Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
hatte ein ungewöhnliches Schloss, das nicht mit einem Schlüssel, sondern mit einer Zahlenkombination funktionierte. Artjom ging zum Fenster und versuchte es zu öffnen -vergebens. Dafür bemerkte er auf dem Fensterbrett eine fast verblichene Aufschrift.
    Der verschlossene Kiosk hatte ihn neugierig gemacht, also vergaß Artjom alle Vorsicht und schaltete seine Lampe ein. Mit Mühe konnte er die wackeligen Buchstaben entziffern: »Begrabt mich anständig. Code 767«. Kaum hatte er sich einen Reim daraufgemacht, als von weit oben ein erbostes Kreischen ertönte. Artjom erkannte es sofort: Genauso hatten die fliegenden Monster am Kalinin-Prospekt geschrien.
    Hastig löschte er das Licht, doch zu spät: Wieder ertönte der Schrei, diesmal direkt über seinem Kopf. Panisch blickte er sich um, auf der Suche nach einem Versteck. Er hatte nur eine Chance, falls seine Vermutung stimmte: Er drückte in der beschriebenen Reihenfolge auf die Tasten an der Tür und zog am Griff. Das Schloss gab ein dumpfes Klicken von sich, und die Tür schwang mühsam und unter lautem Quietschen ihrer verrosteten Angeln auf. Artjom schlüpfte hinein, schloss die Tür und schaltete die Lampe wieder ein.
    In einer Ecke, gegen die Wand gelehnt, saß die vertrocknete Mumie einer Frau. In der einen Hand hielt sie einen dicken Filzstift, in der anderen eine Plastikflasche. Die mit Linoleum beklebten Wände waren von oben bis unten mit einer ordentlichen weiblichen Handschrift beschrieben. Auf dem Boden lagen eine leere Packung Tabletten, bunte Schokoladenpapiere und Mineralwasserdosen. In einer anderen Ecke stand ein geöffneter Safe. Artjom war die Leiche nicht unheimlich, im Gegenteil, er spürte, wie ihn Mitleid mit der unbekannten jungen Frau überkam. Aus irgendeinem Grund war er überzeugt davon, dass es sich um eine junge Frau handelte.
    Wieder hörte er den Schrei der fliegenden Bestie, und ein gewaltiger Schlag krachte gegen das Dach, dass der ganze Kiosk wackelte. Artjom legte sich flach auf den Boden und wartete ab. Als kein zweiter Angriff erfolgte und sich das Kreischen des verärgerten Tiers allmählich entfernte, erhob er sich wieder. Die Box war ein ideales Versteck - hier konnte er ausharren, solange er wollte. Die Leiche war schließlich auch unversehrt geblieben, obwohl es sicherlich genug Jäger in der Nähe gab, die sich gern an ihr gütlich getan hätten. Natürlich konnte er versuchen, das Monster zu töten oder zumindest zu verletzen, doch dazu hätte er die Box verlassen müssen. Und wenn er dann danebenschoss oder die Bestie gepanzert war? Auf offenem Feld würde sie ihm sicherlich keine zweite Chance lassen. Vernünftiger war es, auf Ulman zu warten. Wenn dieser noch lebte.
    Um sich abzulenken, begann Artjom den Text an der Wand zu lesen.
    »Ich schreibe, weil ich mich einsam fühle, und damit ich nicht verrückt werde. Schon drei Tage sitze ich in dieser Bude und habe Angst, auf die Straße zu gehen. Da draußen haben es zehn Menschen nicht bis zur Metro geschafft. Sie sind tot und liegen noch immer auf der Straße herum. Zum Glück habe ich in der Zeitung gelesen, wie man mit Klebeband die Fugen abdichtet. Jetzt warte ich, bis der Wind die Wolke wegweht. Sie haben gesagt, dass nach einem Tag keine Gefahr mehr besteht.
    9. Juli. Ich habe versucht, in die Metro zu kommen. Hinter der Rolltreppe ist eine Eisenwand, die ich nicht anheben konnte. So viel ich auch geklopft habe, niemand hat mir aufgemacht.
    Nach zehn Minuten ist mir schlecht geworden, also bin ich hierher zurückgekehrt. Überall Leichen. Sie sehen schlimm aus, so aufgebläht, und sie stinken. Ich habe die Scheibe eines Lebensmittelgeschäfts eingeschlagen und mir Mineralwasser und Schokolade geholt. So verhungere ich wenigstens nicht. Ich fühle mich furchtbar schwach. Ein Safe voller Dollars und Rubel - und ich kann nichts damit anfangen. Seltsam. Nichts als Papier.
    10. Juli. Heute sind wieder Bomben gefallen. Auf der rechten Seite, vom Prospekt Mira her, habe ich den ganzen Tag furchtbares Donnern gehört. Ich dachte, es ist niemand mehr übrig, aber gestern ist ein Panzer ganz schnell hier vorbeigefahren. Ich wollte rauslaufen und ihnen winken, doch es war zu spät. Ich sehne mich so nach Mama und Ljowa. Musste mich den ganzen Tag übergeben. Dann bin ich eingeschlafen.
    11. Juli. Vorhin ist ein furchtbar verbrannter Mann hier vorbeigegangen. Ich weiß nicht, wo er sich die ganze Zeit versteckt hat. Er hat andauernd geschrien und geröchelt, es war

Weitere Kostenlose Bücher