sie so etwas gesehen. Es überstieg all ihre Vorstellung, dass es so viele lebende Menschen an einem einzigen Ort gab.
    Tausende von Gesichtern, ohne Masken!Und so verschieden: Da gab es Menschen jeden Alters, vom gebrechlichen Alten bis zum Säugling.
    Unzählige Männer: bärtige, rasierte, hochgewachsene und zwergenwüchsige, erschöpfte und quicklebendige, ausgemergelte und muskulöse. Solche, die im Kampf verstümmelt worden waren, andere mit Geburtsfehlern, strahlende Schönheiten und solche, die, obwohl äußerlich unattraktiv, eine geheimnisvolle Anziehungskraft verströmten.
    Und nicht weniger Frauen: solche mit breiten Hintern, rotgesichtige Marktweiber in Kopftüchern und wattierten Jacken, aber auch feingliedrige, blasse Mädchen mit unglaublich bunten Kleidern und verschlungenen Halsketten.
    Würde ihnen auffallen, dass Sascha anders war? Würde sie in dieser Menge untertauchen können, so tun können, als wäre sie eine von ihnen, oder würden sie sich auf sie stürzen und sie zerfleischen, wie eine Horde Ratten einen fremden Albino? Zuerst schien es ihr, dass alle Augen auf sie gerichtet waren, und bei jedem Blick, den sie bemerkte, durchfuhr es sie siedend heiß. Doch nach einer Viertelstunde hatte sie sich daran gewöhnt: Manche sahen sie feindselig an, andere neugierig, wieder andere sogar allzu aufdringlich, aber die allermeisten interessierten sich nicht für sie.
    Sie streiften Sascha nur gleichgültig mit den Augen und drängten sogleich weiter, ohne sie zu beachten.
    Es kam ihr vor, als wären diese zerstreuten, unscharfen Blicke das Maschinenöl, das die Zahnräder dieses hektischen Mechanismus schmierte. Würden sich diese Menschen füreinander interessieren, so wäre die Reibung zu groß, und das ganze Treiben käme innerhalb kürzester Zeit zum Stillstand.
    Um in dieser Menge unterzugehen, bedurfte es keiner Verkleidung oder neuen Frisur. Es genügte, wenn man nicht allzu tief in die Augen der anderen eindrang, sondern seinen Blick nach kurzem Eintauchen -gleichsam fröstelnd - wieder zurückzog. Wenn Sascha sich ebenfalls mit dieser aufgesetzten Gleichgültigkeit einschmierte, würde sie leicht an den sich ständig bewegenden, ineinandergreifenden Stationsbewohnern vorbeigleiten, ohne an einer Stelle festzuhängen. In den ersten Minuten hatte das brodelnde Gebräu menschlicher Gerüche auch ihre Nase betäubt, doch schon bald gewöhnte sich ihr Geruchssinn daran, lernte die wichtigen Bestandteile herauszufiltern und alles andere zu ignorieren. Durch den sauren Gestank unreiner Körper vernahm sie zudem verlockende, jugendliche Aromen, ja bisweilen rollte ein angenehmer Duft wie eine Welle über die Menge hin
    eine parfümierte Frau war an ihr vorbeigegangen. Hinzu mischten sich der Dunst von Grillfleisch und die Miasmen der Müllgruben. Mit einem Wort: Für Sascha roch dieser Übergang zwischen den beiden Pawelezkajas nach Leben, und je länger sie den betäubenden Geruch in sich aufnahm, desto süßer kam er ihr vor. Um diesen endlos langen Korridor zu erforschen, hätte sie wahrscheinlich einen ganzen Monat gebraucht. Alles hier war so überwältigend.
    Da gab es Stände mit Schmuckstücken, die aus Dutzenden gelber, geprägter Metallscheibchen bestanden, die sie stundenlang hätte betrachten können, und riesige Bücherauslagen, die mehr geheimes Wissen bargen, als sie jemals erlangen würde.
    Ein Marktschreier lockte die Passanten zu einem Stand mit der Aufschrift BLUMEN; er bot eine riesige Auswahl von Glückwunschkarten feil, auf denen unterschiedliche Blumensträuße abgebildet waren. Als Kind hatte Sascha einmal so eine Karte geschenkt bekommen, doch wie viele davon gab es hier!
    Sie erblickte Säuglinge an den Brüsten ihrer Mütter und ältere Kinder, die mit richtigen Katzen spielten. Pärchen, die einander mit den Augen berührten, und andere, die dasselbe mit ihren Händen taten.
    Männer versuchten

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